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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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was tat sie dann? Ist sie etwa zu Fuß nach Hause gelaufen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie sie begleitet, als sie den Wagen abgestellt hat?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Nein; doch.«
    »Was denn nun?«
    »Ich hab’ sie nicht begleitet, als sie den Wagen am See abgestellt hat.«
    John hielt den Felshaken hoch. »Haben Sie das schon mal gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber Ihr Bruder hat Ihnen doch die Grundbegriffe des Bergsteigens beigebracht! Sie müssen also schon mal so etwas gesehen haben.«
    »Ich dachte, Sie meinten genau diesen da!«
    »Also haben Sie schon mal einen gesehen?«
    »Ja.«
    »Und an dem Abend, als Ann starb?«
    »Chad hatte seine Ausrüstung nicht dabei.«
    »Damit haben Sie meine Frage nicht beantwortet!«
    »Nein.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher?« bohrte John weiter.
    »Ja«, erwiderte Paul scheinbar ungerührt.
    »Und was ist aus dem Haken geworden, den Fred gesehen hat?«
    »Ich weiß nicht«, gab Paul zurück.
    »Sie haben ihn nicht gefunden?«
    »Nein!«
    »Er ist also einfach verschwunden?«
    »Es sieht so aus!«
    John legte den Haken weg und holte das dünne grüne Buch von der Geschworenenbank. »Haben Sie dieses Buch schon einmal gesehen, Paul?«
    »Nein.«
    »Hat Ann in Ihrer Gegenwart vielleicht einmal darüber gesprochen?«
    »Sie hat über viele Bücher gesprochen – ich kann mich nicht an alle erinnern!«
    John ließ das Buch mit Schwung auf das Geländer des Zeugenstands niedersausen. »So langsam habe ich genug von diesem Spiel! ›Ich weiß nicht… Ich kann mich nicht erinnern‹, das ist alles, was Sie uns zu sagen haben! Sie tun so, als seien Sie an jenem Abend nicht einmal dort gewesen! Was haben Sie getan, nachdem Sie Sharon allein gelassen hatten?«
    »Ich habe Ann gesucht.«
    »Haben Sie sie denn gefunden?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Wonach suchten Sie? Nach ihrer Leiche? Oder wußten Sie, daß Ann noch lebte?«
    Die Zuhörer schnappten nach Luft, und Sharon machte keine Ausnahme. Sie wünschte nichts sehnlicher, als daß John endlich sagen sollte, daß Ann noch am Leben war – auch wenn er ihr schon zu verstehen gegeben hatte, daß das nicht zutraf.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, murmelte Paul.
    »O doch, das tun Sie!« rief John, dessen Wangen jetzt vor Aufregung gerötet waren. »Ann haßte Sharon und gab ihr die Schuld an der Sache mit Jerry. Ann wollte Rache. Sie las ein Buch über ein Mädchen, das sich auch rächen wollte, ein Mädchen, das einen Freund wegen des fingierten Mordes an ihr vor Gericht bringen wollte. Plötzlich begann Ann, Bergsteigen zu lernen. Sie sprach mit Chad über einen Ausflug in die Berge. Dann kaufte Ann ein gestohlenes Auto und parkte es in eben diesen Bergen. Was tat sie dann, Paul?«
    »Ich weiß nicht!«
    »Sie zog Sie ins Vertrauen, denn sie brauchte Ihre Hilfe. Was haben Sie getan, als Sie am Seil hingen, Paul?«
    »Nichts!«
    »Sie haben getan, worum Ann Sie gebeten hatte! Wo liegt das Problem, wenn man angeleint von einer Klippe springt? Macht man sich Sorgen, weil die beste Freundin vielleicht vor Gericht landen könnte? Nein, das war kein Problem für die schlaue und schöne Ann, denn sie wollte ja, daß Sharon angeklagt würde. Sie wollte, daß Sharon in diesem Gerichtssaal landete. Nein, Ann hatte nur ein kleines Problem, das sie nicht ohne Hilfe lösen konnte. Und deswegen brauchte sie Sie, Paul!«
    »Nein!«
    »O doch! Ann brauchte jemanden, der das Seil durchtrennte, sobald sie unten war. Was haben Sie getan, Paul, als sie sich hinuntergelassen hatten?«
    »Einspruch«, rief die Staatsanwältin.
    »Ruhe!« gab John zurück.
    »Ich habe gar nichts getan«, sagte Paul, aber seine Stimme klang kläglich.
    »Sie lügen mich an«, sagte John mit erhobener Stimme, »genau, wie Sie Ann angelogen haben. Wie kommt es, daß Ann niemals bei ihrem Fluchtwagen ankam? Was ist mit ihr passiert? Haben Sie sie doch gefunden? Haben Sie ihr viel Glück gewünscht und sie zum Abschied geküßt? Oder dachten Sie an das viele Geld, das sie Ihnen hinterlassen hatte, und daran, daß es doppelt so lange reichen wurde, wenn Sie es nicht durch zwei teilen müßten?«
    »Nein!«
    »Warum können wir ihre Leiche nicht finden? Wo ist sie? Was haben Sie mit ihr gemacht? Wie haben Sie sie umgebracht, Paul?«
    »Ich hab’ sie nicht umgebracht!« Paul begann plötzlich zu schluchzen. »Ich konnte sie nicht finden – Sie war nicht, wo sie sein sollte!«
    John trat einen Schritt zurück. »Erzählen Sie uns, was los war«,

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