Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
Vom Netzwerk:
nicht mal einen.»
    Grace wandte sich ihm zu und legte ihm eine Hand an die Wange. «Ich kann mich nicht an den Bart gewöhnen.»
    «Ich auch nicht. Wie ist es mit Magozzi gelaufen?»
    «Er glaubt, wir schlafen miteinander.»
    John machte ein Gesicht wie ein Kater, der gerade den dicksten Kanarienvogel der Welt verspeist hat. «Ist nicht wahr! Das ist ja der Hammer.»
     
    Das Tollste an der Jagdhütte waren die ultramodernen Fenster, die im Sommer die Hitze aussperrten und im Winter die Kälte. Außerdem ermöglichten sie einen klaren Blick nach draußen, ohne dass man von außen gesehen wurde. Das hatte Magozzi am frühen Morgen festgestellt, als ein gewaltiger Zwölfender vor dem Wohnzimmerfenster stehen geblieben war. Er schien Magozzi, der hinter dem Sofa stand, direkt anzusehen.
    «Sehen Sie nur», flüsterte er, als der Chief hinter ihn trat, die Schritte so lautlos wie Gänseblümchenblätter, die auf eine saftige Wiese fallen. «Er sieht mich an.»
    «Aber er sieht Sie nicht», hatte der Chief ihm erklärt. «Solange Sie sich nicht bewegen, sieht er nur sein eigenes Spiegelbild.»
    Jetzt stand Magozzi wieder an derselben Stelle und beobachtete Grace und John auf der Veranda. Er konnte nicht hören, worüber sie sprachen, doch er sah, wie Grace John die Hand an die Wange legte, und spürte ein leichtes Ziehen in der Brust.
    Wenig später traf er John Smith allein im Nebenzimmer an, wo er etliche Seiten aus dem Computer ausdruckte.
    «Die sind für Gino und Sie», sagte John. «Ausdrucke sämtlicher Listen, die ich je verschickt habe, mit allen Adressaten, an die sie gegangen sind. Es sind mehrere hundert Namen und Adressen. Ich möchte Sie bitten, sich darum zu kümmern, falls mir etwas zustoßen sollte.»
    Magozzi holte tief Luft. «Was sollte Ihnen denn zustoßen? Sie sitzen doch hier mit den anderen Mädchen in der Hütte und dürfen sich den Rock über den Kopf ziehen.»
    John maß ihn mit ruhigem Blick. «Immer raus damit, Leo.»
    «Nennen Sie mich nicht Leo!»
    John schwieg, und Magozzi kam sich ein bisschen albern vor – allerdings nicht so sehr, dass es seinen Zorn gedämpft hätte. «Ich begreife einfach nicht, wie Sie ihr das antun konnten. Und den anderen. Sie haben die vier dazu gebracht, einen sicheren Ort zu verlassen und mit Ihnen loszufahren, obwohl Sie genau wussten, dass diese Terroristen
Sie
auf dem Kieker haben und jeder, der bei Ihnen ist, dafür denselben gottverdammten Preis zahlen muss wie Don Kardon. Sie haben sie da reingezogen, weil Sie Gesellschaft haben wollten.»
    John schüttelte den Kopf. «Es ging alles so schnell. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nur, dass die Leute, die hinter mir her sind, in Minneapolis waren und wussten, wo sie das Monkeewrench-Team finden können. Keine paar Minuten später, und sie hätten dort vor der Tür gestanden. Ich wollte die vier nur retten.»
    «Na, das ist Ihnen ja bestens gelungen, Smith. Sie haben vier wunderbare Menschen in die Scheiße geritten.»
    John vergrub das Gesicht in den Händen. «Glauben Sie vielleicht, das weiß ich nicht?»
    Falls das FBI seine Agenten darauf trainierte, niemals Gefühle zu zeigen, dann hatte es in diesem Fall eindeutig versagt. Johns Stimme klang zutiefst gequält, und zum ersten Mal konnte Magozzi erahnen, wie es sein musste, plötzlich die Last der Verantwortung für so viele Menschenleben zu spüren, wo man doch eigentlich nur seinem Land einen Dienst hatte erweisen wollen. Kardon war tot. Joe Hardy war tot, und nun waren auch hier zahllose Menschen in Gefahr.
    Er ließ sich in den nächstbesten Sessel sinken. «Sehen Sie es mal so, Smith. Wenn Sie und Ihr kleines Hacker-Hobby nicht gewesen wären, hätten wir nie von den großangelegten Anschlagsplänen erfahren. Wahrscheinlich haben Sie damit zahllose andere Leben gerettet.»
    John hob den Kopf und sah ihn unglücklich an, dann griff er in die Tasche und hielt Magozzi einen kleinen Schlüssel hin. «Für die First National Bank in Washington, in der K Street. Sie und Grace stehen auf der Liste der Personen, die an mein Schließfach dürfen. Grace bekommt alles, was mir gehört. Die Wohnung, das Boot, meine Ersparnisse. Können Sie sich bitte darum kümmern?»
    Magozzi zögerte nur kurz, dann nahm er den Schlüssel. «Es wird Ihnen nichts passieren», sagte er. «Hier sind Sie in Sicherheit. Bleiben Sie einfach im Haus.»
    John grinste. «Vergessen Sie’s … Leo.»
     
    Magozzi wusste, wo er Grace finden würde. Während die anderen in den vielen

Weitere Kostenlose Bücher