Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)
Svavar Sindrason und Páll Reynisson.«
»Stimmt.«
»War er ein guter Chef?«
»Ganz in Ordnung.«
»Hat er immer rechtzeitig bezahlt?«
»Ja, ja.«
»Hatte er irgendwelche Feinde?«
»Feinde? Mann, seid ihr förmlich.« Logi grinste und sagte nach einer kurzen Pause: »Woher soll ich denn wissen, ob er Feinde hatte?« Die vielen Fragen schienen ihn zu nerven.
»Wie war das Verhältnis zwischen den Kollegen? Haben Sie sich gut verstanden?« Ari fixierte Logi und wollte sich keine seiner Regungen entgehen lassen.
»Ganz gut. Svavar kannte Elías am besten. Mit dem solltet ihr mal reden.«
»Wir haben in Elías’ Wohnung Geld gefunden. Unter anderem in ausländischer Währung«, sagte Ari mit Nachdruck.
Logi wirkte ziemlich erstaunt.
»Wussten Sie davon?«
»Dass er Geld hatte? Das geht mich nichts an«, antwortete Logi. Er zögerte für einen winzigen Moment und fügte dann hinzu: »Aber die Antwort ist nein, ich wusste nichts von diesem Geld.«
Ari wartete mit seiner nächsten Frage, bis die Stille erdrückend wurde. »Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher«, antwortete Logi laut und deutlich.
»Wussten Sie, dass Elías an dem Haus in Reykjaströnd gearbeitet hat?«
Logi überlegte kurz und sagte dann: »Ja. Er hat viel darüber geredet. Wurde wohl gut bezahlt. Von irgendeinem Arzt aus der Stadt, der sich da ein Sommerhaus gebaut hat.«
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Gestern nach der Schicht.« Logi schien genug von den vielen Fragen zu haben. »Um neun Uhr. Da wollte er in den Skagafjörður fahren und an dem Haus arbeiten.«
»Was haben Sie gestern Abend und letzte Nacht gemacht?«, fragte Ari mit eindringlichem Blick.
»Was zum Teufel wollen Sie damit sagen? Glauben Sie, ich hätte ihn umgebracht?«, fragte Logi wütend. »Ich bin direkt nach der Arbeit nach Hause gegangen und war bis heute Morgen da.«
»Kann das jemand bestätigen?«
»Klar … reden Sie einfach mit meinem Bruder und seiner Frau. Die wohnen im Erdgeschoss. Wenn ich raus will, muss ich durch ihre Wohnung.« Dann fügte er erklärend hinzu: »Wir wohnen in dem alten Haus unserer Eltern. Mein Vater ist tot und meine Mutter im Altenheim, deshalb teilen wir uns das Haus, jeder bewohnt eine Etage, aber die sind nicht abgetrennt, es war ja ursprünglich ein Einfamilienhaus.«
»Schön und gut. Trotzdem nehme ich an, dass Sie sich nachts hätten rausschleichen können, ohne dass es jemand bemerkt hätte«, versuchte Ari, ihn zu provozieren. Das funktionierte meistens gut.
»Ja, grundsätzlich schon, aber nicht letzte Nacht«, sagte Logi und wirkte bedrückt. »Meine Schwägerin ist schwanger. Letzte Nacht ging es ihr nicht gut, die Schwangerschaft macht ihr ganz schön zu schaffen. Sie schläft schlecht. Die beiden waren wach, haben bis spät in die Nacht einen Film geschaut. Gegen drei bin ich zu ihnen runtergegangen, weil ich nicht schlafen konnte.«
»Und welcher Film war das?«
»Ein Thriller.
Seven
. Kennen Sie den?«
»Wir werden mit den beiden reden«, entgegnete Ari, ohne die Frage zu beantworten.
»Unbedingt. Kann ich jetzt weiterarbeiten?«, fragte Logi barsch.
»Machen Sie das. Aber bleiben Sie erreichbar, vielleicht müssen wir heute Abend oder morgen noch mal mit Ihnen reden.«
»Ich fahre sowieso nicht weg, bevor dieser verdammte Tunnel fertig ist«, sagte er und marschierte dann los, ohne sich zu verabschieden.
»Ich lasse mir das nachher von seinem Bruder bestätigen«, sagte Ari zu Tómas, als sie wieder im Wagen saßen.
»Sei nett zu ihnen«, meinte Tómas mit sanfter Stimme. »Móna, Logis Schwägerin, ist mit mir verwandt. Nicht eng verwandt, aber wir kennen uns ganz gut. Die beiden haben lange vergeblich versucht, ein Kind zu bekommen, sie sind sehr empfindlich und nervös, seit die arme Frau endlich schwanger ist.« Er lächelte.
Ari seufzte, denn er mochte solche Anweisungen nicht. Tómas hatte ihm aufgetragen, die Ermittlungen zu leiten – und das würde er auf seine Weise machen.
15 . Kapitel
Für diesen einen Fehler musste Ríkharður Lindgren am Ende teuer bezahlen.
Er stand vor dem Spiegel in seiner Wohnung im Skuggahverfi in Reykjavík und sah, wie die Jahre ihm mitgespielt hatten – ziemlich übel, wie er fand. Tiefe Falten und Ringe unter den Augen, die Hände nicht mehr so ruhig wie früher, aber das konnte am Alkohol liegen.
Manchmal wusste er nicht mehr, wie alt er war, nicht mehr genau. Musste nachrechnen. Es interessierte ihn einfach nicht. Eigentlich war er noch ein
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