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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Ungewohnt angstvoll, wäre sie am liebsten wieder ins Bett gekrochen und hätte sich die Decke über den Kopf gezogen, um das unheimliche Gewitter schlafend hinter sich zu bringen und im Licht einer ganz normalen Dämmerung aufzuwachen.
    Neil öffnete die Sicherung und legte die Hand an den Griff des Fensters, um es zu öffnen.
    »Nein!«, rief Molly eindringlicher, als sie vorgehabt hatte.
    Ihr Mann wandte sich halb vom Fenster ab und sah sie an.
    »Der Regen riecht merkwürdig«, sagte sie. »Und er fühlt sich … unsauber an. «
    Erst jetzt bemerkte er, dass sie ihren Bademantel anhatte. »Wie lange bist du schon auf?«
    »Ich konnte nicht schlafen. Bin runtergegangen, um zu schreiben. Aber … «
    Er blickte wieder an die Decke. »Da! Spürst du das?«
    Vielleicht spürte sie tatsächlich etwas, vielleicht spielte ihre Fantasie ihr auch nur einen Streich.
    Neils Blick wanderte langsam über die Decke. »Es stürzt nicht mehr auf uns zu«, sagte er mit zum Flüstern gesenkter Stimme. »Es bewegt sich ostwärts … von Westen nach Osten.«
    Molly konnte seine offenbar instinktive Wahrnehmung nicht nachvollziehen. Dafür merkte sie, dass sie sich unwillkürlich die rechte Hand am Bademantel abwischte – die Hand, die sie in den Regen hinausgehalten und später so ausgiebig mit Flüssigseife gewaschen hatte.
    »So groß wie zwei Berge oder drei … so riesenhaft«, flüsterte Neil. Er schlug das Kreuz, was er schon jahrelang nicht mehr getan hatte.

    Mit einem Mal nahm sie ein Geräusch wahr, das sie weniger hörte als spürte: ein mächtiges, tiefes, langsames Pochen, das vom Trommeln des Regens maskiert wurde.
    » … euch zu sieben wie den Weizen … «
    Bei diesen Worten Neils, die so seltsam und doch so beunruhigend vertraut waren, wandte Molly den Blick von der Decke ab und sah ihn an. »Was hast du da gesagt?«
    »Es ist riesig. «
    »Nein, danach. Was hast du da über Weizen gesagt?«
    Verwirrt schaute er sie an, als wären die Worte ihm völlig unbewusst entschlüpft. »Weizen? Wovon redest du eigentlich?«
    Ein Flackern am Rand ihres Blickfelds lenkte Mollys Aufmerksamkeit auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Die grünen Leuchtziffern wechselten rasch und unaufhörlich, als wollten sie Schritt halten mit einer Amok laufenden Zeit.
    »Neil!«
    »Ich sehe es.«
    Die Ziffern arbeiteten sich weder zum Morgen vor, noch liefen sie Richtung Mitternacht rückwärts. Vielmehr erinnerten sie an den Zahlenstrom auf dem Monitor eines mit Höchstgeschwindigkeit rechnenden Computers.
    Molly sah auf ihre Armbanduhr, ein traditionelles Modell. Der Stundenzeiger drehte sich im Uhrzeigersinn und zählte dabei einen ganzen Tag in einer halben Minute ab, während der Minutenzeiger sich noch schneller gegen den Uhrzeigersinn drehte. Das war so absurd, dass Molly das Gefühl hatte, auf einem Felsen mitten im Fluss der Zeit zu sitzen, während die Zukunft so rasch von ihr wegströmte wie die Vergangenheit.
    Das mysteriöse, tief tönende Pulsieren, fast jenseits der Schwelle des menschlichen Hörvermögens, aber in Blut und Knochen spürbar, drang tief in Mollys Herz ein und ließ es anschwellen.

    In gewisser Weise war die herrschende Atmosphäre einzigartig, denn so etwas hatte Molly noch nie erlebt, doch sie war auch ganz eindeutig feindseliger Natur.
    Als Molly die Kojoten gesehen hatte, hatte ihr Instinkt über den gesunden Menschenverstand gesiegt, und sie war unbekümmert auf die Veranda getreten.
    Nun waren Instinkt und Verstand wieder vereint. Sowohl Intuition als auch kühle Vernunft wiesen darauf hin, dass Molly und Neil in ernster Gefahr waren, selbst wenn sie noch nicht begriffen, wodurch.
    In Neils Augen sah sie, dass auch er diese Wahrheit erkannte. In den sieben Jahren, die sie nun schon zusammenlebten, hatten sie sich immer wieder gegenseitig ihre Verfehlungen gebeichtet und einander die Absolution erteilt, und dadurch war eine Vertrautheit von Herz und Geist entstanden, die Worte oft überflüssig machte.
    Aus der Schublade ihres Nachttischchens holte Molly die Neun-Millimeter-Pistole. Obwohl sie immer geladen war, ließ Molly das Magazin herausschnappen, um sich zu vergewissern, dass kein einziger Schuss fehlte. Glänzendes Messing. Zehn Patronen.
    Nachdem sie das Magazin wieder eingeschoben hatte, legte sie die Waffe in Reichweite auf den Toilettentisch, neben Haarbürste und Handspiegel.
    Auf der anderen Seite des Zimmers stand auf der Kommode eine Sammlung von sechs wertvollen alten Spieldosen, die Molly

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