Todesqual
Pumpe und sah zu, wie der Sprühnebel durch die verqualmte Luft schwebte und sich am Fußende des Bettes absetzte. Dann schloss sie die Schlafzimmertür und machte das Licht aus.
Es dauerte eine Weile, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie hörte, wie die Teufelswinde am Haus rüttelten. Die Fensterläden klapperten, als versuchte jemand einzubrechen. Das Klingeln in ihren Ohren passte zum Tosen des Sturms.
Im nächsten Moment schien die Zeit rückwärts abzulaufen. Ein Anblick wie ein Schlag ins Gesicht. Das Luminol wirkte, und Lena konnte die Augen nicht davon abwenden. Blaugrün leuchtende Flecken erhoben sich langsam aus der Dunkelheit. Lena hörte ihr eigenes Seufzen, als sie näher herantrat und hinstarrte. Ihre Haut prickelte von Kopf bis Fuß.
Es war keine verirrte Kugel, die versehentlich durch das Fliegengitter in den Fensterladen eingedrungen war. David war hier in diesem Zimmer erschossen worden.
Sie sah die Mordszene vor sich, als wäre sie selbst dabei gewesen. Die Spuren des Blutes ihres Bruders auf dem Boden und an der Wand. Als auch auf dem Kopfbrett Blutflecken zu leuchten begannen, rang sie entsetzt nach Atem.
Er war im Bett getötet worden. In demselben Bett, in dem sie nun seit fünf Jahren schlief.
Die Vorstellung hatte etwas Zersetzendes, einen Nachgeschmack, der in der Kehle brannte und wohl nie wieder verschwinden würde.
Lena lehnte sich an die Kommode, wischte sich die Tränen aus den Augen und ließ sich langsam in die Sitzposition sinken. Sie sah noch vor sich, wie sie in jener Nacht seine Leiche gefunden hatte. Sie war auf den Wagen zugelaufen, um sein Gesicht anzuschauen. Ihr Entsetzen, als sie ihn erkannt hatte. Der Schreck, wie ein Schlag in die Magengrube.
Die Leiche ihres Bruders war in diese düstere Straße in Hollywood transportiert und dort zurückgelassen worden wie ein Müllsack. Rhodes hatte keine Gnade gekannt. Keinen Respekt. Die Vista Del Mar hatte er sich deshalb ausgesucht, weil sich dort an der leer stehenden Kapelle, wo gebrauchte Spritzen auf dem Boden lagen, Junkies herumtrieben.
Minuten vergingen, während die Erinnerungen mit einer fast surrealen Klarheit auf sie einstürmten. Das Gesicht ihres Vaters. David, wie er ihr eines Nachts, als sie sich im Auto schlafen gelegt hatten, einen Witz erzählte. Dann, plötzlich, versiegte der Gedankenstrom, und sie sprang auf.
Das Leuchten des Luminol hatte zugenommen und war nun noch deutlicher zu sehen. Lena erkannte Blutspritzer auf Kopfbrett und Boden. Dann jedoch erschienen die blaugrünen Flecken auch auf ihrer Bettdecke. Einer Decke, die erst wenige Monate alt war. Entgeistert beobachtete sie, wie auch diese Flecken klarer hervortraten. Sie tastete mit der rechten Hand. Als ihre Finger die Spritzer berührten, stellte sie fest, dass es Sperma war. Und es war noch feucht.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und ihre Gedanken überschlugen sich. Dann hörte sie, wie sich hinter ihr die Schlafzimmertür öffnete.
Sie erstarrte. Aufregung ergriff sie. Jemand hatte in Wohnzimmer und Küche das Licht ausgemacht. Das Haus war dunkel. Aber sie wusste, dass er da war, denn sie hörte seinen
Atem und spürte, wie ein elektrisches Knistern über ihre Kopfhaut glitt und ihr ins Haar fuhr.
Als sie sich umdrehte, sah sie die Umrisse seines nackten Körpers im Dämmerschein. Den kahlen Schädel und die ungewöhnlich breiten Schultern.
Martin Fellows stürmte auf sie zu, nahm Anlauf und machte einen riesigen Satz.
Während des Zusammenpralls griff Lena nach ihrer Waffe, bemerkte aber, dass seine Hand sie bereits aus dem Halfter zog. Mit gewaltigen Kräften hob er sie hoch und schleuderte sie quer durchs Zimmer. Während er die Kamera umwarf, versuchte sie zu fliehen. Aber sie schaffte es nicht bis zur Tür. Seine Hände fassten sie an der Jacke, zogen sie an sich und stießen sie dann so fest weg, dass sie im Wohnzimmer auf dem Boden landete.
Lena drehte sich auf den Rücken. Inzwischen saß er auf ihr und riss ihr Bluse und BH vom Leibe. Sie spürte, wie er ihre Brüste knetete. Seine Augen waren rot glühende Kohlen.
Als sie schreien wollte, hielt er ihr den Mund zu. Seine verschwitzte Haut roch nach Kokosbutter.
Sie schlug die Zähne in seinen Finger, als bisse sie in ein Steak, spürte ein Stück menschliches Fleisch im Mund und bemerkte, dass sein Blut ihr über das Kinn lief. Er zog die Hand zwar weg, gab aber keinen Mucks von sich. Stattdessen sah er zu, wie sie ausspuckte, und schlug ihr
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