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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Neil war und niemand anders. Der Grund für ihr Interesse an Molly blieb weiterhin rätselhaft.
    Obwohl die Hunde Gleichgültigkeit vortäuschten, achteten sie genau auf jede Bewegung Mollys. Im Ausdruck ihrer glänzenden Augen lag Bewunderung, als wäre Molly keine gewöhnliche Sterbliche, sondern der Ruhepunkt der sich drehenden Welt, wo Vergangenheit und Zukunft zusammentrafen, das einzige Wesen, das ihre gespannte Aufmerksamkeit verdiente.

19
    Molly und Neil schlenderten durch die Kneipe, lauschten den Erlebnissen anderer und fahndeten nach Informationen, mit deren Hilfe sie die Lage vor Ort und in der Welt jenseits von Black Lake besser würden einschätzen können.
    Alle im Raum hatten die apokalyptischen Bilder im Fernsehen gesehen. Vielleicht war dies das letzte Mal in der Geschichte, dass die Menschheit welterschütternde Nachrichten durch dieses Massenmedium erfahren hatte.
    Als auf allen Fernsehsendern nur noch elektronisches Rauschen oder geheimnisvoll pulsierende Farbmuster erschienen waren, hatten manche der Anwesenden das Radio angeschaltet und Fetzen von UKW- und Mittelwellensendungen aus nahen oder fernen Städten empfangen. Reporter hatten von schreckenerregenden Wesen auf den Straßen gesprochen, die sie abwechselnd als Monster, Aliens, Außerirdische, Dämonen oder einfach nur Dinger bezeichneten. Oft waren sie allerdings so von Entsetzen gelähmt, dass sie nicht richtig beschreiben konnten, was sie eigentlich sahen, oder ihr Bericht endete mit Schreckens- und Schmerzensschreien. Molly dachte an den Mann in Berlin, dessen Kopf gespalten worden und auf das Straßenpflaster gefallen war, und sie schauderte bei der Erinnerung.
    Andere hatten Informationen im Internet gesucht, wo sie auf ein derartiges Durcheinander aus wilden Gerüchten und fieberhaften Spekulationen gestoßen waren, dass sie
sich eher verwirrt als informiert gefühlt hatten. Dann waren die Telefone – Mobilfunk- wie Festnetz – ausgefallen, woraufhin sich das Internet so abrupt aufgelöst hatte wie ein Dampfwölkchen in einem Windstoß.
    Ebenso wie Molly und Neil hatten auch zahlreiche andere beobachtet, wie Uhren sich merkwürdig verhielten, wie mechanische Apparate – etwa Spieluhren – von selbst in Gang kamen und wie Spiegel ein Bild zeigten, das es nicht gab. In geschlossenen Küchenschubladen hatten plötzlich batteriebetriebene Tranchiermesser gesummt und geklappert. Computer hatten sich selbst eingeschaltet, woraufhin Hieroglyphen und Ideogramme aus unbekannten Sprachen über den Bildschirm gelaufen waren. Aus CD-Spielern war eine exotische, disharmonische Musik erklungen, die völlig anderer Natur war als die Melodien auf den eingelegten CDs.
    Geschichten von erstaunlichen Begegnungen mit Tieren wurden erzählt, die sich ganz ähnlich anhörten wie die Erlebnisse, die Molly mit den Kojoten und mit den Mäusen in der Garage gehabt hatte. Scheinbar hatte die gesamte Fauna der Welt erkannt, dass die derzeitige Bedrohung nicht irdischer Natur war und alle früheren, bekannten Gefahren übertraf.
    Außerdem hatte jeder zu Beginn der Regennacht etwas Unheilvolles über seinem Kopf gespürt. Es war das, was Neil als Berg bezeichnet hatte, eine Masse von gewaltiger Größe und erdrückendem Gewicht, die sich erst herabsenkte, dann innehielt und eine Weile an Ort und Stelle schwebte und schließlich nach Osten abzog.
    Norman Ling, der Besitzer des einzigen kleinen Supermarkts im Ort, berichtete, wie seine Frau Lee ihn mit dem Schrei aufgeweckt habe, der Mond stürze herab.
    »Fast wünschte ich, es wäre wirklich der Mond gewesen«, sagte Lee nun mit einem Ernst, der auch in ihren dunklen verängstigten Augen zu sehen war. »Dann wäre
jetzt alles überstanden, wir wären alle tot – und es könnte nichts Schlimmeres mehr kommen. «
    Alles in allem hatte dieser Querschnitt der Menschheit dieselben Erfahrungen gemacht und daraus annähernd dieselben Schlüsse gezogen: Der Homo sapiens war nicht mehr die intelligenteste Spezies auf dem Planeten; die Herrschaft über die Erde war ihm entrissen worden. Dennoch konnten sich die Anwesenden nicht auf eine gemeinsame Reaktion auf die Bedrohung einigen. Vier Denkweisen hatten zur Bildung von vier Lagern geführt.
    Die Betrunkenen und jene, die gewissenhaft daran arbeiteten, betrunken zu werden, stellten die kleinste Gruppe dar. Ihrer Überzeugung nach waren die erstrebenswertesten Annehmlichkeiten der menschlichen Zivilisation bereits unwiederbringlich verloren. Da man die Welt also

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