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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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denken. Konnte sie ihm jemals verzeihen?
    Wahrscheinlich musste sie einfach mal spontan sein, den Rotwein genießen, Ort und Zeit vergessen, zumindest für eine Weile, und den Abend und die Nacht mit diesem nahezu fremden, äußerst interessanten Mann verbringen.
     
    Das Telefonat war beendet. Helga von der Kripo Akureyri lud sie zu einem abendlichen Meeting nach Akureyri ein. »Ihr seid herzlich willkommen«, sagte sie, was natürlich hieß, dass sie, diese dämlichen Provinzbullen, alles andere als willkommen waren und die Ermittlungen nur behinderten. Ari kündigte seine Teilnahme an und ging davon aus, dass Tómas auch kommen würde.
    Dann setzte Helga Ari kurz über den Stand der Ermittlungen in Kenntnis. Es hatte sich herausgestellt, dass Elías dubiosen Geschäften nachgegangen war, häufiger Kontaktmann für den Verkauf von Diebesgut gewesen war und Einbrüche organisiert hatte. Zudem war die Buchhaltung bei seiner Wohltätigkeitsorganisation höchst merkwürdig, ungeklärte Einnahmen und zweifelhafte Ausgaben.
    Wieder würde Aris Weg nach Akureyri führen.
    Vielleicht sollte er Kristín doch anrufen oder ihr eine Mail schicken. Er hatte ja nichts zu verlieren und hatte im Geiste schon eine Mail an sie verfasst:
    »Hallo«.
Nein:
»Hi.«
Ja, das klang besser.
»Hi, ich hoffe, es geht dir gut. Ich muss heute Abend nach Akureyri. Würde dich gerne kurz treffen und mit dir reden. Hättest du zehn Minuten Zeit?«
Ja, das war gut. Zehn Minuten. Diese Bitte würde sie ihm kaum ausschlagen können.
    Er rief hinüber zu Tómas: »Meeting in Akureyri heute Abend! Um halb sechs fahren wir los!«
    »Alles klar!«, rief Tómas zurück. »Aber diesmal essen wir unterwegs einen Hamburger mit Fritten, okay Meister?«
    Ari lächelte und nickte.
    Dann öffnete er sein Mailprogramm, schrieb eine Mail an Kristín und schickte sie ab, bevor er Zeit hatte, seine Meinung zu ändern.
     
    Ísrún spürte, wie die Müdigkeit sie übermannte. Die Tage waren anstrengend: Dalvík, Akureyri und dann Siglufjörður. Sie musste noch mit einer Person über Elías sprechen, mit dessen Kollegen Logi. Seine Adresse hatte sie schon gefunden, musste sich aber erst ein bisschen ausruhen. Trotz besseren Wissens beschloss sie, Kommi nicht anzurufen, um Bericht zu erstatten. Sie hatte ihm ohnehin nichts Wichtiges mitzuteilen. Konnte ihm nur von Elías’ penetranter Vermieterin oder von Páll Reynisson erzählen. Páll war in der Tatnacht nicht in Siglufjörður gewesen, sondern angeblich in Reykjavík, aber ob das stimmte? Er war sympathisch, kam kaum als Mörder in Frage, und sie wollte ihn nicht unbedingt in die Berichterstattung über den Fall hineinziehen.
    Ísrún nahm sich ein Zimmer in einer Pension im Ort, in erster Linie um sich kurz hinzulegen, vielleicht würde sie dann am Abend nach Reykjavík fahren. Da sie sich keine großen Hoffnungen machte, dass die Redaktion ihr die Übernachtungskosten erstatten würde, wählte sie das günstigste Zimmer.
    Sie zog die Vorhänge zu und legte sich ins Bett, ohne die Überdecke wegzunehmen. Dann fiel ihr das Handy ein. Sie beschloss, ihre Prinzipien ausnahmsweise zu brechen, stand auf und schaltete den Ton aus. Niemand wusste, wo sie war, und niemand konnte sie mit einem Anruf stören. Genau das wollte sie jetzt.
    Ísrún legte sich wieder hin und schloss die Augen. Sie ließ ihre Gedanken schweifen und dachte darüber nach, was sie mit dieser privaten Ermittlung eigentlich erreichen wollte.
     
    Endlich war Kristín in der kurzen, lang ersehnten Kaffeepause. Sie holte sich einen starken Kaffee, um ihre Konzentration nicht zu verlieren, warf einen Blick in die Zeitung, setzte sich dann an den Computer, den sie auf der Arbeit benutzte, und öffnete ihr E-Mail-Programm.
    Ihr Herz machte einen Sprung, als sie sah, dass eine Mail von Ari eingegangen war.
    Kurz nach der Trennung hatte er ihr ständig Mails geschrieben und angerufen. Sie hatte ihm nie geantwortet. Das hatte er nicht verdient. Doch inzwischen sah die Sache anders aus. Sie hatte einen anderen Mann kennengelernt. Ari sollte ruhig erfahren, dass sie auf eigenen Beinen stehen konnte.
    Sie las seine Mail. Kurz und bündig. Er wollte sie treffen.
    Kristín dachte darüber nach, was passieren müsste, damit sie ihm eine zweite Chance gäbe. Vielleicht wäre es vernünftig, ihn zu treffen und offen mit ihm zu reden, aber noch nicht jetzt. Erst wollte sie ihre Freiheit genießen, und ja, Ari schwitzen lassen. Sie beantwortete seine Mail mit

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