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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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aufgebracht zurück. Sie hatte Fred die Bemerkungen noch nicht verziehen, die er kurz nach Anns Tod gemacht hatte. Als er mit den Polizisten zurückgekommen war, vier Stunden, nachdem er sie mit Paul allein gelassen hatte, war er dagegen sehr höflich gewesen. Er hatte den Beamten sogar erklärt, daß es nicht nötig sei, sie auf dem Rückweg in die Zivilisation in Handschellen zu legen. Aber er hatte sie nicht ein einziges Mal im Gefängnis besucht.
    »Er ist ja nicht besonders ansehnlich«, stellte John fest, als Fred zum Zeugenstand schlurfte, wobei sein Hinken mehr auffiel als sonst.
    »Er ist Musiker«, erklärte Sharon, »und ich mag Musiker!«
    »Du könntest bessere Männer haben«, meinte John.
    »Sie zum Beispiel?« fragte Sharon kühl.
    John grinste. »Hab’ ich dir schon erzählt, was mein Lieblingsinstrument ist?«
    »Wahrscheinlich das Schifferklavier«, murmelte Sharon.
    »Du warst nah dran: Es sind Menschen! Es ist nicht schwer, mit ihnen zu spielen – ich brauche nur den Mund aufzumachen.«
    »Sie sind ekelhaft«, erklärte Sharon. »Haben Sie denn irgendwas Interessantes über Fred herausgefunden?«
    »O ja, und wie!«
    »Was denn?«
    »Du wirst schon sehen«, gab John zurück.
    Fred setzte sich und wurde vereidigt. Er schien unter der weitverbreiteten Krankheit zu leiden, Sharon nicht ins Gesicht sehen zu können.
    Margaret Hanover ging zu ihm hinüber.
    »In welcher Beziehung standen Sie zu der Toten?« fragte sie.
    »Ich habe sie nur ein paarmal getroffen, meistens wenn ich mit Sharon zusammen war«, erklärte Fred.
    »Waren Sie Freunde?« wollte die Staatsanwältin wissen.
    »Nein.«
    »Und wie war Ihr Verhältnis zur Angeklagten?«
    »Ist damit Sharon gemeint?«
    »Ja.«
    Fred warf ihr jetzt doch einen kurzen Blick zu. »Wir waren befreundet und sind ein paarmal miteinander ausgegangen.«
    »Wie oft?«
    »Vielleicht sechsmal.«
    »Hatten Sie ein Liebesverhältnis?« fragte die Staatsanwältin.
    »Erheben Sie Einspruch!« flüsterte Sharon John zu. »Das ist zu persönlich!«
    »Psst!« machte John.
    »Meinen Sie, ob wir miteinander geschlafen haben?« vergewisserte sich Fred.
    »Bitte, protestieren Sie auf der Stelle«, forderte Sharon John auf.
    »Aber ich will die Antwort hören«, meinte er trocken.
    »Noch nicht«, erwiderte Fred.
    John wirkte enttäuscht. »Soviel Theater um nichts«, murmelte er.
    »Noch nicht?« Sharon war zutiefst empört. »Der hat vielleicht Nerven!«
    »Was geschah, nachdem Sharon und Ann vom Lagerfeuer weggingen?« fragte die Staatsanwältin.
    »Die Mädchen verschwanden im Dunkeln, zur Klippe hin«, meinte Fred. »Als sie ein paar Minuten weg waren, hörten wir Ann ›Tu’s nicht‹ rufen und dann ihren Schrei, als sie abstürzte.«
    »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren«, sagte die Staatsanwältin und kehrte auf ihren Platz zurück.
    John erhob sich ansatzweise und erklärte seinerseits: »Keine Fragen, Euer Ehren!«
    Margaret Hanover warf ihm einen Blick zu, und der Anflug eines Lächelns lag auf ihrem Gesicht. Anscheinend war sie davon überzeugt, daß sie diesen Prozeß so gut wie gewonnen hatte.
    »Die Anklage hat keine weiteren Zeugen, Euer Ehren«, erklärte sie.
    Richter Warner verlagerte sein Gewicht im Stuhl auf die andere Seite, und es dauerte eine Weile, bis er sprach. Zum erstenmal zeigte er Anzeichen der Schläfrigkeit, von der John gesprochen hatte.
    »Die Verteidigung kann jetzt ihre Zeugen aufrufen«, sagte er und gähnte ausgiebig.
    John stand auf. »Danke, Euer Ehren. Die Verteidigung wünscht Chad Lear noch einmal aufzurufen.«
    Chad machte sich wieder auf den Weg zum Zeugenstand, und der Richter erinnerte ihn daran, daß er noch unter Eid stand.
    John ging zur Geschworenenbank hinüber, und seine Miene war ebenso unbefangen wie offen und freundlich. Zwei weibliche Geschworene mittleren Alters strahlten sichtlich, als er näher kam. Sharon konnte in diesem Moment sein Gesicht nicht sehen, weil er mit dem Rücken zu ihr stand, aber sie war sich sicher, daß er ihnen zugezwinkert hatte. Schließlich wandte er sich Chad zu.
    »Ich hätte gern, daß Sie uns noch etwas mehr über diese gewisse Kälte erzählen, die Ann Sharon gegenüber entwickelte, nachdem ihr Bruder sich umgebracht hatte«, sagte er.
    »Dazu habe ich nichts mehr zu sagen«, erwiderte Chad.
    »Warum haben Sie denn vorhin darüber gesprochen?«
    »Weil Sie mich danach gefragt haben«, sagte er leise.
    »Ich hatte Sie gefragt, ob Sie nach Jerrys Tod eine Veränderung in Anns

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