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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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»Standesamtaufsicht Schottland« in die Suchmaschine ein. Die Seite erschien augenblicklich, und ich rief den jüngsten Jahresbericht auf. In Tabelle 3.3 waren Details über außereheliche Lebendgeburten in Schottland, zusammen mit dem Alter der Mutter, angegeben. Ich bin nicht besonders gut im Umgang mit Statistiken, doch selbst ich fand es einigermaßen verständlich. Die Anzahl der Teenagerschwangerschaften auf den Inseln war ziemlich niedrig. In dem Jahr, das ich gerade überprüfte, war sie sogar vierzig Prozent niedriger gewesen als im restlichen Schottland. Wo auch immer Duncans Babyüberschuss herkam, von unseren minderjährigen Müttern stammte er jedenfalls nicht.
    Ich wandte mich wieder meiner Liste mit Babys aus dem Jahr 2005 zu. Wie konnte man hundertvierzig Namen eingrenzen? Wenn DS Tullochs Theorie stimmte, dass es sich um die Leiche einer Frau aus Lerwick handelte – aufgrund der Annahme, dass kein vernünftiger Mörder einen Leichnam übers Wasser transportieren würde, nur um sie auf meinem Grundstück zu vergraben –, dann war unsere Freundin wahrscheinlich hier im Franklin Stone Hospital niedergekommen.
    Unglücklicherweise half das nicht viel. Die meisten Einwohner Shetlands leben auf der größten Insel, und entsprechend finden hier in der Klinik auch die meisten Entbindungen statt. Während ich die Liste durchging, sah ich hier und dort eine der kleineren Inseln auftauchen — Yell, Unst, Bressay, Fair Isle, Tronal, wieder Unst, Papa Stour. Zu wenig, als dass es wirklich einen Unterschied gemacht hätte, sie auszuschließen.
    Tronal? Also, das war mir neu. Alle anderen Inseln kannte ich. Auf denen gab es medizinische Betreuungszentren, ortsansässige Hebammen und regelmäßige Schwangerschafts-Sprechstunden, durchgeführt von meiner Wenigkeit. Von Tronal jedoch
hatte ich noch nie gehört, geschweige denn, dass ich jemals dort gewesen wäre. Und doch schien es auf dieser Insel jedes Jahr ein paar Geburten zu geben. Ich zählte. Tronal tauchte viermal auf. Das bedeutete wahrscheinlich sechs bis acht Entbindungen pro Jahr, mehr als auf einigen der anderen kleineren Inseln. Im Geiste machte ich mir eine Notiz, so bald ich konnte mehr über Tronal herauszufinden.
    Dann zwang ich mich dazu, mich wieder der Aufgabe zu widmen, die vor mir lag, und betrachtete von Neuem die Liste. Sie verriet mir Name und Alter der Mutter, Datum und Uhrzeit sowie den Ort der Entbindung und Geschlecht und Zustand des Kindes (also Lebend- oder Totgeburt). Und noch etwas. Die Buchstaben KT tauchten am Ende eines Eintrags auf. Ich gab mir alle Mühe, auf irgendeinen Umstand oder ein Resultat im Bereich Geburtshilfe zu kommen, etwas, das mit KT abgekürzt werden könnte. Mir fiel nichts ein. Wieder glitt mein Blick die Liste hinauf und hinunter. Da war es wieder, KT, am Ende eines Eintrags, der die Geburt eines Babys im Mai auf Yell dokumentierte. Und noch einmal; eine Hausentbindung hier in Lerwick, im Juli.
    Rasch warf ich einen Blick auf meine Uhr. Die Zeit war um. Ich suchte gerade meine Siebensachen zusammen, als es an der Tür klopfte.
    Â»Ja, herein!«, rief ich. Die Tür öffnete sich, und als ich aufschaute, erblickte ich DS Tulloch, die Diktatorin. Ihr Hosenanzug war schiefergrau, aus einem festen, glatten Stoff. Nicht eine Knitterfalte weit und breit.
    Â»Guten Morgen«, sagte sie und musterte mich von oben bis unten, woraufhin ich mir schmuddelig vorkam, mindestens zwei Saisons hinter der aktuellen Mode zurück und so plump wie ein Karrengaul neben einer preisgekrönten Araberstute. »Haben Sie einen Moment Zeit?«, erkundigte sie sich, während sie noch immer im Türrahmen stand.
    Â»Ich habe Visite«, erwiderte ich. »Aber wir sollen mindestens zehn Minuten zu spät kommen.«

    Sie zog die Brauen hoch. Allmählich fand ich es grässlich, wenn sie das tat.
    Â»So steht es in unserem Vertrag«, fuhr ich fort. »Das vermittelt den Eindruck, beschäftigt und wichtig zu sein, verhilft den Patienten zum richtigen Augenmaß, verhindert, dass sie zu anspruchsvoll werden.«
    Sie lächelte nicht.
    Â»Ich habe gehört, meine Wiese wird heute doch geräumt«, sagte ich.
    Â»Ja, das habe ich auch gehört«, antwortete sie und ging zu meinem Schreibtisch. Sie nahm die Liste. Ich wollte sie ihr wieder wegnehmen, auch wenn ich dabei kindisch wirkte.
    Â»Deswegen bin ich hier«,

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