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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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traurig.«
    »Och, Sie
armer Kerl«, versuchte ihn der gute Geist des K 1 zu trösten. »Und dann auch noch
einen …«
    »Völlig
abgedrehten Leichenschnibbler«, vollendete Tannenberg. Er richtete sich auf und
wiederholte seine Frage: »Also, noch mal, Flocke: Was bringt mir eine Mitgliedschaft
bei FSN?«
    Wie ein
Prediger breitete die Sekretärin ihre Arme aus und verkündete: »Viel, Chef, sehr
viel sogar.«
    Tannenberg
ließ nicht locker. »Und was genau?«
    »Na ja,
Sie können zum Beispiel ehemalige Klassenkameraden oder verschollene Arbeitskollegen
ausfindig machen. Sie können entfernte Verwandte und alte Freunde wiederfinden.
Oder Sie können auch einfach nur nette, Ihnen bislang völlig unbekannte Menschen
kennenlernen. Und das sogar von anderen Erdteilen. Das Internet macht’s möglich.«
    Der Leiter
des K 1 kratzte sich am Kopf. »Also ehrlich gesagt will ich das gar nicht. Mir reichen
meine Sozialkontakte völlig aus.«
    »In der
Frage sind Sie sich ja ausnahmsweise mal mit Ihrem Herrn Vater einig.«
    »Jo.«
    Petra Flockerzie
ließ sich von diesen ketzerischen Einwürfen ihre Begeisterung nicht nehmen. Wie
Lehrer Lämpel reckte sie den Zeigefinger empor. »Außerdem können Sie allen möglichen
Interessengruppen beitreten und sich in den entsprechenden Gesprächsforen mit Gleichgesinnten
austauschen.«
    Tannenberg
ging ein Licht auf. »Zum Beispiel über die aktuellsten Diäten und Abspecktricks.«
    »Genau,
Chef. In den Chatrooms habe ich schon viele wertvolle Tipps von meinen Leidensgenossen
erhalten. Das Verständnis für meine Figurprobleme und diese beeindruckende Moppel-Solidarität
haben mir über viele schwere Stunden hinweggeholfen«, schwärmte sie. »Und wenn irgendwo
ein interessanter Vortrag oder ein Event stattfindet, werde ich von einem dieser
netten Menschen dazu eingeladen.«
    »Wie Jessica
Hellmann zum Joggen«, konnte sich Tannenberg nicht verkneifen.
    Über Petra
Flockerzies rosiges Gesicht legte sich ein dunkler Schleier. »Sie meinen, die vermisste
Studentin wurde mit einer Nachricht in den Wald gelockt, die ihr jemand über ein
soziales Netzwerk geschickt hat?«, fragte sie mit dünner Stimme.
    »Das ist eine der Kontaktmöglichkeiten. Diese Frage können wir allerdings erst beantworten,
wenn Mertel die Passwörter für ihre Communitys geknackt hat und wir uns in Jessicas
soziale Netzwerke einloggen können. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wissen wir nur,
dass sie eine ganz normale E-Mail erhalten hat. Allerdings ging es da nur um eine
Anfrage zwecks Joggen, wie sie garantiert jeden Tag zigtausendmal durchs Internet
geistert.«
    »Mit Termin
und Ortsangabe?«
    »Ja: Gelterswoog,
18 Uhr.« Tannenberg nagte an seinem Daumen herum und schüttelte den Kopf. »Eine
merkwürdige Geschichte ist das.« Er steckte sich ein weiteres Cantuccini in den
Mund und trank seinen Espresso aus. Anschließend wechselte er das Thema: »Apropos
E-Mail. Man muss sich doch mit seiner Original-E-Mail-Adresse bei diesen Communitys
anmelden, oder?«
    »Nicht unbedingt,
Chef«, entgegnete seine Sekretärin. »Wenn Sie Ihre wahre Identität nicht preisgeben
wollen, melden Sie sich einfach mit einem Fantasienamen an und …«
    »Aber du
hast doch vorhin gesagt, dass man nach der Anmeldung eine Bestätigungs-E-Mail erhält
und erst dann der Zugang freigeschaltet wird«, schnitt ihr der Leiter des K 1 das
Wort ab.
    »Das stimmt
ja auch. Aber Sie können sich natürlich problemlos bei irgendeinem der vielen Anbieter
eine frei erfundene E-Mail-Adresse zulegen.«
    Tannenberg
brummte nachdenklich. »Und wenn ich das tue, bin ich ein total anonymes Mitglied
in einem sozialen Netzwerk, das die anderen ausspähen und veräppeln kann. Das ist
doch nicht sozial, das ist asozial.«
    »Ja, schon
irgendwie, Chef«, stimmte Petra Flockerzie vordergründig zu. Doch aus ihrem säuerlichen
Gesichtsausdruck konnte man ablesen, dass sie diese Kritik nur widerwillig akzeptierte.
»Aber ich sehe das nicht als großes Problem an.« Sie streckte sich. »Ich denke,
so fies verhält sich in den Communitys nur eine extrem kleine Minderheit. Die allermeisten
Mitglieder sind garantiert seriös.«
    »Da wäre
ich mir nicht so sicher, meine liebe Flocke. Hast du denn keine Angst davor, dass
deine Privatsphäre ausspioniert wird?«
    »Ich hab
nichts zu verbergen, Chef«, konterte sie mit unüberhörbarem Trotz in der Stimme.
    »Das will
ich auch schwer hoffen«, meinte Tannenberg grinsend. Weitere kritische Bemerkungen
zu diesem Thema

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