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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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weiteres Mal erklang. »Also gut«, meinte er, beugte sich auf Saskias Seite und kramte hektisch im Handschuhfach herum. Kurz darauf lehnte er sich zurück und hielt eine LED-Stablampe in der Hand. »Ich geh nachsehen, was da los ist.«
    »Sollten wir nicht besser die Polizei verständigen?«
    »Erst will ich sicher sein, dass uns hier niemand verarscht.« Er öffnete die Tür und stieg entschlossen aus dem Auto.
    »Lass mich hier bloß nicht allein«, sagte sie und hielt sich hinter ihm.
    Sie verließen das asphaltierte Rondell und folgten einem schmalen Feldweg, der sich von der Gedenkstätte aus in den angrenzenden Wald schlängelte. Die Luft war noch immer ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit. Gut zwei Minuten schlichen sie geräuschlos den Weg entlang. Das Dickicht der Bäume nahm zu und verstärkte das drückende Gefühl der Dunkelheit, die sich links und rechts von ihnen formierte. Mückenschwärme tanzten durch den Lichtstrahl der Stablampe und summten um ihre Köpfe herum.
    »Autsch«, zischte Saskia.
    »Was ist?«
    »Irgendwas hat mich gestochen«, fluchte sie. »Bitte lass uns zurückgehen.«
    »Warte«, hielt Ingo sie hin. »Einen Moment ...«
    Ein weiterer Schrei übertönte seine Worte. Und dieses Mal war er so nah und intensiv, dass er scheinbar die Wärme des Waldes verdrängte und ihnen einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
    Es war der Schrei eines Mannes. Und er schien Todesqualen auszustehen.
    »Bitte«, wimmerte Saskia und zog an Ingos Arm. »Bitte lass uns von hier verschwinden, ich habe schreckliche Angst.« Sie zitterte und Ingo konnte im Schein der Lampe erkennen, dass sie weinte.
    Für einen Moment war er gewillt, ihrem Drängen nachzugeben. Doch dann legte sich der Schock und er konnte in einiger Entfernung ein Flackern zwischen den Stämmen der Bäume ausmachen. »Siehst du das?«
    »Bitte nicht«, flehte sie und zog erneut an seinem Arm.
    »Ich will sehen, was da los ist«, beharrte Ingo, dessen Neugier über seine Angst triumphierte. »Wenn wir im Schutz der Bäume bleiben, kann uns niemand sehen.«
    Sie gingen geduckt auf das flackernde Licht zu, das mit jedem Schritt mehr vom Dickicht freigegeben wurde, bis sie eine Lichtung erreichten, die sich unmittelbar an der steil abfallenden Kante zum darunterliegenden Rheinufer befand. Und was sie dort sahen, weigerte sich zunächst, bis in ihren Verstand vorzudringen.
    Etwa zwanzig Meter entfernt, in der Mitte der Lichtung, brannte ein Feuer. Dahinter ragte eine Art Holzleiter empor, die schräg auf zwei Pfähle gestemmt war. Darauf lag der nackte Körper eines Mannes. Er war von einer dicken Schweißschicht bedeckt, die im Schein des Feuers speckig glänzte. Seine Augen waren geschlossen, weshalb Ingo davon ausging, dass er mittlerweile das Bewusstsein verloren hatte oder gar tot war. Arme und Oberkörper waren mit dicken Seilen umschlungen, die ihn auf die Leiter fesselten, deren untere Enden inmitten der Flammen standen. Die Haut um die Füße des Mannes war weitestgehend verbrannt. Es waren nur noch verrußte Stümpfe, an denen bereits die Knochen zu sehen waren, um die herum die Flammen tanzten und nach weiterer Nahrung suchten.
    Bei dem Anblick wandte sich Saskia augenblicklich ab und übergab sich in das Unterholz. Sie hätte nicht sagen können, ob ihr Magen aufgrund ihrer intensiven Angst rebellierte oder wegen des abscheulichen Anblicks, der sich ihnen dort offenbarte. Fest stand, dass es mit Abstand das Grausamste war, das sie je gesehen hatte.
    Ingo versuchte sie zu beruhigen, während sie einen weiteren Teil ihres Mageninhaltes auf den dunklen Waldboden spukte. Doch ihm fiel nichts Besseres ein, als ihr zuzuflüstern, sie solle dabei leise sein. Der Schock über diese Entdeckung saß auch bei ihm tief und erschwerte es ihm, normal zu denken. Doch da war diese morbide Neugier, die schiere Faszination des Bösen, dem sie hier begegneten, die seinen Blick wieder auf die kleine Lichtung lenkte, wo er mit Beängstigung feststellte, dass sich dort etwas bewegte.
    »Was ... was ist das?«
    Saskias Magen hatte sich beruhigt. Sie wischte sich den Mund ab und folgte zögerlich Ingos Blick auf die Lichtung.
    Hinter der Leiter trat eine Gestalt hervor. Soweit sie es im Schein des Feuers beurteilen konnten, war sie in ein schwarzes Gewand gehüllt. Ihr Kopf war von einer Kapuze verborgen, aus der etwas herausragte, von dem sie auf die Entfernung nicht erkennen konnten, was es war. Es reichte jedoch aus, um ihren Puls noch zu

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