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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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nachdenklich.
    »Abgekämpft und teilnahmslos. Ich vermute, dass sie abends zu viel durch die Stadt zieht. In den letzten Monaten hat sie alle Krankentage ausgenutzt, als würde sie es darauf anlegen, möglichst wenig zu arbeiten, ohne den Bogen zu überspannen.«
    »Interessant.«
    »Sie ist also, wie gesagt, in den Norden gefahren. Und jetzt recherchiert sie anscheinend nicht mehr in dem Mordfall, sondern arbeitet an einem Bericht über den Menschen hinter dem Opfer. Das war überhaupt nicht abgesprochen.«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach machen?« Entschlossene Stimme, schneidender Blick.
    »Wir müssen ihr kündigen. Ich glaube, sie packt das nicht mehr.«
    »Warten wir mal ab.«
    Dabei beließ Ívar es fürs Erste, würde das Thema aber bei Bedarf wieder aufgreifen. Steter Tropfen höhlt den Stein.
     
    Tómas und Ari waren zurück auf der Wache, doch keiner von ihnen hatte Hlynur angesprochen. Der saß immer noch wie angewurzelt vor dem Computer, tief in Gedanken versunken. Er war nicht auf seine Kollegen angewiesen. Sie hatten ihn hintergangen und dafür gesorgt, dass er völlig überflüssig war, nur noch ein Teil des Inventars auf der Polizeiwache.
    Dieser Tag war sonderbar. Manchmal befand er sich auf der Wache und versuchte, bei Vernunft zu bleiben. Manchmal war es jedoch, als wäre er an einem ganz anderen Ort, an dem Gauti und seine Mutter noch lebten, an dem er es geschafft hatte, seine Taten wiedergutzumachen, an dem er nicht von diesen verfluchten E-Mails belästigt wurde, an dem E-Mail noch nicht einmal erfunden war.
    Im Moment war er jedoch zu seinem Leidwesen gerade auf der Polizeiwache und konnte an nichts anderes denken als an die Mails.
    Als Nächstes zeige ich dir, wie man stirbt.
    Am liebsten wäre er nach Hause gegangen. Hätte eine Grippe vorgetäuscht, wie unglaubwürdig das im Sommer auch klingen mochte. Aber er war zu schlapp und wollte Tómas nicht noch mehr gegen sich aufbringen.
    Nein, er würde schon durchhalten. Er würde einfach dasitzen, bis sein Dienst zu Ende wäre, und versuchen, so lange wie möglich in dieser angenehmen Welt zu verweilen, in der er niemanden umgebracht hatte.
     
    Ari schaute zu Hlynur. Er saß starr vor seinem Computer. Hlynur und er hatten sich nie besonders gut verstanden. Sie hatten neben der Arbeit kaum Gemeinsamkeiten, und Ari sah keinen Grund, ihn anzusprechen und zu fragen, was los sei. Das wäre heuchlerisch und peinlich. Ari versuchte, peinliche Momente zu vermeiden – genau deshalb hatte er auch der Versuchung widerstanden, Kristín anzurufen. Dabei hätte er gerne ihre Stimme gehört, sich vielleicht mit ihr verabredet und sie daran erinnert, dass es noch mehr Männer gab als diesen alten Sack.
    Peinliche Momente. War das wirklich der einzige Grund, warum er Kristín nicht anrief? Oder machte sich sein altes Problem, die Eifersucht, wieder bemerkbar? Hatte er Angst, die Kontrolle zu verlieren, wenn ihre neue Beziehung zur Sprache käme?
    Er hielt das Telefon in der Hand, hätte sie so gerne angerufen, hielt sich aber zurück. Da klingelte es.
     
    Der Tag im Krankenhaus verlief wie immer. Langsam. Viel zu langsam. Obwohl genug zu tun war.
    Kristín freute sich auf einen gemütlichen Abend mit Rotwein und ihm. Ihr erstes richtiges Date. Aber das war nicht der einzige Grund, warum die Zeit so langsam verging. Die Arbeit langweilte sie einfach. Das war alles. Keine ihrer Aufgaben interessierten sie wirklich. Das ging ihr alles nur auf die Nerven.
    Aber war es inzwischen nicht zu spät, sich noch einmal neu zu orientieren? Das ganze Lernen, die viele Arbeit, alles wäre umsonst, wenn sie jetzt aufgäbe. Und was würden ihre Eltern sagen? Sie musste vernünftig sein, es wäre bescheuert, einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Gehalt mitten in der Wirtschaftskrise aufzugeben.
    Und was sollte sie auch stattdessen machen?
    Es schien nichts zu geben, für das sie sich wirklich begeistern konnte.
    Nichts, das ihr Blut in Wallung brachte. Sie wachte morgens auf, ging, wenn sie Zeit hatte, Golfen, arbeitete dann wie ein Roboter, bis die lange Schicht zu Ende war, ging nach Hause, wo sie kaum etwas anderes machte als schlafen – und dann ging die Tretmühle von vorne los. So war es auch während des Studiums gewesen. Aufstehen, lernen, schlafen.
    Sie musste etwas unternehmen, um aus dieser Tretmühle zu kommen. Vielleicht war Ari die Antwort, vielleicht sollte sie ihm eine zweite Chance geben. Doch es fiel ihr schwer, diesen Gedanken zu Ende zu

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