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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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du daraus schließen?«
    »Ann hat dich nicht gehaßt!«
    »Sie muß mich gehaßt haben, sonst hätte sie nicht so handeln können.« Sharon zuckte mit den Schultern. »Wenn sie nur mit mir darüber gesprochen und mir gesagt hätte, was sie denkt!«
    »Ann war verwirrt«, murmelte Chad und stieß mit dem Fuß einen Stein ins Wasser, »genau wie mein Bruder.«
    »Hast du mit ihm gesprochen, seit wir dort waren?«
    »Nein, und ich werde auch nicht hingehen.«
    »Glaubst du wirklich, daß er sie umgebracht hat?«
    »Er hat sie zumindest ausgenutzt!«
    Sharon seufzte tief auf. »Vor ein paar Wochen sind wir noch wie eine große, glückliche Familie an diesem Fluß entlanggewandert!«
    Chad drückte ihre Hand und erklärte: »Was du gerade gesagt hast, bedeutet mir sehr viel!«
    »Das ist gut – ich bin auch froh.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Bei unserem ersten Rendezvous müssen wir unbedingt Pizza essen gehen – ich hab’ meinen Heißhunger immer noch nicht überwunden!«
    Chad grinste schief. »Sei vorsichtig, ich könnte dir die Hand aufs Knie legen.«
    Sharon fuhr ihm spielerisch mit den Fingern durch die Haare. »In diesem Fall würde ich darauf verzichten, meine Mutter mitzubringen!«
    Sie gingen weiter, und nach einer Viertelstunde begann der Weg sich als schmaler Pfad aufwärtszuwinden, der sie mehr als hundert Meter hoch über den Fluß führte. Sharon, die Angst vor großen Höhen hatte, wurde flau, wenn sie nach unten blickte.
    Als sie ungefähr die halbe Strecke bis hinauf auf das Felsplateau hinter sich hatten, blieb Chad am Eingang einer Höhle stehen.
    »Wir gehen doch wohl nicht hier hinein, oder?« fragte Sharon beklommen.
    Chad holte eine Taschenlampe aus seinem Rucksack. »Keine Angst, ich habe ganz neue Batterien dabei.«
    »Aber ich möchte über den Fluß – an eine Höhlenwanderung hatte ich nicht gerade gedacht!«
    »Vertrau mir«, sagte er schlicht.
    Sie warf einen vorsichtigen Blick in die Höhle hinein, in der es stockdunkel war. »Na gut, ich vertraue dir«, erwiderte sie seufzend.
    Sie betraten das düstere Gewölbe, dessen Boden feucht und dessen Decke sehr niedrig war. Sharon mochte keine Höhlen, denn sie erinnerten sie an Löwen, Tiger, Bären und Gefängniszellen.
    Sie fragte Chad, ob die Möglichkeit bestünde, daß sie hier ganz zufällig einem Bären begegneten, und er antwortete, alles sei möglich. Von diesem Augenblick an hielt sie sich an Chads Rucksack fest; das Messer, das er ihr gegeben hatte, steckte in ihrem Gürtel und gab ihr ein Gefühl der Sicherheit, aber sie hätte gern eine eigene Taschenlampe gehabt.
    Der Höhlenboden senkte sich und beschrieb eine lange, nach rechts geneigte Kurve und wurde schließlich von flachem Wasser überspült. Wenn der Stein nicht so rauh gewesen wäre, wäre Sharon sicher ausgerutscht und in den Tiefen der Erde verschwunden, das glaubte sie jedenfalls. Das Wasser drang jetzt durch die Wände, die Decke, von überall her in die Höhle ein – wie ein Regen, der durch massive Felsen tropfte… Sharon brauchte eine Weile, bis sie begriff, wo sie sich befanden.
    »Die Höhle verläuft ja in einem Tunnel unter dem Fluß!« stellte sie fest.
    »Genau«, erwiderte Chad gelassen.
    Sie klammerte sich noch fester an seinen Rucksack. »Und wenn nun die Decke einbricht?«
    »Dann ertrinken wir hier.«
    »Du hättest mir sagen müssen, daß wir hierhergehen!«
    »Dann wärst du bestimmt nicht mitgekommen.« Er tätschelte ihr beruhigend die Hand. »Keine Angst – diese Höhle gibt es schon seit Tausenden von Jahren, sie wird noch ein paar Minuten halten!«
    Der Boden wurde plötzlich wieder eben und verschwand dann unter einem dunklen, strömenden Bach, an dessen Ufer Chad stehenblieb. Wenn ihr Orientierungssinn sie nicht trog, floß dieser Bach entgegen der Strömung des Whipping River! Sie fragte Chad danach, und er nickte.
    »Er fließt nicht in den Winter Lake«, erklärte er, und seine Stimme hallte in der Höhle wider, »sondern tiefer in die Erde.«
    »Wird er durch den Fluß gespeist?«
    »Teilweise. Aber ich glaube, daß ein Teil des Wassers auch aus dem See stammt. Hast du von diesen Brückenbauern gehört, die spurlos verschwanden, nachdem sie in den Whipping River gefallen waren?« Er deutete zur Mitte des unterirdischen Flusses. »Wahrscheinlich sind sie hier entlanggespült worden, nachdem sie auf den Grund des Sees gesunken waren.«
    Sharon erschauderte. Selbst mit ihrer starken Taschenlampe konnten sie wahrscheinlich nicht

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