Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
mitbekommen, falls die beiden irgendwelche Eheprobleme hatten. Häusliche Streitereien werden meistens ein bisschen laut, und Sie sind doch nur ein paar Meter entfernt.«
Wade fühlte sich sichtlich unbehaglich. »Ich möchte nichts Schlechtes über die beiden sagen. Das wäre nicht in Ordnung.«
»Unter diesen Umständen ist es nicht in Ordnung, irgendetwas zu verschweigen«, erwiderte Fry. »Sie müssen versuchen, objektiv zu sein, wenn Sie uns helfen möchten, Sir.«
Er sah zunächst sie an, dann Cooper und rang mit seinem Gewissen – falls er überhaupt eines besaß. Vielleicht wog er aber auch ab, welche Taktik ihm am ehesten zum Vorteil gereichen würde. Fry war zufrieden, dass sie ihn aus dem Bett geholt hatten. Wenn sie ihn in seiner »Wächter der Straßen«-Rolle erwischt hätten, wären seine Antworten womöglich etwas kalkulierter gewesen.
»Okay, ich habe nebenan ein paar Streitereien gehört«, sagte er. »Aber das ist doch ganz normal, oder? Ich hatte weiß Gott genug Zoff mit Pat, bevor sie abgehauen ist.«
»Hatten die Mullens in letzter Zeit Auseinandersetzungen?«, wollte Cooper wissen.
»Na ja, in letzter Zeit hatten sie häufiger Krach. Ich konnte das Geschrei hören, aber nicht, worüber sie gestritten haben, verstehen Sie? Ich habe nicht gelauscht.«
»Natürlich nicht.«
Wade zögerte. »Wenn ich es mir recht überlege, habe ich sie sogar am Samstagabend streiten hören.«
»Am Abend des Brandes?«
»Ja, das muss gewesen sein, bevor Brian wegging. Ich erinnere mich, dass er die Haustür ziemlich zugeknallt hat, als er ging.«
»Wurden diese Auseinandersetzungen in letzter Zeit schlimmer?«, fragte Fry. »Denken Sie, die beiden könnten kurz vor der Trennung gestanden haben?«
»Trennung? Warum hätten sie sich trennen sollen?«
»Na ja, das war bei Ihnen doch auch so, oder?«
Wade schien sich ihre Bemerkung durch den Kopf gehen zu lassen. »Vielleicht stand Lindsay unter Stress wegen den drei Kindern. Ich nehme an, das kann ein Paar schon unter Druck setzen. Aber eine Ehe einfach so abzuschreiben macht die Sache auch nicht besser.«
»Haben Sie und Ihre Exfrau eigentlich Kinder, Sir?«
»Nein, wir haben keine Kinder. Schade – ich mochte Kinder schon immer.«
Bevor sie Wades Haus verließen, erinnerte Fry ihn an sein Versprechen, ihr die Fotos, die er mit seiner Digitalkamera gemacht hatte, per E-Mail zu schicken. »Wenn es Ihnen lieber ist, können wir uns die Kamera auch jetzt ausleihen und sie Ihnen zurückgeben, sobald wir die Fotos heruntergeladen haben.«
»Nein, nein, ich mache das schon«, sagte Wade. »Ich bin bloß noch nicht dazugekommen, das ist alles. Aber ich kümmere mich darum, versprochen.«
Im Freien holte Fry ihr Handy hervor und rief Gavin Murfin an.
»Wie kommst du voran, Gavin?«
»Den Taxifahrer konnte ich bislang noch nicht ausfindig machen. Jed Skinner kann sich nicht mehr erinnern, mit welchem Taxiunternehmen Brian Mullen in jener Nacht gefahren ist. Skinner wohnt in Lowbridge, also sind die beiden in entgegengesetzte
Richtungen gefahren, nachdem sie das Broken Wheel verlassen hatten. Ich habe nicht mehr viel Zeit, Diane, deshalb muss das warten.«
»In Ordnung, Gavin. Aber sag mal, wie war Skinner denn?«
»Ein bisschen ölig.«
»Wie bitte?«
»Ich habe ihn im Auslieferungslager des Vertriebszentrums gefunden. So, wie er aussieht, muss er für die Schmierung der Fahrzeuge zuständig sein. Auf jeden Fall hat er Brian Mullens Geschichte aufs Wort genau bestätigt. Die beiden sind zuerst ins Forester’s Arms gegangen und anschließend ins Broken Wheel. Letzteres haben sie kurz nach eins verlassen. Er hat Mullen ins Taxi steigen sehen.«
»Okay. Danke, Gavin.«
Murfin atmete ihr noch einen Augenblick lang schwer ins Ohr, ehe er auflegte.
»Jed Skinner hat seinen Text perfekt beherrscht, Diane«, sagte er. »Ich wünsche dir viel Glück, wenn du vorhast, dieses Alibi zu knacken.«
16
A ls Fry wieder im Büro ankam, wartete eine Nachricht auf sie. Detective Sergeant Fry, bitte kommen Sie baldmöglichst zum Detective Inspector . Hier war alles baldmöglichst.
Detective Inspector Hitchens hatte kräftige Hände mit sauberen, sorgfältig geschnittenen Fingernägeln, die er heute auf besonders formelle Art und Weise auf den Tisch legte. Er trug noch immer keinen Ring am Finger, obwohl er inzwischen seit mehreren Jahren mit einer Krankenschwester zusammenlebte und die beiden gemeinsam ein Haus in Dronfield Woodhouse
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