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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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Kapitel
    Nóra stand im Vorraum, als Ari die Treppe herunterkam. Er hatte die Sporttasche in der Hand.
    »Wollen Sie die Tasche mitnehmen?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete Ari brüsk.
    »Warum denn?« Nóra fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Ich brauche Ihren Schlüssel für die obere Etage«, sagte Ari. »Haben Sie noch Ersatzschlüssel?«
    Sie zögerte.
    »Äh, ja, selbstverständlich.« Nóra ging in ihre Wohnung und kam mit dem Schlüssel zurück. »Mehr habe ich nicht«, sagte sie und heftete ihren Blick auf die Sporttasche.
    »Wie hat er seine Miete bezahlt?«
    Sie schaute auf, lächelte und sagte: »Wie meinen Sie das?«
    »Hat er die Miete bar bezahlt oder auf Ihr Konto überwiesen?«
    »Immer in bar. Warum fragen Sie?«
    »Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich noch Fragen habe«, sagte Ari nur. »Und ich würde es begrüßen, wenn Sie erst mal mit niemandem über meinen Besuch sprechen. Bitte erwähnen Sie vor allem die Tasche nicht.« Das klang ganz anders als eine höfliche Bitte.
    Ari verabschiedete sich von Nóra und setzte sich in den Polizeijeep.
    Der Himmel über der Ortschaft war immer noch klar. Die Sonne schien und die Nachricht, die Ari mit einem Ohr von der Aschewolke über Reykjavík gehört hatte, war wie eine Meldung aus einem anderen Land. Kristín war längst aus seiner kleinen Wohnung in der Öldugata ausgezogen, aber er hatte lange damit gewartet, sie zu vermieten. Monate waren vergangen, bis er endlich die Kraft gehabt hatte, die Wohnung zu inserieren. Ari hatte an seinen ersten Weihnachten in Nordisland gearbeitet, letztes Jahr über die Feiertage hingegen Urlaub bekommen, aber im Grunde nichts damit anfangen können. Am 23 . Dezember, an Þorláksmessa, war er nach Reykjavík gefahren, hatte alle persönlichen Dinge aus der Wohnung geholt, in einen Lagerraum gebracht und dann den Mieter getroffen, mit dem er ab Neujahr eine Jahresmiete im Voraus vereinbart hatte.
    Den Abend hatte er auf dem Laugavegur verbracht, sich unter die Passanten gemischt, in der Menschenmenge den einen oder anderen Bekannten getroffen, genickt und gelächelt. Er hatte die Weihnachtsstimmung so gut es ging genossen, war dann zu der leeren, ungemütlichen Wohnung in der Öldugata geschlendert, hatte ziemlich gut geschlafen und war an Heiligabend erst gegen Mittag aufgewacht. Dann war er wieder in den Norden gefahren. Er hatte sowieso keine Verwandten in der Stadt. Die Straßenverhältnisse waren schwierig, und als der Weihnachtsabend anbrach, befand er sich auf dem Siglufjarðarvegur und hörte nur Teile der Messe im Radio, denn manchmal war der Empfang zwischen den hohen Bergen gänzlich abgerissen. Ari bekam jedes Mal leichte Panik, wenn er diese Straße im Winter fuhr, und konnte sich immer noch nicht richtig orientieren. Er erwartete den Tunnel immer hinter der nächsten Kurve, doch der schien ihn an der Nase herumzuführen und war stets weiter weg, als er dachte.
    Jetzt fuhr er zur Polizeiwache, um Tómas abzuholen. Er hatte sich mit Logi Jökulsson verabredet, dem Kollegen des Verstorbenen, der gerade am Tunnel arbeitete. Sie wollten sich im Skútudalur an der Tunneleinfahrt treffen, und Tómas hatte angeboten, mitzukommen.
    »Was glaubst du, wie viel es ist?«, fragte Tómas, als er in den Jeep stieg. Ari hatte ihm am Telefon von der Tasche mit dem Geld erzählt.
    »In der Tasche? Ein paar hunderttausend in Devisen, denke ich«, antwortete Ari. »Und jede Menge isländische Kronen, ein paar Millionen. Es ist schwer, den genauen Betrag zu schätzen.«
    »Glaubst du, dass sie davon gewusst hat? Sich vielleicht heimlich bedient hat, bevor du kamst?« Tómas runzelte die Stirn.
    »Nóra?« Ari überlegte. »Das kann man in der Tat nie wissen.«
    »Ich würde es ihr durchaus zutrauen«, sagte Tómas. In seiner Stimme lag Misstrauen. »Sie war schon immer verdammt neugierig.«
     
    Tómas und Ari standen vor dem Héðinsfjörður-Tunnel und warteten auf Logi. Nach einer Weile kam ein Mann in den Vierzigern heraus. Er war unrasiert, hatte einen Helm auf dem Kopf und trug einen Arbeitsoverall.
    »Tag«, sagte er kurz angebunden. »Ich hab nicht viel Zeit, tierisch viel zu tun.« Er hatte eine sehr laute Stimme.
    »Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen«, entgegnete Ari und sprach automatisch lauter als sonst. »Wie lange kannten Sie Elías?« Tómas stand neben ihnen und verfolgte das Gespräch.
    »Drei Jahre«, antwortete Logi knapp.
    »Soweit ich weiß, haben Sie zu dritt für ihn gearbeitet – Sie,

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