Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
einer leeren Tube Zahnpasta, einigen Einwegrasierern und benutzten Wattepads nichts Außergewöhnliches fand.
»Okay, Abmarsch nach unten«, seufzte Kullmer und ließ seiner Kollegin mit einer entsprechenden Handgeste den Vortritt zur Treppe. Da hörte auch er ein Geräusch.
»Scht!«, zischte er und hob die Hand. Sabine hielt inne und blickte ihn fragend an, er reckte den Hals und lauschte. Nichts.
»Ich könnte schwören, dass da eben etwas war«, erklärte Kullmer mit gerunzelter Stirn.
»So eine Art Pfeifen?«, fragte seine Kollegin mit erhelltem Blick.
»Ja, genau. Nur eben ganz kurz. Hast du’s auch gehört?«
»Vorhin vielleicht, ich weiß nicht genau.« Sie schüttelte den Kopf. »Unmittelbar, bevor du wieder hochgekommen bist, aber seitdem nichts mehr.«
»Hmmm, seltsam.« Kullmer verdrehte nachdenklich die Augen. »Es kann ja nicht sein, dass wir beide Halluzinationen haben, oder?«
»Nein, es wird schon nicht bei uns beiden piepen.« Sabine Kaufmann tippte sich an die Stirn, dann wurde sie wieder sachlich: »Aber wer weiß schon, was es in diesem Haus alles für Installationen gibt. Warmwasserboiler, Zeitschaltuhr oder, was am schlimmsten wäre, die Alarmanlage schaltet sich wieder scharf.«
»Nein, dafür braucht es einen Code«, gab Kullmer zurück. »Aber lass uns das mal analytisch angehen. Angenommen, es piept oder fiept oder pfeift hier irgendwo … In diesem Zimmer hier kann es ja wohl nicht sein, oder?«
»Wüsste beim besten Willen nicht, wo«, bestätigte Sabine.
»Bleibt also das Bad, vielleicht liegst du mit dem Boiler ja gar nicht so falsch«, schloss Kullmer.
»Gut, lass uns nachsehen.«
Sie eilten ins Bad, schweigend, in der Hoffnung, das Geräusch noch einmal zu hören. Sabine untersuchte den Spiegelschrank, prüfte, ob sich etwas dahinter befand. Peter ließ seinen Blick über die Wände wandern. Über der Badewanne schließlich, seitlich unter der Deckenschräge, befand sich eine Zugangsklappe, sie war fachmännisch überkachelt und kaum zu sehen, wenn man nicht danach suchte. Er schätzte die Maße auf sechzig Zentimeter Höhe und vierzig Zentimeter Breite; sechs rechteckige Fliesen in zwei Reihen. In einer von ihnen befand sich ein Loch, er steckte den Finger hinein und zog. Längst war Sabine neben ihn getreten und lugte ihm neugierig über die Schulter. Mit einem Knacken löste sich der magnetische Schließmechanismus, doch die Kommissare wurden enttäuscht. Hinter der Klappe fanden sich, neben Unmengen von Spinnweben, lediglich ein Wasserabsperrventil und einige isolierte Leitungen.
»Mist«, entfuhr es Kullmer enttäuscht, und er blickte nach hinten zu seiner Kollegin. Kaufmann zuckte mit gepressten Lippen die Schultern, beide seufzten resigniert, und Peter klappte die Luke wieder zu.
Dann aber fuhren die Kommissare plötzlich zusammen. Da war es wieder, ein gedämpftes Piepen, nur ein Mal, aber ganz deutlich.
»Ha!«, rief Kullmer und sprang auf.
»Also doch keine Einbildung!«, kommentierte Kaufmann.
»Es ist nicht hier im Raum, dafür war es zu dumpf«, überlegte Kullmer.
»Also nebenan? Aber wo denn? Das hätten wir doch viel deutlicher hören müssen.«
»Keine Ahnung, finden wir’s raus!«
Sie wechselten hinüber in Alexanders Schlafzimmer, verharrten dort in der Mitte des Raums, wachsam lauschend, bei nicht eingeschaltetem Licht.
»Es muss irgendein Intervall geben«, flüsterte Kaufmann. »Ein einmaliges Signal kann es nicht sein, dafür kam es schon zu oft, ein regelmäßiges Piepen im Minutentakt wäre uns hingegen viel früher aufgefallen. Deaktiviert haben kann es theoretisch auch niemand, die Chancen stehen also gut, wenn wir nur lange genug abwarten.«
»Ich rühre mich hier keinen Millimeter weg«, erwiderte Kullmer. Viel zu groß war seine Hoffnung, dass es sich vielleicht um den Signalton eines Handys handelte, das seinen Besitzer penetrant dazu aufforderte, den auf Reserve stehenden Akku zu laden.
Piep!
»Dort, im Schrank!«, rief Kaufmann, und Kullmer schaltete das Licht ein, während sie auf das Möbelstück zusprang.
»Klingt genauso dumpf wie im Bad«, murmelte er. »Vielleicht ein Handy in irgendeiner Jackentasche?«
Gemeinsam untersuchten sie Kleidungsstück für Kleidungsstück, Sabine entnahm zuerst die Sakkos, dann die Jacke, Kullmer tastete die Taschen ab und deponierte die untersuchten Sachen auf dem Bett.
»Letzte Chance«, verkündete seine Kollegin, als sie ihm den Mantel reichte. Doch noch bevor er mit der Hand in die
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