Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
sollen?«
»Ich vermute, er hätte gesagt, dass er sich nicht erinnern kann. Und wenn ich versucht hätte, ihm das Messer auf die Brust zu setzen, hätte ich als herzlose Hexe dagestanden.«
»Stimmt.«
»Und Mr. Mullen hätte sich fürchterlich aufgeregt, und dann wäre ein Arzt gekommen und hätte uns rausgeworfen.«
»Also …?«
»Also habe ich mich mitfühlend und rücksichtsvoll gezeigt und ihm Zeit gegeben, um darüber nachzudenken, während er sich von seinen Verletzungen erholt. Wenn wir ihn richtig eingeschätzt haben, wird er immer nervöser werden, je länger er darüber nachdenken muss. Dann wird er versuchen, sich irgendwas auszudenken, was er uns auftischen kann, wenn wir wiederkommen. Und dabei wird er einen Fehler machen.«
»Diane, ich hätte es zwar nicht für möglich gehalten, aber ich glaube, du bist noch hinterlistiger geworden als früher.«
»Danke.«
»Meinst du wirklich, diese Taktik wird bei Brian Mullen funktionieren?«
»Ja. Du nicht?«
»Nur, wenn er schuldig ist.«
Keith Wade war ausnahmsweise einmal nicht in seinem Garten, um den Einsatz in der Darwin Street zu überwachen. Nicht dass es jetzt noch viel zu sehen gegeben hätte, abgesehen von dem Zelt, ein paar Metern Absperrband vor der Hausnummer 32 und einem anderen Chormitglied der Piraten von Pensenze , das am Tor seine Rolle übte.
Cooper musste die Klingel an Wades Haus mehrere Minuten lang drücken, bis ein Stapfen auf der Treppe im Hausflur zu hören war und die Tür sich öffnete. Wade starrte Cooper zornig an, dann erkannte er Fry, die hinter ihm stand.
»Was ist passiert?«, fragte er. »Warum diese Panik?«
Er war unrasiert und verschlafen und war mit einer Trainingshose und einem T-Shirt bekleidet, das aussah, als habe er es hastig übergezogen. Zumindest schlief er nicht in seinem Wollpullover. Und er hatte nicht gefragt: »Wo brennt es diesmal?«, was womöglich geschmacklos gewirkt hätte.
»Entschuldigung, haben wir Sie aufgeweckt, Sir?«, sagte Fry.
»Ja, ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Spätschicht arbeite.«
»Wir halten Sie nicht lange auf. Das ist mein Kollege Detective Constable Cooper.«
Wade sah die Straße hinauf und hinunter. »Sie kommen besser kurz rein.«
Innen entsprach sein Haus ungefähr dem, was sie bei einem geschiedenen alleinstehenden Mann erwartet hatte. Abgestandene Koch- und Körpergerüche vermischt mit Zigarettenrauch.
Er musste stapelweise Zeitungen von den Stühlen räumen, damit sie sich setzen konnten, und ein Blick in die Küche verriet Fry, dass ihr Zustand nicht mit dem von Lindsay Mullens Küche mithalten konnte – auch nicht nach dem verheerenden Brand.
»Ja, natürlich erinnere ich mich daran, wie Brian in dieser Nacht nach Hause kam«, antwortete Wade, nachdem sie ihn danach gefragt hatte. »Wie geht’s ihm übrigens?«
»Körperlich gut. Wir hoffen, dass er heute entlassen wird.«
»Prima. Er ist nämlich ein tapferer Bursche.«
»Haben Sie ihn ankommen sehen?«
»Nein. Aber als ich ihn gesehen habe, war er nur noch ein paar Häuser entfernt. Es war einfach zu viel los, wissen Sie. Er wirkte ziemlich verstört, aber er hat mich erkannt.«
»Was hat er gesagt?«
Wade runzelte die Stirn. »Daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Hätte ich Notizen machen sollen? Ich habe nicht gedacht, dass das so wichtig ist.«
»Nein, ich verstehe. Aber wenn Sie trotzdem versuchen könnten, sich zu erinnern...«
»Na ja, er wollte wissen, ob Lindsay und die Jungs noch im Haus sind«, sagte Wade. »Das war natürlich seine größte Sorge. Als ich ihm sagte, dass sie vermutlich noch drin sind, ist er ausgerastet und sofort losgerannt.«
»Und hat versucht, ins Haus zu gelangen?«
»Er ist hineingelangt. Die Feuerwehrmänner hatten zu dem Zeitpunkt bereits die Tür aufgebrochen. Brian ist an ihnen vorbei ins Haus gelaufen, bevor sie ihn aufhalten konnten. Tapfer, wie ich schon gesagt habe. Er tat mir wirklich leid, wissen Sie. Wir sind gute Freunde und gute Nachbarn. Und der kleine Jack und der kleine Liam, das waren nette Jungs. Das ist echt schrecklich.«
Wade schien bereits zum zweiten Mal zu vergessen, dass Lindsay Mullen ebenfalls bei dem Brand ums Leben gekommen
war. Das mochte unbewusst sein, doch es musste einen Grund für dieses Versehen geben.
»Wie sind Brian und Lindsay in letzter Zeit miteinander ausgekommen?«, fragte Fry.
»Wie bitte?«
»Sie kannten sie doch gut, und Sie wohnen gleich nebenan. Sie hätten doch bestimmt
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