Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Gassenhauer mitgrölte, hängte er Natalie Himmer in
die Seile, und zwar schräg links unterhalb von Jessicas Füßen. Im Zentrum des überdimensionalen
Spinnennetzes leuchtete das große rote Kreuz und wurde an drei Seiten von den Entführungsopfern
eingerahmt.
    Als er mit
der Fesselaktion fertig war, wischte er sich mit dem Jackenärmel den Schweiß von
der Stirn. Danach kramte er aus seinem Rucksack eine Flasche Wasser heraus, trank
sie in einem Zug halb leer und setzte zuerst Conny und anschließend Jessica die
Plastikflasche an die Lippen.
    »Wer von
euch beiden muss denn am dringendsten Pipi?«, fragte er, während er einen Mundwinkel
nach oben zog. »Beim letzten Mal war Conny zuerst dran, wenn ich mich richtig erinnere.
Deshalb fangen wir diesmal gerechterweise mit Jessica an«, entschied er.
    Noch bevor
er die Biologie-Studentin von ihren Fesseln befreite, legte er ihr eine Plastikschlinge
um den Hals. Sie bestand aus einem breiten Kabelbinder und einem etwa zwei Meter
langen Kälberstrick.
    Die Schlinge
war so konstruiert, dass sich bei Spannung der Kabelbinder sofort festzog und in
dieser Stellung arretierte. Damit dieser fatale Mechanismus nicht ausgelöst wurde,
musste die Betroffene strikt darauf achten, keine Seilspannung zu erzeugen.
    Jessica
lief im immergleichen Abstand ein Stück vor dem Spider her, der sie wie ein Hündchen
an der Leine ausführte. Diese Konstanz fiel ihr sehr schwer, denn ihr Körper war
verspannt und schmerzte. Sie war derart wacklig auf ihren Beinen, dass sie große
Angst hatte, über eine Unebenheit zu stolpern und zu stürzen. Deshalb hüpfte ihr
flackernder Blick permanent zwischen dem Betonboden und dem leicht durchhängenden
Seil hin und her.
    Die verwahrloste
Toilettenanlage befand sich unmittelbar hinter der Bunkertür. Hier roch es wie in
einer Kloake, der Wandputz blätterte ab, die meisten der Sperrholztüren waren eingetreten
und die Sanitärobjekte waren völlig verdreckt.
    Jessica
durfte zwar die Kabinentür ins Schloss drücken, doch dadurch wurde das Seil eingeklemmt.
Sie stand Todesängste aus, denn ein einziger fester Zug hätte genügt, ihr die Kehle
zuzuschnüren und sie in der Kabine zu erdrosseln.
    Nachdem
ein paar Minuten später auch Conny Faulhaber ihre Notdurft verrichtet hatte und
sie wieder festgekettet im Seil hing, stellte sich der Spider vor das Netz und nickte
zufrieden.
    »Was für
eine geniale Performance«, lobte er sein Kunstwerk. »Jetzt fehlt nur noch die Königin.
Sie ist die Krönung, das Zentrum, das pulsierende Herz dieses Spinnennetzes.«
    Voller Vorfreude
rieb sich der Entführer die Hände. »Und wenn sie endlich bei euch ist, werde ich
ein Opfer nach dem anderen töten.«
    Er legte
eine kleine Pause ein und ging ein paar Schritte. Erst als er wieder an derselben
Stelle stand, fuhr er fort: »Anschließend werde ich die besonders interessanten
Teile von euch auflösen und diese dann genüsslich aufsaugen.« Er lächelte versonnen.
»Wie man es eben als Spinne so macht.«
    Den Frauen
gefror das Blut in den Adern. Sie hatten das Gefühl, als ob ihnen jemand gerade
mit seiner eisigen Faust das Herz bei lebendigem Leib aus dem Körper herausgerissen
hätte.
    Urplötzlich
hatten sich alle guten Vorsätze, mit denen sie das teuflische Spiel in die Länge
ziehen und dadurch wertvolle Zeit gewinnen wollten, in nichts aufgelöst. Verzweifelt
bäumten sich die gefesselten Frauen gegen ihr unabwendbar scheinendes Schicksal
auf, warfen die Köpfe wild hin und her, brüllten, wimmerten und flehten ihren Peiniger
an.
    Doch der
stand mit einem eingefrorenen Grinsen im Gesicht vor seinen Opfern und weidete sich
an deren Todesangst. Außer seinen Augen, die hektisch zwischen den beiden Frauen
hin- und hersprangen und dem schnell sich hebenden und senkenden Brustkorb, bewegte
sich nichts an ihm.
    »So, jetzt
reicht’s aber mal langsam«, brüllte er die nun laut aufschluchzenden Frauen an.
»Mir tun ja schon die Ohren weh.« Conny und Jessica reagierten nicht. »Ruhe jetzt!
Oder ich stell euch mit meinem Elektroschocker ruhig.«
    Diese Drohung
wirkte, denn die beiden hatten die von den starken Stromstößen hervorgerufenen Schmerzen
noch lebhaft in Erinnerung.
    »Seht ihr,
was ihr angerichtet habt?«, schimpfte der Spider. »Mit eurem Höllenlärm habt ihr
die arme Natalie aufgeweckt.«
    Aber Natalie
Himmer war noch nicht wach, sondern dämmerte in einer Zwischenwelt vor sich hin.
Ab und an lallte sie etwas Unverständliches oder sie öffnete kurz die

Weitere Kostenlose Bücher