Todesnähe
getragen und sich keine militärischen Ehren bei seinem Begräbnis verdient, doch auf seine ganz eigene Weise hatte auch er sein Leben lang für sein Land gekämpft. Diese Männer hatten die fünfstündige Reise hierher auf sich genommen, weil sie das begriffen hatten. Und weil sie ihm zukommen lassen wollten, was ihm gebührte.
Grace spürte die Trommelschläge tief in der Brust und schluckte schwer, als die Reihen der Trauergäste um Johns Grab immer weiter anwuchsen.
Er müsste eine eigene Flagge mitbekommen
, dachte sie, als Johns Sarg ins Grab herabgelassen wurde. Es tat ihr weh, dass das nicht geschah.
Doch als sie den Friedhof verlassen wollte, schaute sie sich nach Magozzi um und sah, wie er eine kleine amerikanische Flagge in Johns frischen Grabhügel steckte.
Da weinte Grace zum ersten Mal seit langer, langer Zeit.
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KAPITEL 53
A gent Dahl saß noch an seinem Schreibtisch, nachdem der Großteil seiner FBI -Kollegen längst nach Hause gegangen war. Er dachte an all die Menschen, die jetzt daheim bei ihren Familien waren und friedlich schlafen konnten, weil sie nichts von dem wussten, was er wusste.
Sein Assistent klopfte leise an die Tür. «Brauchen Sie mich noch, Sir? Jetzt ist der erste November.»
Dahl schaute auf die Digitalanzeige an seinem Rechner. Drei Minuten nach Mitternacht. Der einunddreißigste Oktober war vorbei. «Nein, Neal. Gehen Sie ruhig nach Hause. Wir sehen uns morgen.»
«Danke, Sir.»
Dahl betrachtete die Notizen, die er sich auf dem Block neben dem Telefon gemacht hatte. Am neunundzwanzigsten Oktober hatte der Direktor des FBI eine vielbeachtete Pressekonferenz gehalten, in der er vor einzelnen, unzusammenhängenden Terrorakten warnte, die landesweit in bestimmten Städten geplant seien.
Seither saß in diesen Städten jedermann auf heißen Kohlen, die Nachrichten berichteten pausenlos, und die Sicherheitsvorkehrungen waren allerorts drastisch erhöht worden. Dahl hatte viele der Reportagen gesehen, und es machte ihn traurig, über alle Hauptstraßen der USA uniformierte Truppen marschieren zu sehen. Natürlich waren diese Verteidigungsmaßnahmen notwendig, doch für ihn sah das einfach verflixt nach Krieg aus.
Aber vielleicht war ja gerade das der Grund, dass an Halloween nichts geschehen war. Terroristen änderten gern einmal ihre Pläne, wenn man ihnen auf der Spur war. Das hieß allerdings nicht, dass sie die Pläne begruben. Sie verschoben sie nur.
Dahl stützte die Ellbogen auf den Tisch und rieb sich die Augen. Es war noch lange nicht vorbei.
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EPILOG
C laude und der Chief saßen auf der Veranda vor der Jagdhütte, die Füße auf das Geländer gelegt und ihre Stühle so gefährlich weit nach hinten gekippt, dass sie nur noch auf zwei Beinen standen. Claude überlegte, wer von ihnen wohl als erster umfallen und sich einen Oberschenkelhalsbruch holen würde. Frauen meinten immer, dass Männer unüberlegte Dinge täten, weil sie nicht genug über die Folgen nachdachten. Dabei stimmte das gar nicht. Als Mann wusste man durchaus, dass man im Krieg umkommen oder vom Stuhl fallen konnte – es spielte nur einfach keine Rolle.
Er trug wieder seine abgetragenen, bequemen Cowboystiefel, mit denen er schon so viele Kilometer über texanischen Boden gegangen war, und auch der Chief hatte es sich mit seinen weichen, biegsamen Mokassins gemütlich gemacht, die in dieses Land und nirgendwo sonst hingehörten. Der Wald lag wieder ruhig und friedlich vor ihnen, fest in der Hand der Tiere, so als wäre dort nie etwas Außergewöhnliches geschehen.
Und für sie beide war es nicht anders: Ein Kampf war ein Kampf, und sobald er geschlagen war, brachte es nichts, noch lange darüber zu reden. Man hatte ihn ja bereits durchlebt.
Claude betrachtete die vier Beine auf dem Geländer und verspürte tiefe Trauer darüber, dass es eigentlich sechs hätten sein müssen. «Joey fehlt mir. Und irgendwie bin ich auch ein bisschen sauer auf ihn. Wir hatten diese Häuser in Little Mogadishu für diese Woche auf dem Plan, nicht schon für letzte Woche, und wir waren doch immer ein Team. Er hat uns einfach ausgeschlossen.»
Seufzend faltete der Chief die Hände vor dem Bauch. «Vielleicht dachte er ja, er würde diese Woche nicht mehr erleben. Und vielleicht wollte er uns auch ein paar Gefahren ersparen.»
Claude nahm die Beine vom Geländer, stellte sie auf die Veranda und rückte seinen Stuhl gerade. Es war nur eine kleine Veränderung, doch sie
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