Todesnacht: Thriller (German Edition)
Konterfeis ans Armaturenbrett gepinnt. Nein, es hatte keinen Sinn, den Jungs irgendetwas davon zu erzählen. Sie würden sich lediglich aufregen und es ihm dadurch erschweren, die Sache zu Ende zu bringen.
» Wo ist die Pistole? « , wollte er von Rory wissen.
» Die Pistole? «
» Ja, die Pistole. Du weißt schon, das Ding, mit dem du den Wachmann erschossen hast. «
» Da drin. « Rory zeigte auf das Kajak. » In der Tasche. «
» Ist sie noch geladen? «
» Ja. Minus zwei Patronen. «
» Hast du die Fingerabdrücke abgewischt? «
» Noch nicht. Soll ich das schnell machen? «
» Hat keine Eile. Trink in aller Ruhe aus. Hat euch jemand auf dem Weg zurück zum Strand gesehen? «
» Nein. Niemand. Wir haben ein paar Autos gesehen, auch einen Streifenwagen, der zu der Firma gerast ist. Aber wir haben uns jedes Mal versteckt. Darum haben wir auch länger gebraucht als geplant. «
» Und am Strand hat euch auch niemand gesehen? «
» Nein, kein Mensch. Es war ja mitten in der Nacht, und es ist Januar. Da war weit und breit niemand unterwegs. «
» Okay. Prima. « Alles war genau nach Plan verlaufen. Es war an der Zeit, die letzten Dinge zu erledigen. Unerledigtes bereitete dem Mann Unbehagen.
Er ging hinauf ins Ruderhaus und streifte sich ein Paar Latexhandschuhe über. Dann holte er eine Heckler & Koch USP Tactical aus seinem Seesack und schraubte einen zwanzig Zentimeter langen Schalldämpfer auf, den er eigens zu diesem Zweck angefertigt hatte. Er hatte nicht vor, irgendjemanden zu erschießen, wollte nicht, dass das Boot mit dem Blut der Jungs besudelt wurde, aber er war ein vorsichtiger Mann. Falls sich eine Situation ergeben sollte, in der ihm keine andere Wahl blieb … Schall legte auf dem offenen Meer weite Strecken zurück, und er wollte nicht riskieren, dass irgendjemand den ungedämpften Schuss hörte. Er schob ein fünfzehnschüssiges Neun-Millimeter-Magazin ein und lud die erste Patrone in die Kammer. Dann ging er in die Kabine zurück und hielt den beiden die Pistole vor.
Die Jungs ließen sofort ihre Bierflaschen sinken und starrten ihn mit großen Augen an.
» Was machst du’n da, ’dammt? « , fragte Rory.
» Oh, das? « , entgegnete der Mann beiläufig und nickte in Richtung der Pistole. » Macht euch mal keine Sorgen deswegen. Ich schieße nicht. Vorausgesetzt, ihr tut genau das, was ich sage. Ihr stellt jetzt das Bier auf den Tisch, steht auf, legt die Hände in den Nacken und geht an Deck. «
Sie rührten sich nicht von der Stelle. Starrten ihn einfach weiter an wie Rehe im Scheinwerferlicht.
» Na los, macht schon « , sagte der Mann. Seine Stimme klang jetzt härter, bedrohlicher. » Steht auf und dann raus mit euch. Oder ich schieße wirklich, obwohl ich nicht will, dass ihr mit eurem Blut mein schönes, sauberes Boot versaut. «
Die Jungs sahen einander an und stolperten die drei Treppenstufen hinauf an Deck.
» Gut. Und jetzt geht ihr zum Heck, dreht euch um und schaut aufs Wasser raus. «
» He, Mann, lass das « , sagte Scott mit unsicherer, zitternder Stimme. » Was hast du denn vor? «
» Umdrehen, hab ich gesagt. «
Sie gehorchten.
» Was soll das? « , wollte Rory wissen.
» Gebt mir eure Geldbeutel. «
» Was willst du’n damit, ’dammt noch mal? «
» Schmeißt sie einfach aufs Deck. «
Die beiden griffen in ihre Taschen, zogen jeder ein schmales Lederportemonnaie heraus und ließen es zu Boden fallen. Sie zitterten schon jetzt vor Kälte. Oder war es die Angst?
Der Mann klappte die Portemonnaies auf und versicherte sich, dass in jedem ein Ausweis mit Foto steckte.
» In Ordnung « , sagte er dann. » Ich zähle jetzt bis drei, dann springt ihr ins Wasser. Wenn nicht, jage ich jedem von euch eine Kugel in den Schädel und werfe euch über Bord. «
» Was? Bist du jetzt völlig durchgeknallt? Das Wasser ist eiskalt … «
» Gut beobachtet, Rory. Und höchstwahrscheinlich werdet ihr ertrinken. Oder an Unterkühlung sterben. Aber wer weiß? Ihr seid jung und kräftig und gute Schwimmer. Da, seht euch die Lichter an. « Er deutete hinüber nach Saint John. » So weit ist es gar nicht. Vielleicht schafft ihr es ja. Na gut, klar, natürlich hab ich dann immer noch die Drogen, aber ihr bleibt wenigstens am Leben. «
» Wir erzählen den Bullen, wer du bist « , sagte Scott, » und was du gemacht hast. «
» Es ist wirklich bedauerlich, Scott, aber du weißt überhaupt nicht, wer ich bin. Conor Riordan existiert nämlich gar nicht. Ich bin bloß ein
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