Todesopfer
davon schlimmer.
»Ein Déjà -vu. Das ist ein verdammtes Déjà -vu. Das Gleiche haben wir mit Kirsten durchgekaut, und wir waren sicher, dass wir die Richtige gefunden hatten.«
»Das mit Kirsten müssen wir vergessen. Die Zahnaufnahmen waren vollkommen anders. Sie war es nicht.«
»Das akzeptiere ich ja. Aber es sind trotzdem zu viele ScheiÃzufälle. Wir finden eine Leiche und einen Ring in Ihrer Wiese. Beide gehören jungen Frauen, die angeblich 2004 gestorben sind. Nur dass das auf eine davon nicht zutrifft. Eine von ihnen ist in Wirklichkeit
 â weil die Pathologen uns das sagen â fast ein ganzes Jahr später gestorben.«
»Ich hab Kopfschmerzen!«, jammerte ich.
»Okay, okay.« Sie hörte auf, auf und ab zu tigern und setzte sich wieder auf ihren Schemel. »Jetzt sagen Sie mir, was mit Ihnen passiert ist«, verlangte sie mit leiserer Stimme.
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist doch egal.«
Sie ergriff meine Hände, von denen eine noch immer einen leeren Teebecher umklammerte, und zwang mich, sie anzusehen.
»Das ist nicht egal. Jetzt reden Sie schon.«
Ich redete. Ich erzählte ihr, dass sich zum zweiten Mal innerhalb von zwei Nächten irgendjemand von abgeschlossenen Türen â geschweige denn von recht strengen Sicherheitsvorkehrungen in der Klinik â nicht davon hatte abhalten lassen, zu mir vorzudringen. Dass mir zum zweiten Mal innerhalb von zwei Nächten jemand beim Schlafen zugesehen hatte und ich wieder jemandem, der mir übelwollte, vollkommen ausgeliefert gewesen war.
»Es wurde nichts hinterlassen? Keine â¦Â«
»Kleine Geschenke? Nein. Aber er hatte meine Kaffeetasse abgewaschen, und die Kanne auch. Sehr gründlich.«
»Sie glauben, man hat Sie unter Drogen gesetzt?«
»Möglich. Ich habe mich die letzten beiden Tage nicht besonders gut gefühlt, als ob ich eine Grippe ausbrüte oder so was, aber nicht so elend wie jetzt.«
»Wir müssen Sie zu einem Arzt bringen.« Sie bemerkte meinen Gesichtsausdruck und gestattete sich ein Lächeln. »Wir müssen ein paar Tests machen lassen«, erklärte sie. »Ich weià nicht, Blutuntersuchungen oder so.«
»Schon erledigt. Ich habe mir Blut abgenommen, bevor ich die Klinik verlassen habe. Steht im Kühlschrank in meinem Büro; ich schickâs Montag weg. Aber ehe wirâs genau wissen, können wir bitte Stillschweigen darüber bewahren? Das gäbe nur Verwirrung.«
Dana nickte bedächtig, doch ihre Augen blickten ins Leere. Sie schien angestrengt nachzudenken, und ich überlegte, wie ich ihr beibringen konnte, dass ich nach Hause wollte. Es gefiel mir zwar
nicht, sie mit einer solchen Neuigkeit allein zu lassen, doch mir war klar, dass ich nicht mehr konnte. Ich stand auf.
»Dana, es tut mir leid, aber ich muss wirklich nach Hause.«
Ruckartig blickte sie auf. »Ist Duncan da?«
»Nein«, antwortete ich verblüfft. »Er kommt erst heute Abend.« Was wahrscheinlich ganz gut war. Ich wollte nicht, dass er mich in diesem Zustand sah.
»Sie können nicht nach Hause.«
»Was?«
»Hier sind Sie in Sicherheit. Gehen Sie nach oben. Duschen Sie, wenn Sie wollen, und nehmen Sie dann das Gästezimmer. Wenn wir sicher sind, dass er zurück ist, stelle ich Ihnen Ihre Entlassungspapiere aus.«
Ich rührte mich nicht von der Stelle. Ich kannte diese junge Frau doch kaum und lieà zu, dass sie die Kontrolle über mich übernahm. Sie musste irgendetwas in meinem Gesicht gelesen haben, denn ihre eigene Miene verhärtete sich. »Was ist?«
Ich setzte mich wieder. Und erzählte ihr alles, was Gifford über sie gesagt hatte. Sie hörte zu; ihre Augenbrauen zuckten ein- oder zweimal, ansonsten jedoch zeigte sie keinerlei Regung. Als ich geendet hatte, kniff sie den Mund zusammen. Sie war sichtlich wütend, allerdings wohl nicht auf mich.
»Mein Vater ist vor drei Jahren gestorben«, sagte sie. »Meine Mutter habe ich mit fünfzehn verloren, und ich habe keine Geschwister, also ist sein gesamtes Erbe an mich gegangen. Er war kein reicher Mann, aber er hatte gut verdient. Ich habe ungefähr vierhunderttausend Pfund bekommen und damit das Haus gekauft, das Auto und das, was Sie hier sehen. Es ist schön, ein bisschen Geld zu haben, aber ich hätte viel lieber meinen Dad wieder.«
Sie atmete tief durch.
»Ich bin in
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