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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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geschaut, ob dort welche sind.«
    Als er die Tür zur Kammer öffnete, ging darin automatisch das Licht an.
    Im Innern befanden sich Metallregale mit Putzmitteln, Toilettenpapier und Ähnlichem. Ein Besen. Ein Wischmopp mit Schwamm und ein Wischmopp mit Fransen. Ein Eimer auf Rädern.
    »Die undichte Stelle ist mir sofort aufgefallen«, sagte Derek.
    Die Rigipsplatte an der Decke war zur Wand hin völlig durchweicht. Ein Stück war herausgebrochen, und der Regen tropfte durch die offenen Regale und durchnässte allmählich die darin aufbewahrten Vorräte.
    Derek nahm den Eimer, den Besen und die beiden Mopps aus der Kammer, damit sie alle drei hineinpassten.

    Als Molly den von ihm versprochenen Beweis auf den nassen Bodenfliesen sah, wich sie einen Schritt zurück und stieß mit Neil zusammen. Sie hielt das Ding für eine Schlange.
    »Es ist wahrscheinlich ein Pilz«, sagte Derek, »oder so etwas Ähnliches, glaube ich. Jedenfalls ist das wohl das beste Wort, das wir dafür haben.«
    Beim zweiten Blick sah Molly, dass sich vor ihr eine Art Kolonie fetter, runder Pilze ausbreitete, die sich so gruppierten, dass sie den Windungen einer zusammengerollten Schlange ähnelten.
    »Es hatte die Größe eines Brotlaibs, als ich es das erste Mal gesehen habe«, fuhr Derek fort. »Das ist kaum eine Stunde her, und schon ist es anderthalbmal so groß.«
    Der Pilz war schwarz, so glänzend schwarz wie geölter Gummi, und hatte hellgelbe, amöbenähnliche Flecken mit orangefarbenem Rand. Dass Molly ihn für eine Schlange gehalten hatte, war verständlich, denn er sah giftig und bösartig aus.
    »Der Regen ist keine Waffe«, sagte Derek und ließ sich neben dem Pilz auf ein Knie nieder. »Er ist ein Instrument zur radikalen Veränderung der Umwelt.«
    Molly hockte sich hinter ihn und äugte über seine Schulter. »Das verstehe ich nicht ganz«, sagte sie.
    »Aus dem Ozean wird Wasser gesaugt und irgendwo aufbereitet – wo, weiß ich auch nicht, vielleicht in über uns schwebenden Raumschiffen, die größer sind, als wir uns vorstellen können. Offenbar wird das Salz entfernt, denn der Regen ist nicht salzig. Außerdem werden Samen hinzugefügt. «
    »Samen?«, wiederholte Neil.
    »Milliarden winzige Samen«, sagte Derek, »mikroskopisch kleine Samen und Sporen, ferner die Nährstoffe und die Bakterien, die diese Pilze brauchen, um zu gedeihen. Das alles wird auf die Welt heruntergeschüttet, auf jeden
Kontinent, auf jeden Berg und in jedes Tal, in jeden Fluss, jeden See, jedes Meer.«
    Fast flüsternd sagte Neil mit belegter Stimme, in der Angst und Ehrfurcht mitschwangen: »Das ganze Spektrum der Vegetation aus einer anderen Welt.«
    »Bäume und Algen«, spekulierte Derek, »Farne und Blumen, Gräser und Flechten, Pilze und Moose, Kräuter, Ranken, Stauden … nichts davon hat das menschliche Auge je gesehen, und nun ist es unausrottbar in unseren Erdboden und unsere Ozeane gesät.«
    Schwarz mit gelben Flecken. Glänzend. Fruchtbar. Unendlich seltsam.
    War dieses ungesunde Ding tatsächlich aus einer Spore gewachsen, die mit Planung und Bedacht durch die dunkle, kalte Öde des Weltraums transportiert worden war?
    Das Frösteln, das sich in Mollys Körper ausbreitete, war anders als alles, was sie bisher erlebt hatte. Es war kein lokales Zittern im Nacken oder am Rückgrat entlang, und es durchbebte sie auch nicht wie ein unsteter Hauch der Ewigkeit, sondern es dauerte an. Aus den Höhlungen ihrer Knochen und der rotgelben Masse ihres Marks schien eine Kälte zu kommen, die sich bis in jede Zelle in sämtlichen Extremitäten ausbreitete.
    »Wenn diese außerirdischen Gewächse aggressiv sind«, sagte Derek, »und diesem Exemplar nach zu urteilen, dürften sie sich erbarmungslos ausbreiten, dann werden sie über kurz oder lang die ganze auf der Erde heimische Flora verdrängen, wenn sie sich nicht sogar davon ernähren.«
    »Diese wunderschöne Welt«, murmelte Molly, denn das Frösteln in ihrem Körper war von einer tiefen Trauer begleitet, von dem Gefühl eines Verlusts, über den sie nicht nachzudenken wagte.
    »Alles wird verschwinden«, sagte Derek, »alles, was wir lieben, die Rosen und die Eichen, die Ulmen und die Kiefern – ausgerottet.«

    Schwarz und gelb lagen die plumpen Gewächse aufeinander, röhrenförmige Pilze, die sich zur Form einer augenlosen Schlange zusammenfügten. Glatt und von einem glänzenden Ölfilm überzogen. Üppig. Wuchernd und erbarmungslos.
    » Wenn einige von uns durch irgendein Wunder die

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