Todespakt
von einer altertümlichen Schlagwaffe, einem sogenannten Morgenstern, der bei dem vermummten Toten gefunden wurde. Da es sonst keinerlei Kampfspuren in dem Raum gibt, muss er seinen Mörder sehr nahe an sich herangelassen haben.«
Rokko runzelte die Stirn, während er wie üblich auf einem Kaugummi kaute. »Du meinst, er hat ihm auf gewisse Weise vertraut.«
Chris nickte. »Für mich lässt das den Schluss zu, dass er mit diesen Leuten eine Absprache getroffen hatte. Wie sonst sollten sie unbemerkt auf sein Grundstück gelangt sein? Sämtliche Überwachungskameras am Haus waren an diesem Abend ausgeschaltet. Ebenso ein Großteil der Außenbeleuchtung. Sehr ungewöhnlich für jemanden, der sich bedroht fühlt. Wenn man bedenkt, dass erst zwei Tage zuvor eine von Kiriacs Lagerhallen in Brand gesetzt wurde. Ganz zu schweigen von dem toten Anwalt, mit dem er befreundet war und der für ihn gearbeitet hat. Und ich brauche keine DNA-Analyse mehr, um mir ausmalen zu können, dass die verkohlte Leiche am Rittersturz und der Tote am Deutschen Eck ebenfalls Kiriacs Männern gehörten. Das war vermutlich auch der Grund, weswegen man ihn aus dem Weg räumen wollte. Er war zum Risiko geworden.«
»Wenn Kiriac davon geahnt hat, weshalb haben seine Männer dann nicht auch Schutzwesten getragen?«, fragte Deckert.
Chris deutete auf weitere Fotos auf seinem Schreibtisch. »Im Keller des Hauses wurden zwei übel zugerichtete Leichen gefunden, deren Identifikation noch aussteht. Vermutlich gehörten sie auch zu Victors Truppe. Die Sache muss ihn enorm unter Druck gesetzt haben. Er hat niemandem mehr getraut, nicht einmal seinen eigenen Leuten. Immerhin hätten sie ihn ziemlich belasten können. Daher konnte es ihm nur recht sein, wenn sie nicht überlebten. Der Kerl, der den Notruf abgesetzt hat, könnte uns das Meiste davon sicher bestätigen, sofern er überlebt und zu einer Aussage bereit ist.«
»Dazu dürfte er ganz sicher bereit sein«, murmelte Deckert.
Chris sah ihn fragend an. »Wie meinen Sie das?«
Deckert holte tief Luft. »Ich bekam vorhin einen Anruf aus Wiesbaden. Marius Popescu ist als V-Mann für das BKA tätig gewesen. Dort stand Kiriac schon länger im Verdacht für eine rumänische Verbrecherorganisation zu arbeiten und in deren Auftrag hier einen Ring aus Mädchenhandel, Geldwäsche und Einbruchsbanden aufgebaut zu haben. Popescu wollte aussteigen und hat sich vor einigen Monaten mit den Kollegen in Verbindung gesetzt. Seither hat er ihnen regelmäßig Informationen über Kiriacs Umfeld zugespielt. Als die Morde an seinen Leuten angefangen haben, hat man sich dort erhofft, an die Hintermänner heranzukommen, da man zunächst von einem Bandenkrieg ausgegangen ist.«
»Tja, wie es aussieht, waren unsere Mittelalterfreunde wohl geschickter, was das betrifft«, meinte Rokko.
Chris fuhr sich aufgebracht durch die Haare. »Wieso hat man uns darüber nicht informiert?«, fauchte er. »Wir hätten uns die Überwachung seines Hauses sparen können, und die beiden Kollegen wären noch am Leben.«
»Die haben das LKA davon unterrichtet«, entgegnete Deckert. »Dort hat man es aus Sicherheitsgründen versäumt, diese Information an uns weiterzuleiten.«
»Verdammt!«, schrie Chris und wischte die Aufnahmen von seinem Schreibtisch, die sich seitlich davon auf dem Boden verteilten. »Diese beschissenen Bürokraten!«
»Ich kann Ihre Wut nachempfinden«, meinte Deckert solidarisch, »dennoch sollten wir jetzt alle einen klaren Kopf bewahren. Solche Fehler passieren.«
»Sagen Sie das mal den Familien der beiden Kollegen!«, schrie Chris, der aufgebracht im Raum hin und her lief.
»Sie sollten sich ausruhen«, redete Deckert beschwichtigend auf ihn ein. »Sie sehen beschissener aus als ich. Waren Sie letzte Nacht überhaupt zu Hause?«
Chris schüttelte den Kopf und rieb sich erneut die geröteten Augen. Er war irgendwann am Schreibtisch eingeschlafen, bis dieser Trubel losging. »Wir sollten den Bericht noch einmal durchgehen«, sagte er und setzte sich wieder. »Vor allem Rebeccas Aussage. Vielleicht finden wir dort einen Anhaltspunkt.«
»Meinen Sie nicht, Sie sollten ...«
»Mir geht es gut!«, fiel Chris seinem Vorgesetzten ins Wort. »Können wir jetzt bitte weitermachen?«
»Wie Sie meinen«, gab sich Deckert geschlagen und schnappte sich eine der Kopien.
»Na schön«, meinte Deckert, nachdem er den Bericht gelesen hatte. »Wir wissen von drei vermummten Tätern. Einer davon ist tot, der andere
Weitere Kostenlose Bücher