Todespakt
Internetzugang?«, fragte er ohne Umschweife.
Bondek brauchte eine Weile, um Chris' Stimme zuzuordnen. »Ja, mein Handy, mit dem ich gerade telefoniere. Warum?«
Chris gab ihm die Internetadresse durch und beschrieb ihm in kurzen Worten, um was es ging. »Sehen Sie sich das Bild des Kellers genau an und rufen Sie mich bitte unter dieser Nummer zurück.« Er legte auf und wartete. Es dauerte einige Minuten, bis das Telefon klingelte. »Und? Ist das der Keller, in dem Sie festgehalten wurden?«
»Schwer zu sagen«, nuschelte Bondek, der durch seine geschwollenen Lippen schwer zu verstehen war. »Es war wie gesagt ziemlich dunkel, und das Bild ist aus einer anderen Perspektive aufgenommen, aber ... ja, es wäre durchaus möglich.«
»Gut«, erwiderte Chris knapp. »Danke.«
»Hören Sie«, erklang es am anderen Ende ziemlich kleinlaut. »Das gestern im Krankenhaus ... Es tut mir leid. Ich hab mich ziemlich danebenbenommen.«
»Schon gut, belassen wir es dabei. Dafür ist jetzt keine Zeit.« Er beendete die Verbindung und betrachtete Rokko, der ihn am Ärmel seines Hemdes zupfte.
»Hör dir das an«, sagte er und deutete auf eine Stelle im Text. »Zu der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als das Gebäude von den Nazis als Depot genutzt worden ist, trug es die Tarnbezeichnung Rabennest .«
Deckert blickte einige Sekunden nachdenklich in die Runde. »Also gut«, meinte er schließlich. »Das sind genug Indizien. Ich werde sofort die Staatsanwaltschaft und das SEK informieren.«
42
Es wurde draußen bereits hell, als der Mann den Keller des abgelegenen Gebäudes betrat. Der Geruch von Blut, Fleisch und Fäkalien schlug ihm wie ein Fausthieb entgegen. Augenblicklich hielt er sich ein Taschentuch vors Gesicht, während er sich zum hinteren Bereich des länglichen Gewölbekellers bewegte. Dort traf er im Flackern des Kerzenlichtes auf zwei Gestalten. Einer der Männer saß auf dem Boden gegen einen der Pfeiler gelehnt. Er hatte seinen Umhang abgelegt und schien verletzt zu sein. Um die Wunde unterhalb der Schulter war ein notdürftiger Verband angelegt, der sich bereits voll Blut saugte. Der andere war noch immer maskiert. Er stand über einen hölzernen Trog gebeugt und war damit beschäftigt, die Säge, die er in der Hand hielt, von Blut und Fleischresten zu säubern. Als er bemerkte, dass sich jemand näherte, griff er blitzschnell nach der Pistole, die neben ihm auf dem Tisch lag. Erst nachdem er den Mann erkannte, entspannte er sich wieder.
»Ach, Sie sind es«, drang eine männliche Stimme dumpf hinter der Maske hervor. »Entschuldigen Sie, ich hatte Sie nicht so früh erwartet.«
»Dieser Ort ist nicht mehr sicher«, sagte der Mann. »Ihr solltet euch lieber beeilen.« Er trat neben den Maskierten. Noch immer hielt er das Tuch vor Mund und Nase. »Allmählich verstehe ich, weshalb ihr diese albernen Masken tragt. Hier drin stinkt es wie in einem Schlachthaus.« Der Mann mit dem Taschentuch zuckte kurz zusammen, als er vor der hinteren Wand den nackten Körper entdeckte, der an den Füßen abwärts von der Decke baumelte. Noch immer tropfte Blut auf die darunter ausgebreitete Plastikfolie, wo es sich zu einer Lache angesammelt hatte.
Angewidert drehte der Mann sich weg und hustete in das Taschentuch. »War das unbedingt nötig?«
Die Gestalt hob die Säge an. »Sagen wir mal, er musste ein wenig motiviert werden, um uns zu sagen, was wir hören wollten. Der Rest war reines Vergnügen.« Hinter der Maske erklang ein hohles Lachen.
»Nehmen sie endlich dieses scheußliche Ding ab«, sagte der Mann bestimmend. »Es ist ziemlich irritierend, sich auf diese Weise zu unterhalten.«
Die Gestalt streifte sich die Kapuze vom Kopf und setzte die Maske ab. Ein Mann im mittleren Alter, mit kurzen blonden Haaren, kam darunter zum Vorschein. Er hatte ein rundliches Gesicht, graugrüne Augen und machte den Eindruck eines bulligen Grundschullehrers bei den Proben für ein Theaterstück. Wäre man ihm auf der Straße begegnet, hätte man ihn für harmlos gehalten. »Tut mir leid, aber wir sind eben erst fertig geworden«, sagte er und wischte sich über die nasse Stirn. »Man schwitzt wie in einer Sauna unter diesem ganzen Zeug, aber mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt.«
»Diese Verkleidung war eure Idee«, sagte der Mann durch das Taschentuch. »Ich finde sie nach wie vor unpraktisch.«
»Unsere Botschaft muss authentisch rüberkommen. Außerdem unterstreichen die Kostüme den Aspekt der
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