Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Alarmsystem der Villa überlistet hat?«, hakte die Kommissarin nach.
»Nach Aussage des Wachmanns wohl immer noch schwierig«, erwiderte Kullmer. »Allerdings gibt es bestimmt noch einige Hintertürchen, die ein Informatiker wie Bertram locker herausfinden würde.«
»Glaube ich auch«, pflichtete Kaufmann bei, doch bevor sie weitersprechen konnte, läutete das Telefon. Im Display stand »IT Schreck«. Wie passend, dachte Julia mit einem Schmunzeln. »Wo wir gerade beim Thema sind«, sagte sie und betätigte den Freisprechknopf.
»Hallo, Herr Schreck. Genau im richtigen Moment, wir sitzen hier alle und sinnieren über die Möglichkeiten der Computerkriminalität. Außerdem warten wir schon gespannt auf Ihre Neuigkeiten.«
Schreck räusperte sich. »Äh, fein, dann guten Tag zusammen. Wir sprechen beide über die Kamera, nehme ich an?«
»Ja, auch. Meine Kollegen haben uns bereits mitgeteilt, dass Sie dieses Beweisstück vorrangig behandeln sollten.«
»Na ja, hier stapeln sich bald die Laptops, mit denen Sie uns so großzügig versorgen«, entgegnete Schreck, »da war so eine kleine Sechzehner SD doch mal ne nette Abwechslung.«
»Eine was? «
»Eine Secure Digital Memory Card«, erklärte Schreck geduldig. »16 Gigabyte Speicher, Class 4, durchaus geeignet für eine ansehnliche Menge hochauflösenden Videomaterials. Leider, leider«, seufzte er dann, »hat der Eigentümer die Daten ziemlich gewissenhaft gelöscht.«
»Was genau heißt das?«
»Nun, er hat die Dateien wahrscheinlich auf den PC verschoben, das zumindest vermuten ja Ihre Kollegen, weil das USB-Kabel noch angeschlossen war. In der Regel löscht man den Kameraspeicher dann, weil man ja Platz für die nächsten Aufnahmen braucht. Gelegentlich empfiehlt es sich, eine Karte neu zu formatieren, speziell dann, wenn man sichergehen will, dass niemand auf die gelöschten Daten zugreifen soll.«
»Und das ist hier der Fall?«
»Es sieht so aus. Auch wenn offenbar kein Tool wie ›Kill-SSD‹ oder so eingesetzt wurde, war es mir so ad hoc nicht möglich, die Videodaten zurückzuholen oder …«
»Gar nicht möglich?«, unterbrach Julia ihn mit niedergeschlagener Stimme.
»Warten Sie doch ab«, sagte Schreck. »Ich konnte eine Sequenz von einigen Sekunden retten, das wird Ihnen auch bestimmt erst einmal weiterhelfen, aber für eine gründliche Datenrettung braucht es einiges mehr an Zeit.«
Hoffnung blitzte in Julia Durants Augen auf. »Schicken Sie es hoch?«
»Kann ich machen.«
»Das wäre prima. Noch etwas: Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass jemand ein computergesteuertes Alarmsystem manipuliert, ohne dass es jemand bemerkt?«
»Hm. Hat dieser Jemand Computererfahrung?«
»Ja, und das nicht zu knapp. Informatikstudium an der FH und tätig in einer IT-Firma. Die Hälfte des Materials auf Ihrem Tisch gehört ihm, die Kamera eingeschlossen.«
»Wenn das so ist«, entgegnete Schreck, »dann sollte ein Hausalarm ihm keine nennenswerten Probleme bereiten. Ich meine, die meisten Systeme werden ohnehin überbewertet, und wenn man sich einigermaßen auskennt und gezielt danach sucht, findet man übers Internet irgendwann eine brauchbare Lösung.«
»Danke, Sie sind ein Genie!«
»Und ein vollkommen vereinsamtes noch dazu«, seufzte es aus dem Lautsprecher zurück. »Das nächste Mal könnten Sie ruhig mal wieder hier unten vorbeischauen, Sie wissen doch, wir beißen nicht.«
Doch Julia Durant hatte ihre Gründe, warum sie die Computer-Abteilung der KTU mied. Nestroy … Doch das war eine andere Geschichte aus einer anderen Zeit.
»Sobald Sie sich durch die Computer gekämpft haben, komme ich höchstpersönlich vorbei«, versprach die Kommissarin herzlich, »und das dürfen Sie nun gerne als Ansporn nehmen.«
Das sympathische Lachen von Herrn Schreck erklang, im Hintergrund vernahm sie Tastengeklapper, dann verabschiedete er sich mit den Worten: »Okay, da nehme ich Sie mal beim Wort und spute mich. Übrigens: Sie haben Post.«
Kaum zwei Minuten später starrte die Kommissarin entgeistert auf ihren Monitor. Doris, Peter und Sabine hatten sich neugierig um sie geschart und gebannt auf den dezenten Klang des Posteingangssignals gewartet. Julia hatte die E-Mail mit Doppelklick geöffnet, sie enthielt außer der Standardsignatur der Computerforensik keinen Text, lediglich das Symbol einer Büroklammer im Mailfenster verriet, dass sich eine Datei im Anhang befand. Ein weiterer Doppelklick, auf dem Bildschirm erschien das Fenster des
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