süffisantes Lächeln
seine Lippen umspielte. »Hast du vorhin nicht erzählt, dass Kollmenter dringend
wegwollte? Hättest du da nicht gleich mit der Observation beginnen sollen?«
»Scheiße«,
zischte Tannenberg und raufte sich die Haare. »Du hast recht. Ich Hornochse! Hoffentlich
ist er jetzt nicht auf dem Weg zu einer weiteren Entführung.«
11
Connys Herz raste wie ein wildgewordener
Elektromotor. Sie spürte, wie die Angst langsam in ihr hochkroch, sie mit einer
eisernen Faust im Genick packte und kräftig durchrüttelte. Das Geräusch ihrer klappernden
Zähne erinnerte an eine arbeitende Nähmaschine.
Ihr Mund
war mit einem Mal so trocken, dass ihre Zunge am Gaumen festklebte und sie nicht
mehr schlucken konnte. Die Schmerzen und Ängste der jungen Frau brachen sich in
einem verzweifelten, leidvollen Schluchzen Bahn, das gespenstisch in dem stockfinsteren
Gewölbebunker widerhallte.
»Sei bitte
ruhig«, fauchte Jessica, die überraschend gefasst geblieben war. »Denk daran, wir
müssen das Spiel unseres Entführers mitspielen, um wertvolle zu Zeit gewinnen. Nur
so haben wir eine Chance, gerettet zu werden.«
Conny Faulhaber
biss die Zähne fest zusammen und erstickte ihre aufgeschäumten Emotionen, indem
sie den Atem anhielt.
Nur Sekunden
später hörten die Frauen, dass jemand die Klinke herunterdrückte und die schwere
Eisentür mit einem spitzen Quietschen nach innen schob. Im selben Moment tauchte
im Lichtschein der Flurbeleuchtung die Silhouette eines Mannes auf, der fast den
gesamten Türrahmen ausfüllte.
In der linken
Hand trug er eine große, rechteckige Arzttasche und über seiner rechten Schulter
hing ein Gegenstand, der auf den ersten Blick wie ein zusammengerollter Teppich
aussah. Doch die beiden Frauen wussten sofort, dass es sich dabei um einen bewusstlosen
Menschen handelte.
»Na, meine
süßen Täubchen, wie geht’s euch denn heute so?«, flötete der Mann, während die Neonröhren
aufflackerten und ihn nun auch von vorn anstrahlten. »Wie ihr seht, habe ich euch
Gesellschaft mitgebracht, damit es euch zu zweit nicht zu langweilig wird. Damit
seid ihr jetzt quasi so etwas wie ein flotter Dreier.«
Der Spider
kicherte wie ein affektiertes kleines Mädchen. Dann stellte er die Arzttasche vor
die Wand, legte den schlaffen Frauenkörper auf dem kalten Betonboden ab und nahm
seinen geräumigen Wanderrucksack von der Schulter.
Anschließend
zog er ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Jacke, packte eine Hand der Frau,
winkte damit in Richtung des Spinnennetzes und säuselte: »Hallo, ihr Hübschen.«
Dann legte
er die Hand wieder ab und las den gedruckten Text vor: »›Ich heiße Natalie Himmer,
bin 23 Jahre alt und von Beruf Verwaltungsangestellte. Meine Geschwister heißen
Sven, Chris und Chayenne. Sie gehen alle noch zur Schule. Meine Eltern heißen Sven
und Sandra. Sie arbeiten beide bei Opel. Ich bin in Kaiserslautern geboren und wohne
in der Ländelstraße. Telefonnummer: 0631/2451978, E-Mail-Adresse:
[email protected].‹«
Der Entführer
verlagerte sein Gewicht und räusperte sich. »Da wisst ihr jetzt aber schon eine
ganze Menge über eure neue Freundin, gell?« Er lächelte, ohne seine Zähne zu zeigen.
»Aber das ist noch nicht alles«, tönte er weiter. »Jetzt kommen die richtig persönlichen,
man könnte auch sagen intimen Dinge. Also spitzt die Ohren, was ich alles über die
liebe Natalie weiß.«
Der Mann
räusperte sich erneut. »Ich zitiere: ›Um mich herum gibt es nur dumme Sprüche, blöde
Anmachen, ätzende Feten, falsche Freunde, untreue Jungs, nervige Musik und viel
zu wenig Geld. Ab und zu lache ich auch, zurzeit aber gerade weniger, weil ich so
traurig bin, denn ich bin leider wieder solo.‹«
Ein spöttisches
Lachen erklang. »Och, die Arme«, säuselte der Spider und schmatzte. »›Deswegen bin
ich total deprimiert. Mir geht einfach alles auf den Keks. Zu nichts habe ich Lust.
Es ist zum Verzweifeln. Wenn es mir besser geht, sind meine Hobbys Tanzen, Schwimmen,
Fußballspielen, Ins–Kino-Gehen, Shoppen, Musikhören.‹«
Der Spider
brach ab und kickte einen kleinen Stein in Richtung des Spinnennetzes. Die beiden
gefesselten Frauen zuckten erschrocken zusammen.
»Ach Gott,
warum so schreckhaft, die Damen? Dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund«, höhnte
er. Seine Stimme schlug um. »Oder?«, brüllte er hinterher.
Jessica
und Conny schüttelten energisch die Köpfe.
»Das will
ich auch meinen. Also dann zurück zu Natalie. Als