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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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wenn wir den Brief öffnen«, erklärte Tannenberg sein ungewöhnliches
Verhalten. »Ich wollte sehen, wie er auf den Inhalt reagiert.«
    Der leitende
Kriminalbeamte wandte den Blick von seiner Sekretärin ab und ließ ihn über die Köpfe
seiner Mitarbeiter schweifen. »Und wie hat er reagiert, liebe Kollegen?«, fragte
er in den Raum.
    »Wie jeder
normale Mensch, der so etwas Unglaubliches mit eigenen Augen sieht: total geschockt«,
sagte Michael Schauß.
    »Du hattest
also nicht das Gefühl, dass er sich dabei verstellt hat?«
    »Nein.«
    »Ihr auch
nicht?«
    Einmütiges
Kopfschütteln.
    »Dann gibt
es nur zwei Möglichkeiten: Entweder weiß er wirklich nichts und hat mit der ganzen
Sache überhaupt nichts zu tun. Oder er ist ein genialer Schauspieler, der sich auf
diese Situation extrem gut eingestellt hat. Was ihm wohl auch nicht so schwer gefallen
sein dürfte, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussieht. Denn er wusste ja,
was ihn hier bei uns erwartet.«
    »Ja, richtig,
das mit der Schauspielkunst trifft auf Kollmenter zu«, meldete sich der Rechtsmediziner
zu Wort. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn schon einmal auf der Katzweiler
Freilichtbühne gesehen habe.«
    »Was, echt?«,
fragte Sabrina.
    »Ja, klar.
Er hat die Hauptrolle in der Bühnenfassung des ›Spider-Man‹ gespielt.«
    »Idiot«,
schimpfte Tannenberg.
    »Was man
sagt, ist man selber – alte Kinderweisheit!«, konterte Dr. Schönthaler.
    Wolfram
Tannenberg ignorierte die flapsige Bemerkung seines alten Freundes. Er legte Mertel
die Hand auf die Schulter. »Ich hätte da so eine Idee, mein lieber Karl«, flötete
er dem Kriminaltechniker ins Ohr. »Und dazu bräuchte ich deine fachkompetente Hilfe.«
    Mertel verengte
die Augen zu schmalen Schlitzen und fixierte Tannenberg mit einem herausfordernden
Blick. »Was willst du von mir, du alter Schleimer?«
    Der Leiter
des K 1 kratzte sich am Kopf. »Ich weiß, dass das, worum ich dich jetzt bitten werde,
nicht so ganz legal ist. Aber die Zeit drängt. Und ich besitze leider deine Fingerfertigkeit
nicht.«
    »Tja, ein
Leben als Grobmotoriker ist nicht ganz einfach«, grummelte Dr. Schönthaler und erzeugte
damit allseitige Heiterkeit.
    Auch der
Spurenexperte grinste kurz. Doch dann verzog er den Mund so, als ob er gerade einen
brechreizauslösenden Geruch wahrgenommen hätte. »Hör bitte sofort damit auf, mich
so widerlich anzuschleimen. Das ist ja eklig. Sag mir lieber, was ich tun soll.«
    »Ich hab
gewusst, dass ich auf dich zählen kann«, freute sich der Leiter des K 1. »Um Kollmenter
von dem immer noch im Raum stehenden Tatverdacht zu befreien, möchte ich dich bitten,
deine herausragende Kompetenz als Filigrantechniker zu nutzen, um …«
    »Wolf«,
knurrte der Kriminaltechniker. »Sag es doch einfach ohne Umschweife: Du möchtest,
dass ich in sein Haus einbreche, nicht wahr?«
    Tannenberg
quittierte Mertels Gereiztheit mit einem zufriedenen Lächeln. »So könnte man es
nennen.«
    »Aber, Chef,
das wäre doch völlig illegal«, protestierte Petra Flockerzie. Alles, dem auch nur
der Geruch der Illegalität anhaftete, war ihr ein Gräuel. »Wollen Sie nicht lieber
eine richterliche Durchsuchungsanordnung beantragen?«
    »Dazu fehlt
uns leider die Zeit, Flocke«, gab Tannenberg barsch zurück. Er machte eine ausladende
Geste. »Gefahr im Verzug! Da draußen rennt irgendwo ein Irrer herum, der Frauen
entführt und auf brutalste Art und Weise quält. Da können …«
    »Okay, ich
mach’s«, erklärte sich Mertel bereit.
    »Gut, Karl,
danke.« Wolfram Tannenberg sah seinen Kollegen bedeutungsvoll an. »Ich hab gewusst,
dass ich auf dich zählen kann.«
    »Das ist
selbstverständlich. Wir müssen doch alles in unserer Macht stehende tun, um die
Frauen zu finden. Da handele ich mir zur Not auch gerne eine Anzeige wegen Einbruchs
ein.«
    »Quatsch,
das nehme ich auf meine Kappe«, versprach Tannenberg. »Wir fahren jetzt sofort in
die Parkstraße. Du stellst dich an die Haustür und tust einfach so, als ob du bei
Kollmenter klingeln würdest. In fünf Sekunden hast du das Schloss geknackt und bist
in seinem Haus. Dann haben wir endlich Gewissheit. Ich bleibe im Auto sitzen und
halte die Augen auf. Und falls er wirklich irgendwo auftaucht, schnappe ich ihn
mir und bringe ihn ins K 1. Du hast also genügend Zeit, dich intensiv bei ihm umzuschauen.«
    »Lebt er
alleine in dem Haus?«, wollte Mertel wissen.
    »Ja«, bestätigte
der Kommissariatsleiter. »Kontakt halten wir über unsere

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