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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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vor allem auf das Gleichgewicht an. Man musste sich zentral über dem Pferd halten. Sie konnte das. Wenn nicht, war es vorbei mit ihr. Für den Pick-up war es kein Problem, durch den Zaun zu brechen und sie zu überrollen.
    Mit den Händen an seinem Hals trieb sie das Pferd vorwärts. »Los!«
    Ohne aus dem Tritt zu kommen, spannte sich der Hengst an und sprang. Scheinbar mühelos und kraftvoll durch die Luft schnellend, widersetzte er sich einen schockierenden und befreienden Moment lang der Schwerkraft.
    Bleib nicht an den Stacheln hängen. Fall nicht hin. Sie sah, wie der Draht unter ihr vorbeiwischte.
    Unwillkürlich lehnte sich Jo zurück, als das Pferd nach dem Hindernis mit vorgestreckten Beinen zur Landung ansetzte. Sie hörte, wie der Pick-up hinter ihr den Gang wechselte. Er fuhr langsamer.
    Dann setzte der Hengst auf. Hart und mit ruckendem Kopf.
    Jo hielt die Zügel fest umklammert. Zu fest. Als der Kopf des Pferdes nach unten schwang, riss er ihre Hände mit. Wie von einer Steinschleuder wurde sie nach vorn katapultiert. Der Hengst erlangte sein Gleichgewicht wieder und richtete sich auf, um seinen rasenden Lauf fortzusetzen. Jo jedoch prallte auf seinen Hals und ließ die Mähne fahren. Ihre Füße glitten aus den Steigbügeln.
    Das Pferd galoppierte weiter, und Jo spürte, wie sie seitlich abrutschte.
    Sie zwang sich, sich an die Zügel zu krallen. Wenn der Hengst wegrannte, war sie verloren. Adiós.
    »Au …« Mit einem dumpfen Schlag krachte sie kurz auf die feuchte Erde. Sie sah Funken und bekam keine Luft mehr.
    Aber sie ließ die Zügel nicht los. Über Kiefernzapfen und Steine schlitternd, brachte sie endlich heraus: »Brr!«
    Der Hengst blieb stehen.
    Hinten auf der Wiese, auf der anderen Seite des Zauns, bremste der Pick-up.
    Jo war am Rand einer Senke zum Liegen gekommen. Diese war entstanden, als bei einem Sturm die Wurzeln fünfzehn Meter hoher Kiefern freigespült worden waren, und von Steinen und Wasser in einen drei Meter tiefen Graben verwandelt worden. Das Pferd wirbelte herum, kopfscheu und unbeherrschbar.
    Wenn sie nicht gestürzt wäre, wären sie mit vollem Tempo in die Rinne gestürmt.
    Die Scheinwerfer schwenkten jetzt zur Seite und erfassten sie kaum noch. Sie begriff, dass Kyle den Wagen schräg zu ihr postiert hatte.
    Und dafür konnte es nur einen Grund geben. Er wollte einen ungehinderten Blick. Über den Lauf seiner Schrot flinte.
    Hektisch raffte sie sich auf und rannte mit den Zügeln in der Hand los. Hinkend. Sie war schlammverschmiert und voller Prellungen.
    Sie blickte zurück. Ein Fehler. Sie sah den Lauf eines langen Gewehrs, der sich durch das Fenster des Pick-ups schob. Sie und das Pferd gaben eine riesige Zielscheibe ab. Groß wie eine Scheunenwand.
    Ihr erster Impuls war, die Zügel loszulassen und dem Pferd auf den Hintern zu klatschen. Der zweite, beschämende, sich hinter den Hengst zu kauern und ihn als Schutzschild zu benutzen.
    Doch genauso machte sie es und lief in der Deckung auf die Bäume zu.
    Kyle schoss.
    Der Knall der Schrotflinte war furchterregend. Der Schock drang ihr bis in die Knochen und schrie ihr eine eindeutige Botschaft zu: Bloß weg, hier spricht der Tod.
    Er verfehlte sie und das Pferd, dafür traf er die Bäume. Äste flogen, Rindensplitter spritzten durch die Luft. Der Hengst wieherte in panischer Angst und riss den Kopf herum, dass das Zaumzeug klirrte. Sie strebte tiefer in die Bäume und achtete darauf, dass das Tier zwischen ihr und dem Wa gen blieb. Dann hörte sie, wie das Getriebe des Pick-ups knirschte. Der Motor kollerte in einem anderen, langsamen Rhythmus. Die Scheinwerfer tanzten, und die Lichtkegel wurden kleiner. Der Wagen setzte zurück.
    Kyle wollte ein längeres Stück bis zum Zaun vor sich haben, um ihn in hohem Tempo durchbrechen zu können.
    Sie zog am Zügel, damit das Pferd endlich stehen blieb. Dann ergriff sie den Steigbügel, um den Fuß hineinzustecken. Sie brachte ihn kaum nach oben. Schließlich schaffte sie es, sich in den Sattel zu ziehen.
    Eine Sekunde hielt sie inne und ließ sich von den Scheinwerfern anstrahlen. Genau. Hier bin ich. Schau nur her.
    Der Motor heulte auf.
    Mit zitternden Händen wendete sie das Pferd. »Wirf mich bloß nicht ab, Junge.«
    Dann gab sie ihm die Hacken in Richtung Berge.
    Dröhnend raste der Pick-up heran und krachte durch den Zaun. Sie hörte das scharfe Bersten des Stacheldrahts, hörte, wie die Pfosten aus dem Boden gerissen wurden und die Stacheln über die Motorhaube

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