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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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wenn es um Vergewaltigung geht, sehen wir Frauen das vermutlich ein wenig radikaler.«
    Chris nickte verhalten. Dann senkte sich sein Blick wieder auf die Flasche in seiner Hand. »Im Grunde gebe ich dir recht«, meinte er und drückte den Hebel des Korkenziehers herunter. »Vermutlich will ich es mir nur nicht so offen eingestehen.«
    »Dich bedrückt immer noch dieser Entführungsfall, richtig?«
    Chris nickte erneut und füllte die Gläser. »Ich frage mich die ganze Zeit, wie ich mich verhalten hätte, wenn wir diese brutalen Schweine damals gefasst hätten. Vermutlich wäre ich in einer ähnlichen Situation wie du bei Nowak gewesen. Denn nachdem ich den Zustand der jungen Frau gesehen hatte, da verspürte ich einen unbändigen Hass auf die Täter. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich ...« Er stellte die Flasche zurück auf den Tisch, als seine Hand zu zittern begann. Rebecca ergriff sie.
    »Hey«, sprach sie ihm aufmunternd zu. »Wir sind nicht weniger fehlbar als das Gesetz, das wir vertreten. Und gerade weil wir das tun, haben wir das Recht, es gelegentlich infrage zu stellen.«
    Wieder nickte er. »Ich weiß, es ist nur ...« Er überlegte, ob er ihr von der Nachricht auf seinem Handy erzählen sollte.
    »Was?«, fragte Rebecca.
    Er zögerte. »Nichts. Versprich mir bitte einfach, dass du auf dich aufpasst. Es laufen eine Menge Verrückte da draußen rum, und ich will nicht, dass du bei einem deiner nächsten Einsätze zu viel riskierst. Nicht solange wir diesen Kerl nicht geschnappt haben. Ich möchte mir nicht einmal vorstellen, was wäre, wenn dir etwas passiert.«
    Sie drückte ihren Zeigefinger auf seinen Mund. »Hey, ihr seid für die schweren Jungs zuständig, schon vergessen?« Sie reichte ihm das Glas und stieß mit ihm an. »Mach dir keine Sorgen, ich bin ein großes Mädchen.«
    Ja, das hat Lara Neuroth auch von sich gedacht , ging es Chris durch den Kopf, als er aus seinem Glas trank.
    »Der Wein ist lecker, nicht wahr?«
    Chris verzog ein wenig das Gesicht. »Ziemlich trocken, wenn du mich fragst.«
    Rebecca seufzte. »Ich dachte mir schon, dass ich dich nicht mehr bekehrt kriege.« Sie stellte das Glas auf der Anrichte ab und wühlte in der Einkaufstüte. Schließlich zog sie ein Sechserpack Bier daraus hervor und stellte es vor Chris auf den Tisch. »Besser?«
    Chris strahlte. »Viel besser!« Er öffnete eine der Flaschen und trank einen ausgiebigen Schluck.
    »Ich hoffe, es ist noch kalt.«
    »Perfekt!« Er lehnte sich zufrieden gegen die Anrichte. Einige Sekunden lang beobachtete er Rebecca schweigend dabei, wie sie aus ihrem Glas trank.
    »Was ist?«, fragte sie beinahe schüchtern.
    »Ich ...«, begann er zögerlich. »Ich liebe dich!«
    Einen Moment lang hingen ihm die Worte wie ein trockener Kloß im Hals, während er Rebecca anstarrte und auf eine Reaktion von ihr wartete. Sie erwiderte seinen Blick, ohne eine Emotion preiszugeben.
    Zu früh. Das war verdammt nochmal zu früh, du Idiot! Womöglich hast du damit alles kaputtgemacht.
    Rebecca stellte das Glas beiseite und öffnete eine der Schubladen. Kurz darauf hielt sie den Ersatzschlüssel für die Wohnung in der Hand. »Ich dich doch auch, du liebenswerter Blödmann«, hauchte sie ihm ins Ohr und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche. »Damit du nächstes Mal nicht wieder im Treppenhaus warten musst.« Sie lächelte ihn an. Dann küsste sie ihn innig.
    Chris umarmte sie und hatte Angst, sie jemals wieder loslassen zu müssen. »Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass Frauen in Uniformen mich tierisch antörnen?«
    »Dann sollte ich sie also künftig auch im Bett tragen.«
    »Nein«, flüsterte er. »Ohne wärst du mir bedeutend lieber.«
    »Tja, dann solltest du jetzt wohl schleunigst dafür sorgen, dass du mich aus diesem Ding herauskriegst.« Sie packte ihn freudig lächelnd am Kragen seines Hemdes und zog ihn in Richtung Schlafzimmer.
     
    Es war bereits nach ein Uhr nachts, als Chris auf den Wecker sah. Rebecca schlief neben ihm, während er noch wach lag. Seine Gedanken und die Geschehnisse ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder sah er das Grab und die Leiche darin, ging die Fakten durch und suchte nach Ansätzen. Nur das leise Schnarchen von Rebecca durchbrach gelegentlich seine Gedanken. Irgendwie passte es zu ihrer forschen Art. Und während er diese wunderschöne Frau neben sich betrachtete, überkam ihn sogleich wieder die Angst, sie verlieren zu können. Zu seiner geschiedenen Frau hatte er

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