Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
murmelte Doris. Julia vermutete, dass die Schwangerschaft schuld daran war, dass ihre Kollegin so sensibel war. Doris Seidel war alles andere als zart besaitet, hatte in ihrer Laufbahn so manches perverse Schwein zur Strecke gebracht, aber momentan wirkte sie beinahe wie ein verängstigtes Mädchen, hilflos und schockiert, wie schlecht die Welt um sie herum doch war. Eine Welt, in die sie bald ein noch viel hilfloseres und zarteres Geschöpf setzen würde.
»Sag mal, möchtest du lieber nach Hause gehen?«, fragte Julia freiheraus. »Wir stemmen das auch so, keine Frage, und ich kann mir jederzeit Verstärkung organisieren.«
»Nein, geht schon, danke«, lächelte Doris. »Ich will jetzt endlich hören, was Peter und Sabine gefunden haben.«
»Ich allerdings auch«, bekräftigte Julia Durant. Mit einem auffordernden Blick in Richtung der beiden anderen sagte sie: »Na, dann schießt mal los!«
Sie staunte nicht schlecht, als Kaufmann und Kullmer abwechselnd von ihrer Suche berichteten.
»Ein ›Durchbruch‹ im eigentlichen Wortsinne, könnte man sagen«, kommentierte die Kommissarin lächelnd, als Sabine berichtete, wie sie den verborgenen Zugang zu dem Geheimzimmer entdeckt hatte.
»Allerdings. Das und eine Menge Glück, anders kann man es nicht sagen. Schuld daran, dass wir überhaupt noch einmal im Zimmer nachgesehen haben, war einzig und allein das Piepen der Klimaanlage.«
»Könnt ihr mir das noch mal erklären, bitte?«, bat Doris.
»Klar, pass auf«, sagte Peter schnell. »Dieser Raum hat keine Fenster oder so, ist also ein heißes und stickiges Loch. Drinnen lief eines dieser kleinen Standklimageräte, du weißt schon, diese ständig brummenden Teile, der Abluftschlauch war an einen alten Kaminschacht angeschlossen. An und für sich gut durchdacht, wenn ich das mal so sagen darf, allerdings haben diese Geräte eben auch den Effekt, dass sie die Luft entfeuchten. Und so ein Wassertank ist irgendwann mal voll, dann ist’s vorbei mit der Klimatisierung, weil das Gerät sich dann automatisch abschaltet und alle paar Minuten einen Pieps von sich gibt, so lange, bis man den Wassertank ausgeleert hat. Das Gebläse läuft weiter, bringt aber nichts mehr, demnach muss der Tank wohl schon ein Weilchen voll gewesen sein, denn in dem Raum war es mächtig warm. Klar so weit?«
»Ja, danke«, nickte Doris. »Da habt ihr aber wirklich Schwein gehabt.«
» Das Schwein zu haben wäre uns lieber gewesen«, setzte Sabine nach. »Denn eines ist sicher: Der Bertram mag zwar nach außen hin das brave Muttersöhnchen abgeben, aber ich sage euch, der hat Dreck am Stecken bis zu den Ohren.«
»Gut, gut«, versuchte Julia Durant ihre Kollegin zu bremsen, »das sollten wir jetzt aber auch in der richtigen Reihenfolge besprechen, auch wenn das eine oder andere schon zwischen Tür und Angel erwähnt wurde. Ihr habt also den Geheimraum gefunden, das Klimagerät und eine High-End-Computerausrüstung.«
»Einen Arbeitsplatz mit zwei Monitoren, um genau zu sein«, ergänzte Kullmer, »dazu eine Videoausrüstung mit allem Pipapo, ein brandneues Notebook, scheinbar unbenutzt, und sogar einen kleinen Wandtresor, verrammelt natürlich. Aber den kriegt der Typ vom Wachschutz schon auf, und die Spurensicherung sammelt dann alles ein – die werden sich bestimmt bald melden.«
»Habt ihr einen der Rechner angeschaltet?«, fragte Julia.
»Nein, wir haben es natürlich versucht, aber da kam noch vor dem Systemstart eine Passwortabfrage.«
»Ein verdammter BIOS-Schutz«, kommentierte Kaufmann stirnrunzelnd.
»Aber dafür haben wir den Camcorder«, lächelte Kullmer. »Der war nämlich an den PC angeschlossen, zumindest steckte das USB-Kabel noch drinnen. Das bedeutet, es wurden Daten von der Speicherkarte oder dem internen Speicher übertragen. Üblicherweise löscht man diese während oder spätestens nach dem Übertragungsvorgang – der Speicher jedenfalls ist komplett leer. Aber solange keine neuen Aufnahmen getätigt werden, dürften diese Daten sich ohne große Probleme wiederherstellen lassen.«
»Und genau aus diesem Grund liegt das gute Stück bereits unten in der IT«, ergänzte Kaufmann lächelnd.
»Prima, dann gibt es wenigstens hier in absehbarer Zeit ein paar Ergebnisse«, nickte Julia. »Bis dahin würde ich gerne noch erfahren, was eure Besuche in den Pizza-Läden ergeben haben.«
»Hat lecker geschmeckt«, kam es sofort von Kullmer, »aber ansonsten keine nachweisbare Verbindung. Wir haben denen Stieglers Foto
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