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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Verhalten Sharon gegenüber bemerkt haben. Der Begriff ›kühl‹ kam von Ihrer Seite.« John näherte sich dem Zeugenstand. »Haben Sie jemals ein Anzeichen – irgendein Anzeichen – dafür gesehen, daß Ann Sharon die Schuld an dem gab, was mit Jerry geschah?«
    »Das haben Sie mich schon mal gefragt!«
    »Dann frage ich Sie eben noch einmal!«
    Chad zögerte. »Ich glaube nicht, daß Ann ihr die Schuld gab.«
    »Sie zögern, und das haben Sie beim erstenmal auch getan. Aus welchem Grund?«
    Chad zögerte ein drittesmal, bevor er antwortete: »Ann hatte ein Bild von sich und Sharon auf dem Nachttisch stehen. Nach Jerrys Beerdigung hat sie es weggenommen.« Chad senkte den Kopf. »Sie hat es in den Müll geworfen.«
    »Sie hat ein Foto ihrer besten Freundin in den Müll geworfen?« wiederholte John so laut, daß es niemand überhören konnte, und prompt lehnte sich die gesamte Jury aufmerksam vor.
    »Ja«, bestätigte Chad.
    »Hat Ann Sie jemals gefragt, wie Jerry zu Sharon stand?«
    »Ja.«
    »Nach Jerrys Tod?«
    »Ja.«
    John nickte.
    »Das kann ich nachvollziehen. Ein Junge wird manche Dinge eher seinem besten Freund als seiner Schwester erzählen, und das hat Ann sicher gewußt. Was haben Sie ihr gesagt?«
    »Daß Jerry sehr an Sharon gehangen hat.« Chad zuckte mit den Schultern. »Ann versuchte zu begreifen, warum Jerry es getan hatte. Aber ich wollte Sharon nicht die Schuld geben!«
    »Ich bin sicher, daß Sie das nicht wollten«, meinte John mitfühlend. »Hat Jerry einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
    Chad warf Sharon einen kurzen Blick zu. »Ja«, sagte er.
    »Und was stand drin?«
    »Ich liebe sie«, antwortete Chad leise.
    Er hat mich geliebt? Nein, das ist nicht wahr! Wie hätte er mich lieben können? Sie war plötzlich sehr traurig. Warum hat mir das niemand gesagt?
    Die Frage war leicht zu beantworten: Ann hatte dafür gesorgt, daß sie es nicht erfuhr!
    John blieb jetzt unmittelbar vor Chad stehen und legte eine Hand auf das Eisengeländer, das den Zeugenstand umschloß – nicht weit von Chads gefalteten Händen. Er beugte sich ein Stück vor, und als er weitersprach, geschah es wie zu einem Freund, mit dem man unter vier Augen private Probleme besprach.
    »Sie ist nicht mehr da, Chad! Sie brauchen sie nicht mehr zu schützen«, sagte er eindringlich. »Hat sie Sharon die Schuld an dem gegeben, was mit Jerry passiert ist?«
    Chad schloß die Augen und holte tief Luft. »Ich glaube, es kann sein«, flüsterte er.
    »Ann war wütend auf sie?«
    »Ja.«
    John trat einen Schritt zurück und stemmte die Hände in die Hüften. Seine ganze Haltung war jetzt völlig verändert. »Warum blieb Ihr Bruder nur eineinhalb Jahre in der Marine, obwohl er sich für drei Jahre verpflichtet hatte?«
    Chad riß die Augen auf, zutiefst erschrocken durch den strengen Ton, in dem John die Frage gestellt hatte. »Das hat er Ihnen doch gesagt – er ist Asthmatiker!«
    »Ist er nicht auch ziemlich rauflustig?«
    »Einspruch!« rief Margaret Hanover. »Paul Lear ist hier nicht der Angeklagte!«
    »Einspruch abgelehnt«, sagte der Richter.
    »Euer Ehren!« protestierte die Staatsanwältin.
    »Ich finde die Frage wichtig«, erklärte Richter Warner. »Der Zeuge soll antworten.«
    »Er ist aus dem Dienst ausgeschieden«, sagte Chad diplomatisch.
    »Mir liegen einige Berichte vor«, verkündete John, »die die Jury nach ihrem Gutdünken studieren kann, während sie über das Urteil berät. Diese Berichte stammen aus Akten der U.S.-Marine, und sie zeichnen drei verschiedene Zwischenfälle auf, in deren Verlauf Paul Lear mit einem Mannschaftskameraden in Streit geriet. Bei einem dieser Konflikte geriet er sogar mit einem Vorgesetzten, einem Marineoffizier, aneinander. Kein Wunder, daß sie ihn an Asthma leiden ließen… Sie wollten ihn loswerden!«
    »Einspruch!« rief die Staatsanwältin.
    »Stattgegeben«, antwortete Richter Warner. »Die letzte Bemerkung ist aus dem Protokoll zu streichen. Die Verteidigung möge davon absehen, Schlußfolgerungen zu ziehen.«
    »Entschuldigung, Euer Ehren«, meinte John. »Lassen Sie uns zu dem Abend zurückkehren, als Ann starb, Chad. Wie lange haben Sie gebraucht, um zum Rand der Klippe zu gelangen, nachdem Ann geschrien hatte?«
    »Weniger als eine Minute.«
    »Und was fanden Sie dort vor?«
    »Sharon«, erwiderte Chad. »Sie war allein und kniete mit geschlossenen Augen am Abgrund.«
    »Rief sie nach Ann?« fragte John.
    »Ja, sie hatte schon mehrere Male Anns Namen gerufen, als wir

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