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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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der Pick-up aus den Bäumen und schoss mit wild zuckenden Lichtern über das holprige Feld auf sie zu. Der Motor heulte auf.
    Plötzlich raste ein Blitz über den Himmel, und das Pferd erschrak. Buckelnd rannte es weiter und schlug mit den Hinterbeinen aus. Mit einem Aufschrei verlor Autumn den Halt und stürzte.
    Jo riss an den Zügeln. »Brr. Brr.«
    Stöhnend vor Anstrengung, brachte sie den Hengst dazu, stehen zu bleiben und sich zu drehen. Er hatte Angst, und ihr war klar, dass sich ihre eigene Furcht auf ihn übertrug. Vorsichtig drückte sie ihm die Hacken in die Seiten und lenkte ihn vorwärts. Unaufhaltsam kam der Wagen näher.
    »Ich häng fest«, schrie Autumn.
    Jo konnte sie im wackelnden Licht des Pick-ups erkennen. Autumn war in den Zaun geschleudert worden. Sie war durch die Lücke zwischen zwei Drähten geflogen und hatte sich mit der Schulter am oberen und mit den Beinen am unteren verhakt. Ihr Hintern saß auf der anderen Seite des Zauns, Kleider und Haare hatten sich in den Stacheln verfangen – ein hilfloses Knäuel.
    Blitzschnell schwang sich Jo vom Pferd. Ohne die Zügel loszulassen, hetzte sie hinüber.
    »Schnell.« Ein Flehen lag in Autumns Stimme.
    Immer heller strahlten die Scheinwerfer des Pick-ups. Hinter ihnen wanderten unruhig muhend die Kühe. Jo zupfte an Autumns Ärmeln. Die Stachel hatten sich in den Stoff des Sweatshirts gebohrt.
    »Das Sweatshirt muss runter. Zieh die Arme raus.«
    Keuchend wand sich Autumn, und ihre Hände verschwanden in den Ärmeln. Mit einem Ruck zog ihr Jo das Sweatshirt über den Kopf. Das Mädchen hatte blutige Striemen an den Armen, blieb aber ruhig. Jo zerrte, bis die Jeans von den Stacheln befreit war. Autumns polierte Reitstiefel hatten sich nicht verfangen.
    »Du bist frei«, rief Jo.
    Schwer atmend wälzte sich Autumn auf der anderen Seite des Zauns weg und rappelte sich hoch.
    »Lauf.«
    Sofort stürmte das Mädchen los, über den kargen Boden zu den Bäumen am Fuß des Hangs zweihundert Meter vor ihr.
    Inzwischen hatte der Pick-up Jo beinahe eingeholt. Kurz schoss ihr durch den Sinn, durch den Zaun zu kriechen und Autumn nachzustürzen. Doch dafür war keine Zeit. Ihre einzige Chance war die Schnelligkeit des Pferdes.
    Sie packte den Sattelknauf, stieß den linken Fuß in den Steigbügel und trieb den Hengst mit einem wilden Schrei an. Hinter ihr brachen die Kühe in alle Richtungen aus, als der Wagen über die Wiese donnerte.
    Die Lichter hinter ihr schwollen an. Ruckartig jagte das Pferd los, während Jo noch an seiner linken Seite hing und mit einem Fuß über den Boden scharrte. Mit gewaltiger Kraft ballte und streckte sich der Hengst und preschte in scharfem Galopp über das Feld. Wenn sie den Sattelknauf losließ, würde sie über den Boden geschleift werden, weil ihr Fuß im Steigbügel festsaß. Ihre Arme taten weh. Die Hände waren nass vom Regen und drohten abzurutschen. Hinter sich hörte sie das Dröhnen des Wagens.
    Sie roch Leder und das starke, staubige Aroma des Pferdes. Ozon von den Blitzen. Mit einem entschlossenen Schrei wuchtete sie sich nach oben und warf sich bäuchlings über den Sattel. Sie wurde hin- und hergeschleudert. Der Hengst jagte neben dem Stacheldraht dahin, um dem nahenden Pick-up zu entfliehen.
    Kyle hatte Autumn laufen lassen. Er hatte es eindeutig auf Jo abgesehen.
    Der Wagen schaukelte fast noch heftiger als das Pferd, als er durch das Feld pflügte. Auf und ab stieß der Kopf des Hengstes, als er über die Wiese galoppierte. Jo zwängte den linken Fuß tiefer in den Steigbügel und verkrallte sich mit zusammengebissenen Zähnen in die Mähne, ohne den Sattelknauf loszulassen. Kurz wurde sie durchgerüttelt, dann gelang es ihr, sich dem Rhythmus anzupassen. Schließlich fand sie ihre Position im Steigbügel und schwang das rechte Bein über den Sattel.
    Sie drückte dem Pferd die Knie in die Flanken. Hinter ihr hoben und senkten sich die Scheinwerfer wie bei einem Boot in aufgewühlter See. Die Federung des Wagens knirschte laut.
    Links von ihr rasten die Zaunpfosten dahin. Vor ihr verschluckte die Nacht die Sicht. Dann wurde sie erneut von den Scheinwerfern erfasst. Sie schossen hoch und nach unten, bis sie wieder voll auf Jo gerichtet waren.
    Ein Stück weiter vorn wandte sich der Zaun im Neun ziggradwinkel nach rechts. Ein ordentlicher, rechteckiger Winkel, vermutlich nach einer Landzuteilung in der Gold rausch-Ära. Bei diesem Anblick wurde Jo von der Kopfhaut bis in die Finger und Zehen mit Adrenalin

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