Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Augen. Doch
ihre Lider waren so bleischwer, dass sie sich gleich wieder über die Augäpfel schoben.
Ihre Arme gehorchten ihr noch nicht, sie schaffte es lediglich, kurz die Ellbogen
zum Körper hinzuschieben, dann klappten sie aber gleich wieder nach außen weg.
    »Mit eurem
Spektakel bringt ihr noch meinen ganzen Plan durcheinander. Ihr setzt mich unter
Zeitdruck, und das finde ich gar nicht gut«, zeterte der Spinnenfreak weiter, während
er in seinem Koffer herumkramte.
    »Jede von
euch wird von mir gleichermaßen verwöhnt«, verkündete er mit einem dreckigen Grinsen.
    Dann zog
er ein weiteres, in einem Holzrahmen aufgespanntes natürliches Spinnennetz aus seinem
Arztkoffer und legte es über Natalie Himmers Gesicht. Die junge Frau wusste offensichtlich
nicht, was ihr da gerade geschah. Sie ächzte, verzog angewidert den Mund und verdrehte
die Augen.
    »Dieses
perfekte, wunderschöne Netz wurde von einer Araneus diadematus gefertigt«, erklärte
der Spinnenliebhaber. »Wisst ihr, wie man sie in unserer Muttersprache nennt?« Da
dem Anschein nach niemand die Antwort wusste, löste er selbst das Rätsel auf. »Im
normalen Sprachgebrauch heißt sie ›Garten-Kreuzspinne‹. Den Namen habt ihr aber
schon mal gehört. Oder?«
    Reflexartig
nickten die beiden Frauen.
    »Dann wisst
ihr vielleicht auch, dass die Netze der Araneus diadematus einen Durchmesser von
bis zu einem halben Meter aufweisen können«, schwärmte der Spider, nun offensichtlich
ganz in seinem Element.
    »An diesem
perfekten Spinnennetz kann man sehr schön sehen, dass diese bei uns heimische Kreuzspinnenart
ihre Netze sehr engmaschig webt. Wie viele ihrer Artgenossinnen ist auch sie in
der Lage, verschiedene Arten von Fäden zu spinnen. Und zwar je nach Verwendungszweck:
klebrige Fäden zum Fang der Opfer oder festere Fäden zur sicheren Befestigung der
Netze. Faszinierende Gottesgeschöpfe sind das doch, oder?«
    Als sie
nicht antworteten, sondern wieder nur mechanisch nickten, schmetterte er ihnen noch
einmal ein »Oder?« entgegen.
    »Ja«, stöhnten
die jungen Frauen.
    »Warum nicht
gleich so, meine werten Damen? Ihr wisst, dass ihr mich nicht provozieren sollt.
Das könnte ganz schnell für euch sehr, sehr ungemütlich werden.« Der Spider hielt
sich die Hand vor den Mund und feixte, nun allerdings bedeutend leiser: »Wird es
jetzt aber eh.«
    Das stakkatoartige
Kichern steigerte sich zu einem nervtötenden Sirenengeheul. Während ihn Conny und
Jessica panisch anstarrten, wechselte er das Thema.
    »Man behauptet
ja immer, dass Frauen die humaneren, einfühlsameren und sozialeren Lebewesen seien.
Deshalb meine Frage an euch: Soll ich eurer neuen Kollegin das Spinnennetz nicht
besser schon jetzt in den Oberschenkel gravieren? Später, wenn sie erst einmal richtig
wach ist, tut ihr diese Prozedur bestimmt noch mehr weh als jetzt, wo sie geistig
noch ziemlich weggetreten ist.«
    Die Frauen
zögerten.
    »Ach so,
ich verstehe«, sagte der Entführer, wobei er jede einzelne Silbe betonte. »Ihr befindet
euch in einem sogenannten unlösbaren Dilemma, gell?«
    Keine Reaktion.
    »Schließlich
lasse ich euch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Denn ihr möchtet eigentlich
gar keine Entscheidung treffen, am liebsten wäre euch, wenn Natalie von dieser zugegebenermaßen
recht schmerzhaften Prozedur gänzlich verschont bliebe.«
    Der Spider
breitete seine Arme zu einer hilflosen Geste aus. »Aber das ist leider unmöglich,
meine Lieben. Auch wenn ich es wollte, könnte ich Natalie das nicht ersparen. Dieses
Prozedere ist ein zentraler Bestandteil meines Plans.«
    Der Entführer
zeigte seine unregelmäßigen Zähne und grinste hämisch. »Und einen Plan muss man
konsequent zu Ende bringen, sonst scheitert er womöglich noch.«
    Er hob entschuldigend
die Schultern. »Irgendwie tut es mir ja leid für euch, aber es führt kein Weg daran
vorbei: Jedes Opfertier im Spinnennetz bekommt eine solch blutige Kennzeichnung
verpasst.«
    Mit der
Schuhspitze malte der Mann ein Kreuz in den staubigen Betonboden. »Das wird quasi
euer Markenzeichen, damit derjenige, der irgendwann einmal eure ausgeplünderten
Körper findet, sofort sieht, dass ihr damals zusammengehört habt, Teil einer genialen
künstlerischen Inszenierung wart.«
    Er saugte
die Wangen ein und blickte nachdenklich zur Decke empor. »Wie könnte ich dieses
Kunstwerk nennen? Habt ihr eine Idee für einen passenden Titel?«
    Geschockt
und eingeschüchtert schwiegen die Frauen.
    »Na, wie
wär’s denn

Weitere Kostenlose Bücher