Todespakt
ihr ein starkes Beruhigungsmittel gegeben und sie schlief bereits. Außer einer Platzwunde ist sie unversehrt. Sie hat verdammtes Glück gehabt.«
»Umso bemerkenswerter, dass sie noch vor Ort eine Aussage gemacht hat«, betonte Deckert.
Chris betrachtete den Bericht der Kollegen, der in dreifacher Ausfertigung auf seinem Schreibtisch lag.
»Wenn Sie lieber bei ihr sein wollen, hätte jeder hier Verständnis dafür«, betonte Deckert.
»Ihre Eltern sind im Moment im Krankenhaus. Sie verständigen mich, wenn sich was Neues ergibt.«
Er war Rebeccas Eltern im Flur des Krankenhauses zum ersten Mal begegnet, und er hätte sich wahrlich eine bessere Gelegenheit gewünscht, sich ihnen vorzustellen.
»Bis dahin sollten wir uns auf den Fall konzentrieren. Denn laut Rebeccas Aussage war der Kollege Jens Rohde an der Sache beteiligt. Das dürfte in der Presse gehörig Staub aufwirbeln.«
»Verdammt!«, fluchte Deckert. »Ein Rechtsextremer in den eigenen Reihen, das hat uns gerade noch gefehlt. Der Staatsanwalt macht mir wegen des Presserummels ohnehin die Hölle heiß.«
»Genau aus dem Grund sollten wir keine Zeit verlieren. Die Vorfälle der letzten Nacht lassen einige neue Schlüsse zu. Immerhin wissen wir jetzt, woher die Täter ihre Informationen hinsichtlich Daniel Nowak hatten. Außerdem hat eine Überprüfung der Intranetprotokolle ergeben, das Rohde schon vor Monaten eine Anfrage über Victor Kiriac beim BKA gestellt hat. Es ist davon auszugehen, dass die Täter über diesen Weg an den Namen des ersten Opfers gelangt sind. Auch hat Rohde sie vermutlich über die Observierung von Victor Kiriacs Haus in Kenntnis gesetzt.«
»Was den Tod von zwei weiteren Kollegen zur Folge hatte«, betonte Rokko.
Für einige Sekunden herrschte betroffenes Schweigen.
»Ich habe diesbezüglich die Auswertung von Rohdes Handydaten beantragt«, erläuterte Chris.
»Inwieweit können wir sagen, was sich letzte Nacht in diesem Haus zugetragen hat?«, fragte Deckert.
»Laut Meißners Bericht wurden vier der Opfer die Kehlen durchgeschnitten. Darunter auch die beiden Kollegen. Bei allen konnten dieselben punktuellen Rötungen wie bei Nowak festgestellt werden. Vermutlich wurden sie durch Elektroschocks ausgeschaltet, bevor man sie getötet hat.«
»Nur bei einem waren sie dabei nicht gründlich genug«, sagte Rokko.
»Ja …« Chris stockte kurz. »Er hat Rebecca niedergeschlagen und mit ihrer Waffe die Schießerei begonnen, bei der er dann tödlich getroffen wurde.«
»Was ist mit den anderen?«
»Zwei der Toten wurden hinterrücks niedergestochen. Es dürfte sich dabei um Victor Kiriacs Leute gehandelt haben. Von den zwei anderen wissen wir nur, dass sie rumänische Staatsbürger sind. Sie trafen gestern Abend mit einer Maschine aus Bukarest ein, zusammen mit einem gewissen Dragan Petrescu.«
»Woher haben wir den Namen?«, fragte Rokko.
»Rebecca hat ihn aufgeschnappt. Und da nur ein Dragan auf der Passagierliste stand, können wir ziemlich sicher sein, dass es sich um den Mann handelt, den die Täter mitgenommen haben.«
»Wissen wir etwas über den Kerl?«
»Zumindest hierzulande ist er ein unbeschriebenes Blatt«, erläuterte Chris. »In Wiesbaden ist man sich aber ziemlich sicher, dass er ein hochrangiges Mitglied einer Organisation ist, die mittlerweile flächendeckend in ganz Deutschland operiert und für die auch Victor Kiriac gearbeitet hat.«
»Mutmaßlich gearbeitet hat«, verbesserte Deckert.
»Meinetwegen«, erwiderte Chris.
»Wenn es tatsächlich so ist, woher haben die Kerle so schnell von der Ankunft dieser Leute gewusst?«, fragte Gerlach. »Nicht einmal Rohde kann davon gewusst haben.«
»Darüber lässt sich im Moment nur spekulieren«, sagte Chris. »Aufgrund der Spuren ist aber davon auszugehen, dass Dragan und seine Leute den Auftrag hatten, Kiriac zu beseitigen.« Er breitete einen Stapel Tatortfotos auf dem Tisch aus. Gerlach und Deckert rückten näher heran und betrachteten die Bilder. Chris lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Victors Leiche, die in verschiedenen Perspektiven abgebildet war. »Fest steht, auf Kiriac wurde geschossen, was die kugelsichere Weste und das Hämatom auf seiner Brust beweisen. Demnach dürfte er damit gerechnet haben, dass man ihn aus dem Weg räumen wollte.«
»Die Weste hat ihm nicht viel geholfen«, bemerkte Rokko höhnisch, als er das Bild der Leiche betrachtete.
»Zunächst schon. Die tödliche Kopfverletzung ist ihm erst hinterher zugefügt worden. Sie stammt
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