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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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kleine
Häschen schreibt, dass sie zurzeit sehr einsam ist. Och, die arme, arme Maus«, sagte
er in einem Ton, in dem man normalerweise mit Kleinkindern spricht. »Soll ich dir
mal vorlesen, was sie geschrieben hat, Theo?« Der Spider verschränkte die Arme vor
der Brust und räusperte sich.
    »›Der Mistkerl,
mit dem ich drei Jahre zusammen war, hat mich nach Strich und Faden belogen und
betrogen‹«, las er sich selbst vor. »›Da bin ich natürlich sofort ausgezogen. Und
jetzt lebe ich alleine. Und das ist ganz schön schwer, kann ich euch sagen. Die
Tage gehen ja noch, weil ich da arbeite, aber die Abende und die Wochenenden – fürchterlich.
    Bitte helft
mir und unternehmt etwas mit mir, damit ich schnell über diese schwierige Zeit hinwegkomme.
Wer von euch hat Lust, mit mir schwimmen, joggen oder spazieren zu gehen? Und vielleicht
anschließend zum Quatschen in eine Lounge? Bitte meldet euch, dann schicke ich euch
meine E-Mail-Adresse und Telefonnummer. Dann können wir einen Treffpunkt vereinbaren.‹«
    Der Spider
grinste breit und knetete die Hände. »Das kannst du haben, mein Schätzchen. Ich
kümmere mich um dich.«
    ›Hallo,
Conny! Schön, mal wieder etwas von Dir zu hören‹, tippte er. Ich hätte heute Zeit,
um Dich ein bisschen zu trösten. Treffen wir uns um 18 Uhr am Waldparkplatz an der
Rothen Hohl? Von dort aus können wir zur Jammerhalde und zurück joggen. Da haben
wir genug Zeit zum Quatschen. Also, melde Dich. Wenn’s bei Dir so auf die Schnelle
nicht klappen sollte, dann vielleicht morgen?! Ich warte auf Deine Antwort. Liebe
Grüße – Marieke.‹
    Keine zwei
Minuten später traf bereits die Rückmeldung ein: ›Super, Marieke! Alles klar: heute
18 Uhr an der Rothen Hohl. Ich bin Dir ja so was von dankbar! Freue mich! HDGDL
Conny.‹
    »Ich hab
dich auch ganz doll lieb«, höhnte der Spider und spitzte die Lippen zu einem Küsschen.
     
    Jessica Hellmann spürte den schneidenden
Schmerz wie einen Peitschenhieb. Sie bäumte sich dagegen auf, aber dadurch wurden
die Schmerzen nur noch schlimmer. Trotzdem zerrte sie weiter verzweifelt an den
Metallfesseln.
    Plötzlich
stieß ihr linker Knöchel gegen einen Widerstand. Sie zog sich an den Handfesseln
so weit es ging nach oben und presste die Knie aneinander. Noch ein Stück höher
und ihre gefesselten Fersen rutschten über einen kleinen Vorsprung hinweg.
    Nun schwebten
ihre zusammengebundenen Füße nicht mehr frei in der Luft, sondern hatten festen
Stand gefunden. Umgehend reduzierten sich die Schmerzen an den gefesselten Händen.
Jessica schnaufte erst einmal erleichtert durch.
    Doch die
dröhnenden Kopfschmerzen waren immer noch da. Sie hatte das Gefühl, als ob eine
Dampframme unter ihrer Schädeldecke arbeitete. Auch die Zunge tat ihr fürchterlich
weh. Sie war dick geschwollen und klebte an ihrem ausgetrockneten Gaumen fest.
    Blinzelnd
öffnete sie die Augen.
    Warum sehe
ich denn nichts? , fragte sie sich entsetzt.
    Trage ich
eine Augenbinde?
    Sie presste
die Brauen zusammen, sperrte die Augen auf, verzog das Gesicht und blies die Backen
auf. Aber sie spürte weder eine Stoffbinde noch eine lichtundurchlässige Schwimmbrille.
    Nein, anscheinend
habe ich keine Binde oder Maske auf. Aber irgendetwas klebt auf meiner Haut. Was
ist das nur?
    Bin ich
blind? , schoss es ihr plötzlich wie eine Leuchtrakete durchs Hirn.
    Ihr Herz
pochte so heftig, dass sie ihren Herzschlag im Hals spürte. Die Kopfschmerzen pulsierten
im selben Rhythmus. Sie atmete viel zu hastig, pumpte viel zu viel Sauerstoff in
die Lungen.
    Als Biologiestudentin
wusste sie natürlich, was diese Hyperventilation in ihrem Körper bewirken konnte:
Im Extremfall würde ihr Kreislauf zusammenbrechen und sie konnte das Bewusstsein
verlieren.
    In Erinnerung
an das erlernte Autogene Training versuchte sie ihren hechelnden Atem in den Griff
zu bekommen. Ganz ruhig atmen, tief und tiefer. Ich bin ganz ruhig. Atemzüge
ruhig und tief, kommandierte sie tonlos. Atemzüge ganz ruhig und tief.
    Es dauerte
eine Weile, aber dann hob und senkte sich ihr Brustkorb wieder in fast normalem
Takt.
    Um mich
herum ist es stockfinster, deutete sie ihre Sinneseindrücke. Trotzdem
muss ich nicht blind sein. Quatsch, ich bin nicht blind! Wahrscheinlich hänge ich
in irgendeinem lichtdichten Kellerraum an der Wand.
    Bei diesem
niederschmetternden Gedanken überspülte Jessica eine Welle der Verzweiflung. Ein
heftiger Weinkrampf schüttelte sie durch. Dicke Tränen schossen aus ihren Augen,
perlten

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