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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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Dann sah er dieses wunderschöne Mädchen, ging mit entschlossenen Schritten auf sie zu, obwohl er seinen Körper nicht mehr richtig unter Kontrolle hatte, kein Gleichgewichtsgefühl mehr. Er stellte sich vor, sagte, er sei Polizist. Verstand ihren Namen nicht. Sagte ihr noch einmal, er sei bei der Polizei, falls sie es beim ersten Mal nicht richtig verstanden hatte. Sie war rothaarig, klein. Total sexy. Bestimmt jünger als er. Dann hatten sie den Saal plötzlich verlassen, standen vor einem Haus in Blönduós. Einem roten Haus. Das rothaarige Mädchen in dem roten Haus. Sie gingen rein, sie gab ihm ein Glas, legte Musik auf, drehte die Anlage hoch, dieser ewige verdammte Lärm. Kurz darauf war sie splitternackt. Er musste an Kristín denken. Dabei war das Liebespiel mit ihr ganz anders: drängender, heftiger, kälter. Trotzdem dachte er die ganze Zeit an Kristín.
     
    Wieder nüchtern und auf dem Rückweg nach Siglufjörður, bereute er die ganze Geschichte. Dieser Vorfall würde in der Nie-passiert-Akte abgeheftet werden, falls Kristín und er wieder zusammenkämen. Falls Kristín und er jemals wieder zusammenkämen.
    Aber wenn im Grunde nichts mehr zwischen Kristín und ihm war, warum zum Teufel hatte er dann das Gefühl, sie betrogen zu haben?

21 . Kapitel
    In der Wache war es ausgesprochen ruhig. Hlynur hatte die meiste Zeit damit verbracht, die alten Nachrufe noch einmal zu lesen. Erst die auf Gauti, dann die auf seine Mutter.
    Außerdem hatte er mehrmals sein Mailprogramm aufgerufen und die Drohmails gelesen, wie er sie inzwischen nannte.
    Wo würde das alles enden?
    Wie konnte er seine alten Sünden wiedergutmachen?
    War das vielleicht gar nicht möglich?
    Er hätte sein ganzes Hab und Gut dafür gegeben, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Nur für einen Hinweis, wie er alles wieder richten könnte.
    Doch er vermutete und befürchtete, dass er diesen Hinweis bereits bekommen hatte.
    Als Nächstes zeige ich dir, wie man stirbt.
    Die Person, die ihm diese Mails geschickt hatte, ob es nun Gautis Bruder oder Schwester oder jemand ganz anderes gewesen war, wartete im Grunde nur auf das Unvermeidliche. Dass Hlynur denselben Weg gehen würde wie Gauti.
    Dann überkam ihn Wut. Tiefer Hass.
    Warum können sie mich verdammt nochmal nicht in Ruhe lassen?
    Ich bereue es!
    Ich bereue alles!

22 . Kapitel
    Jónatan stand in der Türöffnung, wie ein Wächter vor einem Schloss. Ari hatte ihn schon mal im Ort gesehen, aber nicht gewusst, wer er war. Der Sohn der Bauern, auf deren Hof Elías die Sommerferien verbracht hatte. Groß, aber gebeugt, anscheinend mit einem kaputten Rücken, obwohl er kaum älter als vierzig war.
    Er betrachtete Ari durch seine dicken Brillengläser und musterte ihn von oben bis unten, als fälle er ein Urteil über ihn. Als er anfing zu sprechen, war seine Stimme nicht so tief und monoton, wie Ari erwartet hatte.
    Ari hatte seinen Besuch nicht angekündigt und auch nicht mit Tómas darüber gesprochen. Er wollte sich nicht in die Karten schauen lassen.
    Jónatan war alles andere als erfreut über den ungebetenen Gast.
    »Was wollen Sie?«, blaffte er und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Nichts Besonderes.« Ari versuchte, sich ein Bild von dem Mann zu machen. »Nur ein paar Fragen stellen, das ist alles.«
    »Ich mag keine Polizisten, wie Sie bestimmt wissen. Nie lasst ihr mich in Ruhe.« Er grummelte vor sich hin, aber es klang eher elend und kränklich als bedrohlich. »Wollen Sie mich nach Elli fragen?«
    Elli
. Sie kannten sich also. Jónatan erinnerte sich wahrscheinlich an die Zeit, als Elías auf dem Hof seiner Eltern gewesen war.
    »Wie ich bestimmt weiß?«, entgegnete Ari. »Was meinen Sie damit?« Dann fügte er hinzu: »Wollen Sie mich nicht reinbitten?«
    »Ich lasse niemanden rein«, antwortete der Mann barsch. »Immer diese Schnüffelei.« Schließlich trat er aus der Türöffnung auf die Treppenstufen, Ari fast auf die Füße, und knallte die Tür hinter sich zu. »Ich bin gerade auf dem Weg in den Ort, zum Supermarkt. Du kannst mich begleiten, Junge, und unterwegs mit mir reden.«
    Ari blickte zum Rathausplatz. Vom alten Friedhof, wo Jónatans Haus stand, war es dorthin nicht weit. Nur Zeit für ein paar wenige Fragen. Er musste sie sich gut überlegen.
    »In Ordnung«, sagte Ari ungeduldig, entspannte sich aber ein wenig, als er sah, dass Jónatan ganz langsam ging und Schwierigkeiten mit dem Laufen hatte. Vielleicht blieb ihm ja doch mehr Zeit für dieses informelle

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