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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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schon einmal eine so finstere Nacht erlebt zu haben. Bestimmt zog gerade ein Gewitter herauf.
    Ich sah wieder auf den Bildschirm, konnte jedoch kaum etwas erkennen. Die scharfen Konturen des Röntgenbildes wirkten verschwommen. Worte waren nicht auszumachen. Ich wusste, dass ich noch achtzehn Akten zu überprüfen hatte, doch das konnte ich einfach nicht schaffen. Also würde ich sie ausdrucken, mir einen Schlafplatz suchen und sie morgen früh durchlesen. Ich schloss die Augen, schüttelte den Kopf und öffnete sie wieder. Es war nicht besser geworden, wenn überhaupt, dann eher schlechter:
Ich starrte auf einen schwarzen Bildschirm mit Worten, die grellgrün gewesen waren. Jetzt hatten sie gar keine Farbe mehr, es waren nur noch trübe Lichtzeichen, die immer größer zu werden schienen.
    Ich rief das Druckermenü auf und klickte auf »Drucken«. Irgendetwas stimmte definitiv nicht mit der Stromversorgung. Ohne dass ich es gemerkt hatte, war das Licht vollkommen ausgegangen, und mein Büro war ein Gewirr aus Schatten. Von dem Drucker am anderen Ende des Zimmers her war ein schrilles, beharrliches Piepsen zu vernehmen. Na toll, wie immer, wenn es wichtig ist, war kein Papier mehr drin. Ich machte Anstalten aufzustehen und konnte nicht. Es gelang mir gerade noch, die Tastatur aus dem Weg zu schieben, ehe mein Kopf auf der Schreibtischplatte aufschlug.
    Â 
    Das Nächste, woran ich mich erinnere, war, dass mein Handy klingelte, irgendwo in der Ferne. Ich hob den Kopf und schnappte laut nach Luft: In meinem Schädel waren Dämonen am Werk, schlugen einen Trommelwirbel auf meinem Gehirn. Und irgendjemand hatte mir das Rückgrat gebrochen; nichts anderes konnte solche Schmerzen verursachen. Als Übelkeit in mir aufstieg, schloss ich die Augen und zählte bis zehn. Dann riskierte ich es, sie wieder zu öffnen. Ich befand mich noch immer an meinem Schreibtisch; im Raum herrschte fast völlige Finsternis. Der Bildschirm meines Computers sah dunkel aus, doch sein leises Summen verriet mir, dass er noch eingeschaltet war.
    Ohne mich zu bewegen, gelang es mir, das Klingeln zu lokalisieren. Mein Handy steckte in der Tasche meiner Jacke, die hinter der Tür hing. Mühsam stand ich auf – o Mann, tat das weh – und taumelte durchs Zimmer. Ich fand das Handy und schaute auf das Display. Es war Dana. Ich schaltete das Telefon aus. Als ich zu meinem Schreibtisch zurücktappte, stellte ich fest, dass sogar das Gehen mir Mühe machte, als wäre jede Gliedmaße plötzlich dreimal so schwer geworden. Was zum Teufel war los mit mir?
    Als ich meinen Schreibtisch erreichte, fühlte ich mich etwas
besser. Schon das bisschen Bewegung hatte gereicht, mich ein wenig zu lockern. Dann fiel mir wieder ein, womit ich beschäftigt gewesen war. Ich drückte auf eine Taste, und der Bildschirm erwachte zum Leben. Er zeigte nichts außer den Bildschirmschoner. Ich griff nach der Maus und fuhr mit dem Cursor über den Schirm, für den Fall, dass ich die Zahnarztakten aus Versehen irgendwo minimiert hatte. Sie konnten doch nicht einfach verschwunden sein.
    Nur dass genau dies der Fall war. Ich klickte von Neuem auf das Portal der zahnmedizinischen Abteilung auf der Website, und wieder wurde ein Passwort verlangt. Ich gab Terminator ein.
    Zugang verweigert.
    Ich versuchte es noch einmal.
    Zugang verweigert.
    Ich blickte mich in meinem Büro um, als wäre die Antwort an meinen Wänden zu finden, auf meinem Schreibtisch. Der Raum war ordentlich, alles schien an seinem Platz zu sein. Nur …
    Mein Schreibtisch war sonst niemals so aufgeräumt. Papiere waren säuberlich gestapelt. Die Tasse, aus der ich getrunken hatte, stand drüben am Waschbecken. Sie war ausgespült worden, genau wie die Kaffeekanne. Das hatte nicht ich getan. Ich ging zum Lichtschalter und betätigte ihn. Die Leuchtröhren flackerten und blinkten und waren dann an. Funktionierten völlig normal, was ich von mir nicht gerade behaupten konnte.
    Ich taumelte zum Waschbecken und füllte eine Tasse mit Wasser. In meiner Handtasche fand ich ein paar von den Schmerztabletten, die Gifford mir vorgestern gegeben hatte, und schluckte zwei. Dann lehnte ich mich ans Waschbecken und wartete darauf, dass der Schmerz in meinem Kopf allmählich nachließ, was er nicht tat, und darauf, dass die Gliederschmerzen vergingen, was langsam auch geschah.
    Im Krankenhaus war es still. Unten,

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