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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Fliege aufzutreten, aber Derek hatte sich nicht nur seine Rolle im Leben selbst geschrieben, sondern auch ein dazu passendes Kostüm entworfen, das er mit Würde trug.
    Als Molly aufstand und, begleitet von Neil, Derek Sawtelle in eine ruhige Ecke folgte, sah sie, dass die neun Hunde sie immer noch aufmerksam beobachteten.
    Drei von ihnen – ein schwarzer Labrador, ein Golden Retriever und ein Köter von komplexer Herkunft – streiften durch den Raum, schnüffelten am Boden und ergötzten sich an dem Duft von Essen, das in den letzten Tagen heruntergefallen, aber seither beseitigt worden war: hier ein Restchen Guacamole, da ein Fettfleck von einer abgestürzten Fritte.

    Seit der Regen eingesetzt hatte, war dies das erste Mal, dass Molly Tiere bei einer ganz normalen Aktivität sah. Mehr oder weniger jedenfalls, denn während das schnuppernde Trio die feuchten Nasen zu Boden senkte, bewegte es die Augen, um Molly mit gesenkten Brauen nachzuschielen.
    Am ruhigen Ende des Tresens, wo man sie nicht belauschen konnte, sagte Derek: »Ich will niemandem Angst machen, schließlich sind alle schon beunruhigt genug. Aber ich weiß, was vor sich geht, und es ist sinnlos, sich dagegen zu wehren.«
    »Lieber Derek«, sagte Molly, »nichts für ungut, aber bist du in deinem Leben jemals auf etwas getroffen, wogegen du dich wehren wolltest?«
    Er lächelte. »Das Einzige, was mir einfällt, ist die abscheuliche Popularität eines Cocktails, den man Harvey Wallbanger nannte. In den Siebzigern bekam man dieses grässliche Gesöff auf jeder Party angeboten, aber ich habe es mit heroischer Beharrlichkeit abgelehnt. «
    »Abgesehen davon«, sagte Neil, »wissen wir alle, was vor sich geht, im Allgemeinen wenigstens, wenn auch nicht im Detail.«
    Gin schien bei Derek wie eine oral verabreichte Augenspülung zu wirken, denn sein Blick war nicht blutunterlaufen, sondern kristallklar und ruhig. »Bevor ich es euch erkläre, muss ich eine peinliche Schwäche eingestehen, von der ihr noch nichts wisst. Über die Jahre habe ich im Schutz meiner eigenen vier Wände eine Menge Science-Fiction gelesen.«
    Wenn er glaubte, dieses Geheimnis erfordere Beichte und Buße, dann war er womöglich betrunkener, als Molly gedacht hatte.
    »Manches davon ist ziemlich gut«, sagte sie.
    Derek strahlte. »Ja, das stimmt. Trotzdem habe ich dabei immer ein wenig Gewissensbisse. Nun ja, mit Hemingway
oder Faulkner kann man das Zeug zwar nicht vergleichen, aber vieles davon ist erheblich besser als die Sachen von Gore Vidal oder James Jones. «
    »Und jetzt ist Science-Fiction zur Wirklichkeit geworden«, sagte Neil. »Aber worauf willst du eigentlich hinaus? «
    »In mehreren Science-Fiction-Romanen«, erklärte Derek, »bin ich auf ein Konzept namens Terraforming gestoßen. Wisst ihr, worum es sich da handelt?«
    Molly analysierte das Wort nach seinen Bestandteilen. »Die Erde erschaffen – oder etwas schaffen, was wie der Planet Erde aussieht.«
    »Ja, genau!«, sagte Derek mit der Begeisterung eines Star-Trek-Fans, der eine spannende Wendung in seiner Lieblingsfolge schildert. »Es bedeutet, die Umwelt eines unwirtlichen Planeten so zu verändern, dass irdische Lebewesen darauf existieren können. Theoretisch könnte man zum Beispiel gewaltige Maschinen, sogenannte Atmosphärenumwandler, konstruieren, um aus dem Gestein des Mars Moleküle freizusetzen, die eine Atmosphäre erzeugen. So könnte man eine fast luftlose Welt in eine Umgebung verwandeln, in der Menschen, Tiere und Pflanzen gedeihen. In Science-Fiction-Büchern dauert die Umwandlung eines Planeten immer Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. «
    Molly begriff die These sofort. »Du meinst, sie verwenden das Wetter nicht als Waffe.«
    »Nicht in erster Linie«, sagte Derek. »Dies ist nicht der Krieg der Welten. Nichts so Großartiges. Für diese Kreaturen, wo immer sie auch herkommen, sind wir so irrelevant wie Stechmücken.«
    »Mit Stechmücken fängt man doch keinen Krieg an«, sagte Neil.
    »Eben. Man legt einfach den Sumpf trocken, um sie der Umgebung zu berauben, in der sie gedeihen, und baut sein
neues Haus auf Land, auf dem die lästigen Viecher nicht mehr leben können. Was hier geschieht, ist umgekehrtes Terraforming; sie gleichen die Umwelt der Erde der ihrer heimischen Welt an. Die Zerstörung unserer Zivilisation ist für sie nur eine belanglose Nebenwirkung der Kolonisierung. «
    Da Molly glaubte, das Leben sei eine Gabe, die Sinn und Zweck habe, passten die vollendete Grausamkeit und

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