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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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Tonfall fort. »Und beim nächsten Mal geht wirklich dein Knie dabei drauf, das verspreche ich dir.«
    Mit zusammengebissenen Kieferknochen nickte er kurz, während er einen Versuch unternahm aufzustehen, doch er stöhnte unfreiwillig und sackte wieder in sich zusammen.
    »Du kannst es ja in den ersten Wochen mal mit Holzpantinen versuchen«, sagte Ella zerstreut und wandte sich ab. »Das hilft, vorausgesetzt, die Verletzungen sind nicht allzu schwer.«
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, aber mit ihrer gesamten Aufmerksamkeit auf eventuelle Geräusche von dort gerichtet, überquerte Ella die Straße und ging auf ihre Haustür zu. Das Adrenalin schoss ihr immer noch durch die Adern, und ihre Hände zitterten, als sie die schwere Haustür hinter sich zufallen ließ. Erst dann drehte sie sich um und warf einen Blick durch das Fenster in der Tür. Im Schein der Straßenlaternen konnte sie sehen, wie sich die dunkle Gestalt auf dem Parkplatz vorankämpfte, woraufhin sich ihr Griff um den Feuerhaken ein wenig lockerte. Er war der erste Gegenstand, den sie sich gegriffen hatte, als sie in Richtung Wohnungstür gelaufen war.
    Oben in ihrer Wohnung trat sie erneut in den Erker und spähte auf die Straße hinunter. Jetzt erblickte sie den hinkenden Mann auf der anderen Seite der Kreuzung nahe der Bibliothek. Sie seufzte tief und verließ ihren Ausguck am Fenster. Langsam begann sich ihr Puls wieder zu normalisieren, und trotz der tumultartigen Nacht beschloss sie, einen Versuch zu unternehmen einzuschlafen. Sie benötigte den Schlaf vor ihrem morgigen Besuch, den sie bereits zu lange aufgeschoben hatte. Ein Besuch bei dem Mörder ihres Vaters.

Kapitel 15
    Es war kurz nach acht Uhr, als Ella zur Arbeit kam. Auf dem Weg dorthin hatte sie im Krankenhaus auf Gretes Station angerufen, um sich nach ihrem Zustand zu erkundigen. Man informierte sie darüber, dass Grete immer noch nicht wieder richtig sprechen könne und ihr linkes Bein noch sehr schwach sei, sie jedoch wieder etwas Kraft im Arm habe. Ella schob die Tür des Obduktionssaals etwas auf, in dem Simon und Stavros mit ihren jeweiligen Obduktionen in vollem Gange waren. Sie schauten beide auf und begrüßten sie munter, doch der Assistenzarzt wirkte extrem konzentriert, während er damit kämpfte, die Herzkranzgefäße aufzuschneiden. Auf dem Tisch hinter Simon lag eine weitere Leiche, die nach ihrem Aussehen zu urteilen einen fatalen Zusammenstoß mit einem Zug oder etwas Ähnlichem gehabt haben musste. Verschiedene Obduktionsfälle nahmen unterschiedlich viel Zeit in Anspruch, und generell galt das simple Prinzip, je mehr Verletzungen, desto zeitraubender die Untersuchung. Doch das traf auf tödliche Zugunfälle nicht zu. Dabei waren die Verletzungen oft so umfassend, dass die äußere Leichenschau mit der Beschreibung des Inneren der Leiche einherging. Das Obduktionsprotokoll fiel in solchen Fällen daher meist kurz aus. Dennoch konnte sie davon ausgehen, dass Simon noch mindestens eine Dreiviertelstunde beschäftigt sein würde. Das war mehr Zeit, als sie benötigte.
    Im ersten Stock angekommen, ging Ella geradewegs ins Archiv und auf Simons Regal zu. Sie blätterte rasch die Plastikmappen mit seinen aktuellen Fällen durch, ohne zu finden, wonach sie suchte. Sie fluchte im Stillen.
    Die Sekretärinnen waren alle mit unterschiedlichen Anliegen unterwegs, während sich die übrigen Ärzte in ihre Zimmer verschanzt hatten, die bedauerlicherweise alle mit einem Fenster zum Korridor versehen waren. Ella wollte nur ungern dabei ertappt werden, während sie Simons Büro durchsuchte. Dann fiel ihr Blick auf eine Gießkanne. Sie galt zwar nicht gerade als der häusliche Typ, doch als Alibi würde es ausreichen. Mit der Kanne in der Hand betrat sie entschlossen Simons Zimmer. Wie immer herrschte dort eine perfekte Ordnung, und seine mikroskopischen Präparate lagen in säuberlichen Stapeln auf dem Schreibtisch. Sie sah die Stapel mit Fällen auf dem Tisch durch und fand die Mappe, die sie suchte. Ganz hinten in der Mappe lag das Antwortschreiben des japanischen Labors. Es war mit dem gestrigen Eingangsstempel der Abteilung versehen. Sie las es zweimal. Im Hinblick auf das ungefähre Alter der Person in Erlandssons Garten war ein Fehlerquotient von 2,7 Jahren angegeben. Sie schob den Brief in die Mappe zurück und legte sie wieder auf den Tisch.
    Als sie gerade dabei war, sich aus dem Zimmer zu schleichen, erblickte sie etwas, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Im Bücherregal

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