Todespakt
nicht länger im Weg stehen.«
Die Gestalt trat einen Schritt auf Victor zu, der noch immer am Boden lag. »Tut mir leid«, sagte sie und hob die Schlagwaffe an, »aber bei Abschaum wie dir gehen wir lieber auf Nummer sicher.«
Mit einem berstenden Geräusch schlug die eiserne Kugel auf Victors Schädeldecke ein.
40
Rebecca hatte mit dem Inhalt des Erste-Hilfe-Kastens einen Druckverband angelegt, mit dem es ihr vorübergehend gelang, die Blutung zumindest zu verringern. Mehr konnte sie nicht für den Mann tun. Der Notarzt war bereits verständigt, ebenso mehrere Einheiten Verstärkung. Eigentlich brauchte sie nur auf deren Eintreffen zu warten. Aber eigentlich hätte Rohde nicht allein in das Haus gehen dürfen. Und eigentlich sollte sie ihm schleunigst folgen und ihn unterstützen, bevor es einen weiteren toten Polizisten gab. Wobei sie sich zunehmend zu fragen begann, weshalb Rohde so übereilt davongestürmt war und sie hier zurückgelassen hatte? Das passte nicht zu ihm, obwohl es Rebecca momentan schwerfiel, ihren Kollegen einzuschätzen. In den letzten Tagen hatte er sich mehr als ungewöhnlich verhalten. Und dann der Ausdruck in seinen Augen, als er die beiden Leichen im Auto betrachtet hatte.
Ich mach’s wieder gut, versprochen.
Sie beschloss, nicht länger untätig zu warten und der Sache auf den Grund zu gehen.
Bereits neben dem Aufgang zum Garten entdeckte sie die erste Leiche. Ein paar Meter weiter, an der hinteren Ecke des Hauses, lag ein zweiter Körper auf dem mit hellen Ziersteinen begrenzten Kiesweg. Wie bei ihren Kollegen an der Straße waren beiden Männern die Kehlen durchgeschnitten worden. Auf dem Rasen daneben befand sich eine weitere Blutlache. Sie ging davon aus, dass sie von dem Verletzten auf der Straße stammte. Rebecca umklammerte mit beiden Händen ihre Dienstwaffe, als sie sich dem hinteren Teil des Grundstücks näherte. Der Terrassenbereich war hell erleuchtet. Sie würde ihre Deckung aufgeben müssen, um dorthin zu gelangen.
Prüfend sah sie sich um. Rohde war nirgends zu sehen. Sie ging davon aus, dass er sich bereits im Haus aufhielt. Dieser gottverdammte Idiot! Es war nicht einmal abzuschätzen, wie viele dieser Kerle sich eventuell noch dort aufhielten, geschweige denn, in was sie hier hineingeraten waren. Wieso riskierte er Kopf und Kragen, wenn jeden Moment mehrere Einheiten zur Verstärkung hier eintrafen? Das widersprach jeder polizeilichen Praxis, die sie kannte.
Es sei denn ...
Sie verdrängte den Gedanken sofort, denn er schien ihr zu abwegig. Dennoch blieb ein flaues Gefühl in ihrem Magen zurück. Erneut sah sie sich um. In dem weitläufigen Garten war niemand zu sehen, sofern sie das in der Dunkelheit beurteilen konnte. Sie musste es einfach riskieren.
Vorsichtig trat sie auf die Veranda, die Waffe im Anschlag. Das Licht im Inneren des Hauses war eingeschaltet und der Wohnraum durch die Glastüren gut zu überblicken. Neben der Couch lag ein Mann auf dem Boden. Der Teppich um seinen Kopf herum war mit Blut getränkt. Mehrere Löcher klafften in seiner Schädeldecke. Es war nicht davon auszugehen, dass er noch lebte. Die kugelsichere Weste, die neben ihm lag, verlieh dem Szenario einen nahezu spöttischen Charakter.
Wenige Meter zu ihrer Linken entdeckte Rebecca eine weitere Glastür. Sie stand offen, und der Raum dahinter lag im Dunkeln. Rebecca entschied sich für den übersichtlicheren Weg.
Behutsam öffnete sie die Schiebetür zum Wohnraum und trat ein. Hektisch schwenkte sie die Pistole hin und her, suchte jeden Winkel des Raumes ab. Ihr Atem ging stoßweise, und sie war bis aufs Äußerste angespannt. Die Tür am Ende des Zimmers stand einen Spaltbreit offen. Gedämpfte Stimmen drangen zu ihr. Sie konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde, doch war eine der beiden Stimmen eindeutig die von Jens Rohde.
Kalter Schweiß brannte in ihren Augen. Sie wischte sich nervös über die Stirn, während sie sich behutsam der Tür näherte. Die Stimmen schwollen an, wurden deutlicher:
»Ich habe euch nicht gewarnt, damit ihr meine eigenen Leute umbringt!«, schrie Rohde. »Davon war nie die Rede!«
»Wir wussten bereits von der Überwachung«, ertönte eine dumpfe Stimme, die sich anhörte, als rede sie hinter vorgehaltener Hand. »Dennoch ließ es sich nicht vermeiden.«
»Was soll das heißen, es ließ sich nicht vermeiden?«
»Das Risiko war zu groß. Sie gefährdeten unsere Mission. Genau wie du jetzt!«
»Eure Mission? Was genau ist
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