Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Auge schauen? Vor dem, was da geschieht, kann man sich nirgendwo verstecken!«
    »Wir verstecken uns schon nicht«, versicherte ihm Molly. Von plötzlich aufwallender Paranoia erfasst, beschloss sie allerdings, ihm nicht zu verraten, was sie vorhatten.
    »Wenn die hier in die Berge vordringen, die Aliens, dann weiden sie euch aus wie Fische und lassen euch zappelnd auf der Straße liegen«, sagte Tewkes.
    Weder Molly noch Neil reagierten auf diese Bemerkung. Was sie verstörte, war allerdings weniger die düstere
Prophezeiung des Kneipenwirts als vielmehr die Art, wie er sie äußerte.
    Tewkes hatte nicht in warnendem Ton gesprochen, sondern mit Hass und Hohn in der Stimme. Es hatte fast den Anschein, als hoffte er, dass die beiden so ein grausames Schicksal ereilte, und als bereitete ihm die Vorstellung, wie sie sich ausgeweidet in Todesqualen wanden, ein perverses Vergnügen.
    Aus seinem einst so fröhlichen Mönchsgesicht war jegliche Freundlichkeit gewichen. Nun sah er eher wie ein wütender Gorilla aus, richtig primitiv, hinterhältig und berechnend wirkte seine Miene. Er hatte rote Flecken im Gesicht vor kaum unterdrückter Erregung, und sein Haarkranz stand chaotisch gesträubt vom Kopf ab, als hätte er im Zorn vergeblich versucht, sich die Haare auszureißen.
    Als die beiden sich abwenden wollten, torkelte er einen Schritt näher, sodass sein Bier überschwappte. »Wenn ihr da rausgeht, solltet ihr auf eure Weichteile aufpassen«, sagte er. »Das rotäugige Aasgezücht pirscht sich heran!«
    Erneut Eliot – aus einem Mund, von dem man es am wenigsten erwartet hätte: Das rotäugige Aasgezücht pirscht sich heran …
    »Schon wieder«, sagte Neil, der das Werk des Dichters zwar bei Weitem nicht so gut kannte wie Molly, aber gemerkt hatte, wie wenig diese Worte zur normalen Ausdrucksweise des Wirts passten.
    Molly musterte das verkniffene rote Gesicht und die fiebrigen Augen von Tewkes, die stärker glänzten, als durch den Widerschein des Kerzenlichts zu erklären gewesen wäre. Was sie sah, waren Hohn, Verachtung und Hass. Die angeschwollenen Adern an seinen Schläfen pochten, die Nasenflügel waren aufgebläht, und die zusammengebissenen Zähne bewegten sich vor und zurück, als wollte er sie in seiner Wut zu Pulver zermahlen.

    Molly begriff nicht, wie in dem zuvor so umgänglichen Kneipenwirt von einem Augenblick auf den anderen derart bittere Gefühle entstanden waren. Vor allem aber: Wieso richtete sich seine Feindseligkeit ausgerechnet gegen sie, wo sie ihn doch kaum kannte und nie etwas getan hatte, was ihn hätte erzürnen oder auch nur ärgern können?
    Tewkes hob seinen Krug, nahm einen Zug, hielt das Bier mit aufgeblähten Backen kurz im Mund und spuckte es dann vor Mollys Füßen auf den Boden.
    Neil wollte auf den Wirt zutreten, doch Molly hielt ihn mit einer leichten Berührung zurück. Als Virgil knurrte, brachte sie ihn zum Schweigen, indem sie einfach seinen Namen flüsterte.
    Falls Russell Tewkes überhaupt noch auf irgendeine Weise der Mensch war, der er einmal gewesen war, so war er nun ohne jeden Zweifel auch noch etwas anderes. Ein Parasit, ein gefleckter Pilz oder irgendein anderes unheilvolles Ding war in seinen Verstand und sein Herz eingedrungen.
    Die Stimmung in der Kneipe war umgeschlagen. Molly konnte die Veränderung zwar nicht riechen oder schmecken, und sehen konnte sie auch nichts, doch sie spürte etwas Scharfes, Ätzendes. Zudem legte sich eine Dunkelheit über den Raum, die nichts mit dem Stromausfall zu tun hatte und durch noch so viele Kerzen nicht gemildert werden konnte, sondern der Dunklen Materie im Universum ähnelte, die man nicht sehen kann, von deren Existenz man aber wegen ihrer bedrohlichen Schwerkraft weiß.
    Molly wollte weg von hier. Rasch.
    Fünf der anwesenden Kinder befanden sich nun bei der Gruppe von Deputy Tucker Madison, also bei den Kämpfern, die aus der Bank eine Festung machen wollten. Sie würden umgehend aufbrechen.
    Das sechste, ein neunjähriges Mädchen, hatte sich zu seinen Eltern gesellt, die zu den Zauderern gehörten. Zwischen
Daumen und Zeigefinger zwirbelte es nervös eine Strähne seines glänzenden blonden Haars, und in seinen hübschen saphirblauen Augen spukten all die verstümmelten Gespenster, die es im Spiegel gesehen hatte.
    Die Kleine sagte, ihr Name sei Cassie, und sie versuchte zu lächeln, als Molly ihr ein Kompliment wegen ihres Haars machte, doch das Lächeln misslang.
    Cassies Eltern, besonders ihre Mutter, reagierten

Weitere Kostenlose Bücher