Todespakt
auf den blutigen Verband an seiner Schulter. »Gib ihm die Waffe, damit wir endlich von hier wegkommen. Ich brauche jemanden, der mehr Ahnung von Schusswunden hat.«
Nur zögerlich kam die Gestalt der Aufforderung nach.
Augenblicklich prüfte der Mann das Magazin. »Wie viel Schuss habt ihr abgegeben?«
»Ich weiß nicht genau, drei oder vier. Wieso ist das wichtig?«
Der Mann schob das Magazin zurück in den Schacht. »Wo ist Burckhart?«
»Er kam bei der Schießerei ums Leben. Wir mussten ihn zurücklassen. Was soll die verdammte Fragerei?«
»Hört ihr nicht?«, meldete sich erneut der Verletzte hinter ihnen. »Die Wunde muss versorgt werden, sonst verblutet ich, verdammt noch ...«
Das Ploppen des Schalldämpfers ließ ihn verstummen. Blut spritze aus seinem Hinterkopf. Dann sackte er lautlos zu Boden.
»Problem gelöst!«, sagte der Mann.
Der Bullige sah entsetzt in den Lauf der Waffe, die nun auf ihn gerichtet war.
»Zehn Schuss im Magazin«, sagte der Mann mit dem Taschentuch, »sechs sind raus, bleiben noch vier übrig. Das sind mehr als ich benötige.«
»Was ... was soll das? Sie elender Verräter!«
»Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, unsere Motive sind nicht dieselben. Meine Mission lautet Gerechtigkeit! Daher ist es an der Zeit, unsere Zusammenarbeit zu beenden.«
Ein weiteres Ploppen erklang, und der Hinterkopf des Bulligen verwandelte sich in einen blutigen Geysir.
43
Der langgezogene Waldweg war gesäumt von Fahrzeugen. Einige blockierten die Abzweigung, die nach etwa sechzig Metern an dem ehemaligen Versorgungsdepot endete. Das Gebäude fräste eine kleine Lichtung in den dichten Baumbestand des Waldes, was dem Grundstück tatsächlich den Charakter eines Nestes verlieh.
Chris und seine Kollegen warteten in sicherem Abstand, während sich der sechsköpfige SEK-Trupp zu dem abgelegenen Gebäude vorarbeitete. Über Funk konnten sie jede ihrer Aktionen mitverfolgen. Ein Fahrzeug wurde auf dem Gelände gesichtet. Eine sofortige Überprüfung ergab, dass es als gestohlen gemeldet war. Kurz darauf erteilte der Einsatzleiter den Befehl zum Zugriff. Dann wurde es hektisch. Über Funk wurden weitere Befehle gebrüllt. Das Geräusch einer splitternden Tür erklang, unmittelbar darauf der Knall einer Blendgranate. Dazwischen schnelle Schritte und das angespannte Atmen der SEK-Beamten.
»Gebäude gesichert«, erklang es nach knapp zwei Minuten aus den Ohrhörern. »Keine Zielpersonen anwesend. Aber ihr solltet euch mal den Keller ansehen«, ergänzte der Truppführer. »So eine abgefuckte Scheiße hab ich noch nie gesehen!«
Chris drehte sich zu Rokko. »Also gut, wir beide werden uns das mal ansehen. Der Rest wartet hier.«
»Passt auf, dass ihr mir da drin nicht alles konterminiert, sofern es diese SEK-Trampel nicht schon getan haben«, murrte Meißner, der mit einer Handvoll seiner Leute bei den Ermittlern stand. Die Spurensicherung fuhr mittlerweile zwei Schichten, da die Techniker fast rund um die Uhr im Einsatz waren. Einige von ihnen befanden sich noch immer in Victor Kiriacs Haus, von wo aus auch Meißner zu ihnen gestoßen war. Er hatte letzte Nacht wenig Schlaf abbekommen, und seine Augen sahen aus wie Bremslichter. »Fasst mir da drin ja nichts an! Und achtet darauf, wo ihr hintretet«, brummte er gereizt.
Chris ersparte sich einen Kommentar über seine Berufserfahrung und warf Rokko einen auffordernden Blick zu. Die beiden näherten sich dem Gebäude, dessen Grundmauern aus grauem Beton bestanden, was dem Flachbau im unteren Drittel noch immer eine bunkerartige Aura bescherte. Darüber waren die Wände mit dunklem Holz verkleidet, die altmodischen Fensterläden geschlossen. Aus dem flach gewinkelten Satteldach ragte ein Schornstein. Auf den ersten Blick erinnerte das Gebäude an eine klassische Hütte in den Alpen.
Heimatgefühle des Führers, kam es Chris unverhofft in den Sinn. Seine Schutzweste war etwas zu eng geschnürt und drückte ihm unangenehm auf die Brust, doch sie war Vorschrift bei solch einem Einsatz. Sie gingen an einem Unterstand vorbei, unter dem sich in mehreren Reihen Brennholz stapelte. Dahinter erschloss sich ein gepflegtes Wiesenstück mit einer großen Grillstelle. Zwei SEK-Beamte traten durch die Tür nach draußen, als Chris und die anderen das Haus erreichten.
»Was habt ihr gefunden«, fragte Chris.
»Das seht ihr euch besser selbst an«, erwiderte einer der beiden, in dessen schmalem Gesicht man ablesen konnte, dass es nichts Angenehmes
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