Todesqual: Thriller
aufzuspringen. Hier konnten die durch die Maschen des Systems Gefallenen eine Fahrkarte kaufen, auf Nachricht warten und erhielten vielleicht sogar die Gelegenheit, irgendwann wieder ein neues Leben anzufangen.
Lena folgte Rhodes den Flur entlang.
»Wer ist Teddy Mack?«, fragte sie.
Rhodes sah sie zweifelnd an. »Die E.-T.-Morde vor fünf oder sechs Jahren in Philadelphia. Erinnerst du dich, dass der Kerl letztes Jahr endlich mit der Giftspritze hingerichtet wurde? Cable TV wollte es live übertragen.«
Ein Bild entstand vor Lenas geistigem Auge, und ihr fiel wieder ein, dass sie Macks Foto auf der Titelseite der Times gesehen und den Artikel gelesen hatte.
»Zwanzig bis dreißig Opfer«, sagte sie. »Aber ich dachte, Mack wäre Anwalt.«
»Er hat in dem Fall ermittelt und ihn aufgeklärt. Warum interessiert dich das?«
»Westbrook wollte, dass ich alle Dateien auch an Mack weiterleite. Offenbar ist er inzwischen beim FBI. Zurzeit hält er sich in Kalifornien auf, und zwar irgendwo am New River.«
Wieder sah Rhodes sie nachdenklich an. »Könnte es sein, dass dieser Westbrook zu viel redet?«
Endlich fiel bei Lena der Groschen. Deshalb war Mack also am New River! In den vergangenen zehn Jahren waren auf der mexikanischen Seite der Grenze die Leichen von mehr als dreihundert jungen Frauen gefunden worden. Aufgrund der Anzahl der Opfer sowie des langen Zeitraums, über den sich die Verbrechen erstreckten, und auch deshalb, weil alle Frauen vergewaltigt und verstümmelt worden waren, ging man von einer organisierten Bande aus, was ein Eingreifen der USA nötig gemacht hätte. Allerdings lautete der offizielle Standpunkt des amerikanischen Justizministeriums, die Vereinigten Staaten würden sich aus den Ermittlungen heraushalten.
Rhodes hatte Recht. Westbrook hätte besser den Mund gehalten.
Mittlerweile standen sie vor der Putzkammer neben dem Büro des Captain. Als Rhodes die Tür öffnete, kam die Kaffeemaschine, ihre letzte Rettung, in Sicht. Sie stand auf einem Brett aus Pressspan über einem Putzeimer, der mit einer nach Ammoniak stinkenden grauen Brühe gefüllt war. Lena versuchte, nicht auf den scharfen Geruch zu achten, und schenkte Rhodes und sich selbst eine Tasse Kaffee ein.
Lenas Neugier war geweckt, als sie zu ihrem Schreibtisch zurückkehrte und über die E.-T.-Morde und Teddy Mack nachdachte. Sobald sie Platz genommen hatte, bemerkte sie, dass eine E-Mail auf sie wartete.
Offenbar war es überflüssig, Upshaw Beine zu machen.
Sie klickte die Nachricht an und las sie aufmerksam. Der Täter hatte zwei Stunden lang im Netz gesurft. Laut Web-Anbieter der Brants waren von ihrem Computer aus zwei Webseiten besucht worden, die erste etwa eine Viertelstunde, die zweite eine Stunde und fünfundvierzig Minuten lang. Upshaw hatte seiner Nachricht die Links zu diesen Webseiten hinzugefügt und versprach, ihr die Kontaktdaten innerhalb der nächsten halben Stunde zu liefern. Nach dem Namen der Internetadressen zu urteilen, handelte es sich eindeutig um Pornoseiten.
Lena ließ den Blick durchs Großraumbüro schweifen. Es machte sie verlegen, dass rings um sie herum Männer arbeiteten, und sie war froh, mit dem Rücken zur Wand zu sitzen. Dann klickte sie die erste Link an, drückte auf die Maus und wartete, bis ihr altersschwacher Computer die Homepage geladen hatte.
Lena war mit einem Bruder aufgewachsen, und während sie beobachtete, wie die Bilder aufgebaut wurden, sah sie nichts, was ihr neu gewesen wäre. Doch als sie zum unteren Rand der Seite blätterte, stellte sie fest, dass man zum Fortfahren ein Passwort brauchte.
Ein Blick aufs Menü sagte ihr, dass es auch eine Besucherseite gab, wo der Betrachter sich kostenlos Bildproben herunterladen konnte. Lena klickte die verschiedenen Fenster an und musterte die jungen, in vielen Fällen vielleicht sogar zu jungen Frauen, die hier halbnackt posierten und keinen Wunsch offenließen. Einem Kästchen am oberen Bildschirmrand konnte Lena das Angebot entnehmen: Für 19,95 Dollar monatlich bekam ein Mitglied Zugang zur Hardcore-Seite und hatte die Möglichkeit, die hier präsentierten jungen Frauen in Aktion zu erleben.
Als Lena wieder den Blick durch den Raum schweifen ließ, sah sie, dass Rhodes in ihre Richtung schaute. Sie senkte den Kopf über den Bildschirm. Nach der qualitativ guten Grafik und den hoch aufgelösten Fotos zu urteilen, brachte diese Webseite viel Geld ein. Allerdings interessierte Lena sich mehr für den Bildhintergrund,
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