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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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träumen, Lena. Heute Nacht arbeiten wir durch. Jemand hat eine Leiche im Griffith Park gemeldet, und jetzt können wir sie nicht finden. Wir sehen nicht einmal die gottverdammte Straße. Na, da werden wir wohl weitersuchen müssen.«
    Seine lockere Art vermittelte ihr Geborgenheit. Lena bedankte sich und schaltete das Telefon ab. Als sie auf die Uhr an der Mikrowelle sah, fragte sie sich, ob Novak wohl gut nach Hause gekommen war, und überlegte, ob sie ihn anrufen sollte. Allerdings lagen ihr Aktenkoffer und der Karton mit den Beweisstücken noch im Auto. Außerdem ging ihr das Klappern des Fensterladens gegen die Hausmauer auf die Nerven. Also legte sie das Telefon weg und ging ins Schlafzimmer.
    Die Fensterläden waren original antik. Lena benutzte sie nie, weil sie wegen des Fliegengitters schwer zu erreichen waren. Hinzu kam, dass es Verschwendung gewesen wäre, sich die schöne Aussicht zu versperren. Als sie ums Bett herumtrat, sah sie, wie der Wind die schweren Holzläden aufwehte und wieder zuknallen ließ. Sie knipste die Nachttischlampe an, öffnete den Riegel und schob das Fenster hoch. Nach einem Blick auf das Loch im Fliegengitter stemmte sie es mühsam aus dem Rahmen, zwängte es ungeschickt durch das Fenster und lehnte es an die Wand. Dann griff sie hinaus in die Dunkelheit und krallte die Finger in die Lamellen, als der Fensterladen auf sie zuwehte.
    Sofort bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte, konnte es jedoch nicht einordnen. Etwas blitzte in der Dunkelheit auf. Ein funkelnder Gegenstand im Holz.

    Lena zog den Fensterladen an den Rahmen, hielt ihn fest und griff nach der Tischlampe. Als ihr Blick durch das Loch auf den metallenen Gegenstand fiel, der sich tief in das Holz eingegraben hatte, rutschte ihr der Fensterladen aus der Hand. Sie sah zu, wie der Fensterladen nach außen und dann wieder auf sie zuschwang.
    Ihre Knie gaben nach, und kurz wurde ihr schwarz vor Augen.
    Das Loch im Fliegengitter deckte sich mit dem in dem hölzernen Fensterladen. Seit fünf Jahren betrachtete sie nun schon dieses Fliegengitter, ohne es zu reparieren. Sie hörte etwas im Wind. Es klang wie die klagende Stimme ihres Bruders.
    Ihre Beine waren weich wie Gelee, als sie sich mühsam aufrappelte. Nachdem sie ein Steakmesser aus der Küche geholt hatte, zog sie die Fensterläden zurück und verriegelte sie. Sie klapperten, und Rauch waberte durch die Lamellen ins Zimmer. Es war, als wollte das Feuer ihr Haus verschlingen, das nun wirklich ein Tatort war.
    Ohne auf die Stimmen im Wind zu achten, kratzte Lena das Holz rund um das Loch weg und bohrte die Klinge immer tiefer hinein, bis das kleine Metallstück nach einer ruckartigen Bewegung endlich heraussprang. Lena hielt es auf der Handfläche ans Licht.
    Es war eine Kugel. Aus einer.38er. Und nach dem Verwitterungsgrad der Holzsplitter auf dem Boden zu urteilen, war sie etwa fünf Jahre alt.

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    A nrufen war zu riskant. Sie durfte niemandem ein Beweisstück anvertrauen, das ihre Vorgesetzten zwingen würde, einen weiteren Fehler einzugestehen. Die Kugel in ihrer Tasche war zu klein. Man konnte sie zu leicht verschwinden lassen.
Die Schlagzeilen hingegen würden gewaltig sein. In der Chefetage hatte man sich öffentlich festgelegt, und jetzt gab es kein Zurück mehr. Schließlich hatte man die Behauptung, ein Rockmusiker habe seinen Partner getötet und sich fünf Jahre später mit derselben Waffe selbst gerichtet, überall herumposaunt. Nun zuzugeben, dass der wahre Mörder aus den eigenen Reihen stammte, kam überhaupt nicht in Frage. Da war es doch viel einfacher, das Beweisstück zu verlieren. Schließlich hatte das im Fall Schwarze Dahlie vor etwa sechzig Jahren auch ausgezeichnet geklappt, als nicht die Indizien, sondern auch alle Vernehmungsprotokolle und Bandmitschnitte plötzlich wie vom Erdboden verschluckt gewesen waren.
    Die Polizei war eine Behörde. Ihr guter Ruf genoss Priorität vor dem Leben eines Einzelnen.
    Was Lena jetzt brauchte, war ein glücklicher Zufall, damit sie nicht bei diesen Sichtverhältnissen über den Freeway zurück zum Labor fahren musste. Das Schicksal war tatsächlich auf ihrer Seite, denn als sie in den Parkplatz des Reviers von Hollywood einbog, sah sie einen Wagen der Spurensicherung hinter dem Gebäude stehen.
    Ruckartig trat sie auf die Bremse und sprang aus dem Auto. Das Führerhaus war zwar verlassen, doch die Zigarettenkippe auf dem Pflaster glühte noch. Offenbar gab es Menschen, denen der Qualm von den Waldbränden

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