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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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nun gesichtslos vor den Bankschaltern stand.
    Der Alien ballte die gewaltigen Hände, und Molly hörte die qualvollen Schreie der beiden Männer.
    Als die Hände sich wieder öffneten, hatten die Gesichter sich verändert. Links sah Molly nun das eines bekannten Politikers, rechts das einer berühmten Filmschauspielerin. Auch sie schrien erbärmlich auf, als sie in den Fäusten zermalmt wurden.
    Molly fühlte sich so leicht, ja gewichtslos wie in einem Traum, so als würde sie gleich aus dem Raum hinaus zu einer anderen Szene schweben.
    Der Mund des Dings war so ausgefranst wie eine Wunde, und als es sprach, sah sie Zähne wie Glasscherben. »Du darfst dein Gesicht behalten und vier der Lämmer mit dir hinausnehmen. Aber nur vier! Du wählst eins aus, das hier zurückbleibt.«
    Mollys Herz schlug so heftig, dass ihr ganzer Körper zitterte. Fast hätte sie die nutzlose Pistole, die sie umklammert hielt, fallen lassen. Sie warf einen Blick auf die fünf Kinder, die den Vorschlag des Wesens da gehört hatten. Bevor Molly ihm auch nur ein einziges überließ, würde sie lieber sterben.
    Sie sah in die purpurroten Augen, und so fremdartig diese auch waren, konnte sie in ihnen lesen und erkannte die Wahrheit. Wie die wandelnde Leiche von Harry Corrigan, wie Derek Sawtelle mit seinem Tweedsakko und seiner eigenhändig gebundenen Fliege, wie Michael Render, wie die sprechende Puppe und die wandelnden Pilzkolonien, wie fast alles, was ihr begegnet war, seit der rauschende Regen sie aufgeweckt hatte, war dies ein Bote der Verzweiflung, der die Absicht hatte, ihr die Hoffnung zu rauben.

    Man hatte die blutige Tragödie ihrer Kindheit, den nagenden Kummer über den Krebstod ihrer Mutter, ihre tiefsten Ängste, ihre größten Zweifel und selbst ihre Liebe zum Werk von T.S. Eliot – das sie immer gestärkt und inspiriert hatte – benutzt, um sie zu verwirren und zu erschöpfen, um sie in eine finstere Verzagtheit zu stürzen, in der sie hohl und gelähmt wäre und den Unschuldigen nicht mehr würde helfen können.
    Es gab so vieles an den Ereignissen, was sie nicht begriff und wahrscheinlich nie begreifen würde, doch eines wusste sie ganz sicher, selbst wenn ihr nicht klar war, warum: Solange sie Hoffnung hatte, konnte man ihr nichts antun.
    »Du hast keine Macht über mich oder die Kinder. Ich bin ihre Beschützerin«, erklärte Molly und war erstaunt, wie selbstverständlich ihr dieses Wort über die Lippen kam. »Ich nehme sie jetzt mit hinaus. Alle.«
    Das Ding griff nach ihrem Kopf. Seine gespreizten Klauen legten sich an ihr Gesicht, vom Scheitel bis zum Kinn und vom einen Ohr zum anderen. Die Berührung war kalt wie Eis und ölig.
    Sie wich nicht zurück. Sie zuckte nicht zusammen. Sie atmete jedoch auch nicht.
    Nach kurzem Zögern zog das Ding seine Hand wieder zurück.
    Dann starrte es sie einen Moment lang an, und obwohl sein Ausdruck so fremdartig war wie sein Gesicht, wusste sie, dass es von Hass, Wut und Enttäuschung erfüllt war.
    Als wäre es plötzlich gewichtlos geworden, erhob sich das Ding vom Boden, schwebte aufwärts und glitt durch die Decke. Vielleicht wurde es in das gewaltige Raumschiff gezogen, das über Black Lake hinwegschwebte.

62
    Die vier gesichts losen Gestalten im marmornen Kassensaal waren verschwunden.
    Geführt von dem fröhlich herumtollenden Virgil, gesellten sich Molly und die fünf neuen Kinder zu Neil und seinen Schützlingen, während die niedrige Nebelbank sich zu heben und aufzulösen begann.
    Hinter den violetten Schleiern wurde das vorbeiziehende Mutterschiff sichtbar. Ganz tief flog es, knapp über den Baumwipfeln. Seine Oberfläche war völlig anders als alles, was Molly je im Kino gesehen hatte. In einer Gemütsverfassung, die weit über jedes Erstaunen, über alle Ehrfurcht und alles Entsetzen hinausging, blickte sie in den Himmel, und es überkam sie eine merkwürdige Ruhe.
    Kein metallisches Glänzen wie in Hunderten von Filmen, keine festlichen Lichter wie in Unheimliche Begegnung der dritten Art , keine Schlachtschiffarchitektur wie in Star Wars , sondern etwas, was organisch und doch unendlich fremd aussah. An manchen Stellen war der lautlos dahingleitende Koloss mit Platten bewehrt, die an den Chitinpanzer eines Insekts erinnerten, an anderen Stellen war er schuppig, und wieder woanders war die Haut glatt, bleich, zart und pulsierend, als schlüge im Innern ein gewaltiges Herz. Aber auch Reihen von Stacheln und Hörnern sah man und Krater, die wie Wunden und Narben

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