Todesopfer
Zugang zu ihnen. Zuallermindest wäre ein Gerichtsbeschluss notwendig, und nach dem, was ich gehört hatte, war nicht geplant, einen solchen zu beantragen. Das hier war eine einzigartige Gelegenheit. Niemand im Morddezernat konnte das tun, was ich gerade tat. Die groÃe Frage allerdings war, ob ich die Suche überhaupt durchführen konnte. Wie viele zahnärztliche Akten würde ich mir ansehen müssen?
Nein, das ist nicht die groÃe Frage, Tora! Die groÃe Frage ist: Wieso packst du nicht deinen Kram zusammen und suchst dir irgendwo ein Zimmer, wo du die Nacht verbringen kannst?
Ich wechselte ins Internet und rief die Website des Scottish Census auf, der Volkszählung von Schottland. Ich wusste, dass die Einwohnerzahl der Shetlandinseln um die 25 000 betrug, einschlieÃlich der Arbeiter auf den Ãlfeldern, doch ich hatte keine Ahnung, wie viele Frauen es in der Altersgruppe von fünfundzwanzig bis fünfunddreiÃig gab. Was, wie man behaupten könnte, für die örtliche Fachärztin für Geburtshilfe ein bisschen unprofessionell war, in Anbetracht der Tatsache, dass diese Frauen das darstellten, was
Managementberater als meine primäre Zielgruppe bezeichnen. Der Scottish Census von 2004 war die letzte Zählung, deren Daten verfügbar waren, und er verriet mir, dass die Anzahl der auf den Inseln lebenden Frauen zwischen zwanzig und vierunddreiÃig 2558 betrug â unmöglich, sie alle zu überprüfen.
Gut, dann ist das ja geklärt, gehen wir uns ausruhen.
Konnte man diese Zahl überhaupt eingrenzen? Nicht jeder ist bei einem Zahnarzt als Patient registriert. Ich erinnerte mich, gelesen zu haben, dass viele Leute ihre Zähne vernachlässigen, so etwa die Hälfte der Bevölkerung. Das würde die Anzahl auf ungefähr zwölfhundert reduzieren. Und meine Freundin von der Wiese hatte sich die Zähne reparieren lassen. Wenn sie von den Inseln stammte und Kassenpatientin war, dann befanden sich ihre Unterlagen hier irgendwo, und ich konnte sie finden.
Sie stammt nicht von den Inseln. DI Dunns Nachforschungen haben alle vermissten Frauen von den Shetlands ausgeschlossen. Du und Dana, ihr habt euch geirrt.
Ich irre mich nicht gern. Also kehrte ich zu der zahnmedizinischen Datenbank zurück und fragte mich, ob ich die Daten wohl umsortieren könnte. Ich klickte auf die Buttons für »Sortieren« und gab meine Kriterien ein: Patientinnen mit Wohnsitz auf den Shetlandinseln, im Alter zwischen sechzehn und vierunddreiÃig. Ich hätte gern die Altersgrenzen enger gezogen, doch das System lieà das nicht zu. Dann hatte ich eine Liste mit Namen vor mir. Ich scrollte ganz nach unten. Siebzehnhundert Patientinnen. Immer noch ein unmögliches Unterfangen. Ich stand auf und ging zur Kaffeemaschine.
Okay, denk nach, müdes Gehirn, denk nach. Siebzehnhundert Frauen zwischen sechzehn und vierunddreiÃig. Es bestand eine wirklich gute Chance, dass die Lady aus dem Torf eine von ihnen war, wenn ich nur ⦠Aber natürlich! Ich schoss zurück an meinen Schreibtisch und ging die Liste der Suchkriterien durch. Ja! Das war es: Datum der letzten zahnmedizinischen Behandlung. Meine Freundin war seit dem Frühsommer 2005 tot; ich musste einfach nur alle Frauen aussondern, die seitdem beim Zahnarzt gewesen
waren. Ich tippte »1. September 2005« ein, was meiner Meinung nach genug Raum für Abweichungen lieÃ, und klickte auf »Suchen«. Es dauerte ein paar Sekunden, und dann ⦠noch dreiundsechzig Frauen auf der Liste.
Das wäre eine zu bewältigende â wenn auch langwierige â Suche. Fünf Minuten pro Patientin, um wirklich sicher zu sein; es war schon halb acht, und ich war völlig im Eimer. Andererseits war dies wirklich eine einmalige Chance. Morgen früh würde man meine unbefugte Hackertätigkeit entdecken und ihr ein Ende bereiten â¦
und deiner Festanstellung höchstwahrscheinlich auch
⦠und ich musste dafür sorgen, dass es die Mühe wert war.
In meiner Schreibtischschublade, abgelegt unter Dies & Das, befand sich eine Kopie des Ausdrucks, den ich Dana Anfang der Woche gegeben hatte: die Liste der Frauen, die im Frühjahr und im Sommer 2005 auf den Inseln entbunden hatten. Ich begann, die beiden Listen miteinander abzugleichen, und hielt Ausschau nach einer Frau, die in jenem Sommer ein Kind zur Welt gebracht und ab dieser Zeit kein Bedürfnis mehr
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