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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Besuch.«
    »Verstehe. Du bist bewaffnet. Aber ich soll auf die Klingel drücken.«
    Tina spazierte herein. »Mach mal die Truhe auf.«
    Sie deutete auf den Überseekoffer, der als Couchtisch diente.
    Evan schob einen Stapel Bücher und Zeitschriften beiseite und öffnete den Deckel. Vor Überraschung wäre sie fast in Lachen ausgebrochen. »Danke, aber da springe ich lieber in die Büsche, während Lieutenant Tang Ma Ratner mit ihrer Dienstwaffe in Schach hält.«
    »Denk darüber nach«, meinte Tina.
    Auf einem blauen Seidentuch in der Schublade ruhte ein japanisches Samuraischwert. Es steckte in einer lackierten schwarzen Scheide, die sehr alt und kostbar aussah.
    Tina trat heran. »Aus der Tokugawa-Ära. Unsere Großmutter hat es Jo vererbt.«
    »Würde bestimmt seinen Zweck erfüllen.« In Wirklichkeit hätte Evan am liebsten gefragt: Wer ist sie? Wer war diese Jo Beckett, die neben ihren Outside -Zeitschriften Bücher über psychoanalytische Diagnose auf dem Couchtisch liegen hatte? Und ein Katana griffbereit in der Truhe? Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Tinas Worte eine doppelte Bedeutung hatten: Denk darüber nach. Denk nach über Jo. Denk an Ehre und Kämpfen bis zum Ende.
    Auf dem Kaminsims standen gerahmte Familienfotos. Eins zeigte Jo und Tina mit einem jungen Mann, der ihr Bruder sein musste. Ein anderes ein Paar Ende fünfzig, wahrscheinlich die Eltern. Sie präsentierten kalifornische Son nenbräune und trugen Flipflops und Alohahemden. Die Mutter wirkte ein wenig asiatischer als ihre Kinder. Der Vater ein wenig mediterraner. Auf einem weiteren Bild saß Jo entspannt und von der Sonne beschienen auf einer Picknickbank. Neben ihr ein Mann Anfang dreißig mit markanten Gesichtszügen und einem Lächeln, das zugleich liebevoll und wachsam wirkte. Er machte einen außerordentlich durchtrainierten Eindruck. Entspannt, doch zugleich auf der Hut. Wie aus poliertem Stein gemeißelt. Sein Blick auf Jo war nicht besitzergreifend, aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass sie zusammen waren. Die Schultern eines Schwimmers. Voller Selbst vertrauen. Und noch irgendetwas anderes unter diesem Alles-ist-cool-Lächeln.
    »Ist das Jos Liebster? Der gerade bei ihr ist?«
    »Gabe Quintana«, bestätigte Tina.
    Tangs Rauchglasblick, der alles beobachtete, aber nichts durchließ, brach plötzlich auf. Starke Emotionen malten sich in ihrem Gesicht. »Er ist Rettungsspringer beim 129th Rescue Wing der Air National Guard. Niemand weiß mehr als er über das Überleben in der Wildnis.«
    Tina wirkte betroffen. »Meinst du, sie befinden sich in so einer extremen Situation?«
    Blitzschnell glitt Tangs Visier wieder nach unten. »Wenn es tatsächlich so ist, kann Jo sich keinen besseren Begleiter wünschen.«
    Evan blieb lieber still. Die Stärke der Gefühle im Zimmer hätte wahrscheinlich auf einem Geigerzähler angeschlagen.
    Sie konnte sich gut in Tina hineinversetzen. Evan hat te ihre kleine Schwester Georgie. Und ihren Bruder Brian, einen Marineflieger. Sie liebte sie beide und hätte alles für sie getan.
    Tina stand die nackte Angst im Gesicht. Und die Hilflosig keit. Nicht zu wissen, was los war, das war unerträglich. Auch diese Gefühle verstand Evan nur allzu gut.
    Entschieden schloss sie den Deckel des Überseekoffers. »Wer ein altes Schwert so liebevoll aufbewahrt, der hat meine Sympathie. Pass gut drauf auf, Tina. Lieutenant Tang und ich versuchen jetzt, mehr über das Ganze rauszufinden.«
    Draußen trabten sie nebeneinander die Eingangstreppe hinunter.
    »Meinst du wirklich, dass es Gabe und Jo gut geht?«, fragte Evan.
    »Wenn nicht, weide ich Ruby Kyle Ratner persönlich aus wie einen verfaulten Fisch.«
    Evan starrte sie an.
    »Lange Geschichte. Aber ich stehe in ihrer Schuld. Vor allem in seiner. Komplizierte Sache.«
    »Nein«, erwiderte Evan. »Das ist Freundschaft, ganz einfach.«
    Sie konnte nur hoffen, dass es nicht um Leben und Tod ging.

35
    In scharfem Galopp preschte der Hengst über die Wiese – eine halbe Tonne Muskeln, die direkt auf den Stacheldrahtzaun zuraste.
    Die Scheinwerfer des Pick-ups durchzuckten die Dunkelheit vor ihr. Hinter ihr heulte der Motor auf, und die Aufhängung des Wagens kreischte von der polternden Fahrt. Kühe sprengten in alle Richtungen. Ein flackernder weißer Lichtstrahl der Hoffnung und des Schreckens erstreckte sich vor ihr. Immer näher rückte der Zaun.
    Als Kind war sie zweimal mit einem Pferd gesprungen – über umgefallene Baumstämme. Dabei kam es

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