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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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dreisten Großspurigkeit. Er trug ein ärmelloses Schlägershirt und stellte schamlos die Schlangentattoos zur Schau, die sich über seine Arme wanden. Billige Gefängnistätowierungen, die von seiner Mittelmäßigkeit zeugten. Jahrelang war Ratner der Mann der Wahl gewesen, wenn Haugen jemanden einschüchtern wollte. Doch erst jetzt durchschaute ihn Haugen voll: verlogen, unberechenbar, unbeherrschbar. Hätte er den Loser nur gefeuert, bevor er Phelps Wylie tötete!
    Haugen und Sabine traten in die Mitte der Lichtung.
    »Zwei zu eins«, meinte Ratner. »Trotzdem ist es fair, wenn ich fünfzig Prozent kriege. Schließlich hab ich die ganze Arbeit gemacht. Hab die Hühner eingefangen, die aus dem Stall ausgebüxt sind.«
    Haugen blieb gelassen. »Lebenszeichen. Sofort.«
    Ratner hielt Haugen ein Handyfoto von sich mit Autumn hin. An einem dunklen, engen Ort. Dann warf er ein Büschel von Autumns langen braunen Locken in einem Gummiband auf den Boden. »Die anderen zwei können wir wohl beiseitelassen – fürs Erste oder überhaupt. Ich möchte wissen, wie du von hier abhauen willst. Ich will nämlich mit. Also, wie kommen wir aus diesem beschissenen Rattenloch raus?«
    »Alles zu seiner Zeit«, antwortete Haugen.
    »Jetzt wäre doch eine gute Zeit. Es gibt nämlich einen Fußweg, der unterhalb der zerstörten Brücke auf die Straße stößt. Führt direkt zu der Lichtung, wo Von und Friedrich den kleinen Grier abgeknallt haben. Wenn du glaubst, dass es hier nicht bald von Cops wimmelt, dann träumst du.«
    »Ich habe einen Plan.«
    »Und den möchte ich hören«, entgegnete Ratner, »bevor wir weitermachen.«
    »Na schön.« Haugen legte eine kleine Pause ein. »Aber ein Handyfoto und eine Haarlocke sind kein Beweis. Ich muss mit Autumn reden.«
    Das war der Moment, in dem sich alles zusammenfügen musste. Wenn Autumn lebte, würde er sie in seine Gewalt bringen. Und dann floss das Geld aus Peter Reinigers Händen auf sein Konto. Einige Minuten lang würde es auf den Bermudas liegen, bevor es, in kleinere Transaktionen aufgeteilt, um die ganze Welt von Konto zu Konto flog: Dubai, Singapur, Guernsey, Honduras. Es würde sich in Gold und Platin und dann wieder in Bares verwandeln. Und mit jeder Etappe würde sich seine Spur verdunkeln, bis sie sich schließlich ganz verlor.
    Peter Reiniger stand dabei eine große Überraschung bevor. Denn die zwanzig Millionen waren bloß der Anfang.
    Das Lösegeld war gerade mal die erste Phase des Zahltags, denn Haugen wusste genau, dass Peter Reiniger bloß eine einzige Möglichkeit hatte, in dieser kurzen Zeit so eine Summe zu beschaffen. Er musste das Rücklagenkonto von Reiniger Capital plündern.
    Reinigers Hedgefonds-Imperium mit einem Gesamtvermögen in Milliardenhöhe war zum größten Teil kreditfinanziert. Reiniger Capital verfügte nur über eine geringe Liquiditätsreserve in Form von jederzeit zugänglichen Geldmarktkonten, die lediglich zwei Prozent des verwalteten Gesamtvermögens ausmachten. Diese Rücklagen beliefen sich auf etwas mehr als zwanzig Millionen. Und auf diese musste Reiniger zurückgreifen, um Autumn freizukaufen.
    Kreditfinanzierung. Dieses Instrument sollte Haugens Ver nichtungswaffe werden.
    Reiniger Capital war so strukturiert, dass ein Absinken der Reserven unter zwei Prozent sofort eine Nachschussforderung auslöste. Reiniger musste also zusätzliches Geld aufbringen – das er nicht hatte. Daher war die einzige Möglichkeit, die Rücklagen wieder aufzufüllen, dass Reinigers Anleger einsprangen. Und zwar umgehend.
    Das Dumme war nur, dass auch alle Anleger von Reiniger Capital mit Kreditfinanzierung arbeiteten. Daher mussten sie ihre Banken und deren institutionelle Anleger auffordern, die nötigen Mittel bereitzustellen. Das hieß, sie waren rund um die Welt zu Notverkäufen gezwungen.
    Haugen wusste das genau, weil er viele dieser Anleger selbst dazu gebracht hatte, ihr Geld bei Reiniger Capital zu investieren. Und nicht nur das, er hatte auch die dazugehörigen Verträge geschrieben.
    Natürlich waren diese von Anwälten gelesen worden. Aber sie waren kleingedruckt und fünfundsechzig Seiten lang. Und Haugen hatte problemlos in letzter Sekunde eine kurze Formulierung über wechselseitige Haftung ein schmuggeln können. Klang nach Geschwafel und Standardklausel, doch in Wirklichkeit bedeutete es, dass bei einem Absinken der Rücklagen von Reiniger Capital jeder Anleger zur sofortigen Bereitstellung zusätzlicher Mittel verpflichtet war.
    Und das

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