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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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dieses Bumm bedeutete. Haugen hat Schlangenphobie. Panik. Läuft Amok.
    Im grellen Lichtkegel der Taschenlampe schien Autumns Pullover förmlich zu fließen. Muskulöse Gestalten wanden sich übereinander. Aus dem Sack drang ein unverkennbares trockenes Klappern. Jo sah nur eine Möglichkeit, ihn zu entfernen, ohne Autumn – und sich selbst – vielfachen Angriffen auszusetzen. Sobald sie den Sack herausgezogen hatte, musste sie ihn in irgendein anderes Behältnis stecken. Hektisch leuchtete sie in alle Richtungen. Da. Zwei Meter entfernt hatte Kyle einen Rucksack abgestellt. Genau das Richtige.
    »Schnell«, zischte Autumn. »Kyle wird zurückkommen.«
    Jo wappnete sich innerlich und griff unter Autumns Pullover. Dann packte sie das Ende, um das die Schnur geschlungen war. Mit leisem Würgen zwang sie sich zur Ruhe. »Los.«
    Entschlossen zog sie den Sack heraus.
    Autumn sackte mit dem Gesicht nach unten. Dann press te sie sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszu heulen.
    Wie einen Beutel Nitroglyzerin trug Jo das bewegte Knäuel zum Rucksack. Sie ließ es hineingleiten und zog sorgfältig den Reißverschluss zu.
    »Wo hat er bloß diese jungen Klapperschlangen her?« Jo keuchte. »Aus einem Nest?«
    Autumn rappelte sich hoch und wischte sich grob über die Augen. »Er hatte sie dabei. In seinem Rucksack. Hatte die ganze Zeit die Absicht, mich damit zu foltern. Edge Adventures hat bestimmt nichts davon gewusst. Und mein Dad hoffentlich auch nicht.«
    Eigentlich rechnete Jo damit, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde, aber stattdessen war ihr Gesicht hart geworden.
    Jo holte aus, um den Rucksack möglichst weit von sich zu schleudern, doch dann hielt sie inne. Panik. Läuft Amok.
    Sie kannte dieses Gefühl und wusste genau, wie sehr es einen Phobiker lähmte. Wenn man den Panikschalter auslöste, war das, als würde man den Betreffenden mit einem Taser niederstrecken.
    Bestimmt hatte Evan Haugens Phobie nicht nur beiläufig als farbiges Detail erwähnt.
    Schließlich nahm sie ein Stück Schnur und fädelte es durch die Reißverschlussgriffe, um sie mit einem Knoten zu sichern. Tief Luft holend, streifte sie sich den Rucksack über die Schulter.
    »Was machst du da? Bist du Tierschutzaktivistin?« Autumn schaute sie verblüfft an.
    »Eine Waffe sollte man nicht einfach liegen lassen, vor allem wenn sie so wirksam ist.«
    »Aber das ist doch gefährlich.«
    »Darum geht es ja gerade. Solange wir nicht auf Haugen stoßen, muss ich sie auch nicht verwenden.« Sie leuchtete mit der Taschenlampe in den Stollen. »Los, verschwinden wir hier.«
    G abe schleppte Noah hundert Meter weit den Hang hinauf, bis sie vom Mineneingang aus nicht mehr zu entdecken waren. Beine und Lunge brannten. Rippen und Schultern kreischten. Trotzdem stapfte er weiter, bis er endlich die Strommasten über sich aufragen sah. Beim Sockel des südlichen Turms ließ er Noah zu Boden gleiten.
    Lark kauerte sich neben ihn. »Es geht ihm schlecht.«
    Gabe rieb Noahs Arme, um ihn zu wärmen. Flackernd öffneten sich Noahs Augen.
    »Halt durch, Kumpel«, sagte Gabe. »Bald bringen wir dich hier weg.«
    Nachdem Gabe ein wenig verschnauft hatte, versprach er Lark, gleich zurückzukommen, und kletterte zu dem Aussichtspunkt über der Mine. Dort sank er erschöpft auf die Knie. Er wusste nicht, ob er noch genug Kraft hatte, um wieder aufzustehen.
    Beeil dich, Jo.
    Plötzlich stockte ihm der Atem. Von der anderen Seite der Schlucht schlich jemand auf die Mine zu. Von.

56
    Jo und Autumn hasteten durch den Stollen. Mit jedem Schritt schleuderten sie lockere Erde hoch. Die Biegung zum Hauptgang war nur noch zwanzig Meter entfernt. Jo hielt die Taschenlampe vor sich auf den Boden gerichtet, um den Ratten oder irgendwelchen Fallen auszuweichen, die Ruby Kyle Ratner vielleicht hinterlassen hatte.
    Schließlich erreichten sie die Flutgrube, die mit den Spießen präpariert war. »Spring einfach rüber«, sagte Jo. »Aus dem Lauf. Du schaffst es.«
    Autumn beschleunigte und flog mit einem Satz über das Loch. Jo folgte ihr auf entkräfteten Beinen und legte eine etwas wacklige Landung hin.
    Sie rannten weiter durch die lang gezogene Kurve des Stollens. Jo streckte die Hand aus und berührte mit den Fingern die Wand, um Halt zu finden. Dann kam sie an dem tiefen Spalt vorbei, in dem Phelps Wylies Leiche entdeckt worden war. Sie wurde nur noch von einem Gedanken getrieben: Noch ein paar Meter, und wir sehen den Ausgang. Noch ein paar Meter, und wir sehen

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