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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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unter den gegenwärtigen Umständen verhießen das seltsame Licht und der alles verschleiernde Nebel Chaos und Gewalt.
    Der Nebel roch nach gar nichts. Offenbar hatte der Regen keinerlei Geruch hinterlassen.
    Eine Phase der Eroberung der Erde war zu Ende gegangen.
    Eine neue und gewiss noch erschreckendere Phase hatte begonnen.
    In jedem Ende ist ein Anfang, und vielleicht bedeutete dieser Anfang für Molly und Neil das Ende aller irdischen Dinge, den letzten Todesstoß.
    Die Sichtverhältnisse waren extrem unbeständig. Selbst wenn man still stand, konnte man im einen Augenblick nur knapp zwei Meter weit sehen, im nächsten drei oder vier, nie mehr als sechs, und manchmal sah man nur die ausgestreckte Hand.
    Eine Schar Menschen quoll aus der Kneipe, aber viele blieben auch mit ihrem flüssigen Trost und ihren Illusionen drinnen hocken. Wer herausgekommen war, wurde schon nach wenigen Schritten zu einer schemenhaften Gestalt mit der gedämpften Stimme einer von Binden umwickelten Mumie.
    In diesem langsam wallenden, sich ständig verändernden purpurnen Gewölk schien eine Taschenlampe nützlich zu sein. Als Neil es jedoch mit seiner versuchte, brach sich ihr Strahl auf eigenartige Weise in den schwebenden Wassertröpfchen,
sodass er nichts enthüllte und das Auge nur noch mehr verwirrte.
    Neil knipste die Lampe wieder aus und steckte sie ein. »Ist sowieso besser, wenn man beide Hände für die Flinte frei hat«, sagte er.
    Molly hatte ihre Pistole gezogen, sobald sie aus der Tür getreten war. Dennoch fühlte sie sich nicht besser bewaffnet als ein mit einem Blasrohr ausgestatteter Steinzeitmensch, der durch einen unvermuteten Zeitsprung auf ein modernes Schlachtfeld voller Panzer und lasergesteuerter Raketen versetzt worden ist.
    Eine Gruppe von Widerstandskämpfern machte sich auf den Weg zur Bank, zu Fuß und in enger Marschordnung. Rasch verklangen ihre Schritte und dann auch ihre Stimmen.
    Eine zweite Gruppe fuhr in einem Geländewagen und einem Pick-up davon, um im unteren Teil der Stadt zu Norman Lings Supermarkt vorzustoßen. Obwohl die Autos dahinschlichen, verschwanden sie bald im Schlund des Nebels; einen Moment später wurde auch ihr Scheinwerferlicht verschluckt.
    Das Geräusch der Motoren wurde rasch leiser und verwandelte sich in der Entfernung in ein heiseres Brummen, das sich anhörte, als würden irgendwo weit unten in der violetten Dunkelheit Urzeitwesen durch endlose Sümpfe tappen.
    Molly machte sich Sorgen, der Hund könnte zu weit vorauslaufen und in den wallenden Wolken verschwinden, doch sie hoffte, dass er gehorchen würde, wenn sie ihn zurückrief. Der Nebel würde ihre Suche erschweren, aber nicht mehr, als es der trommelnde Regen getan hätte.
    »Los, Virgil«, sagte sie, »an die Arbeit!«
    Der Hund schien zu verstehen, was sie meinte, und ging in einem Tempo voraus, dem sie folgen konnten.

    Sie gingen in der Mitte der Straße, mit zurückgeschlagener Kapuze, aber noch im Regenmantel, falls es wieder losging.
    Schon nach wenigen Schritten hörten sie eine verzweifelte Stimme irgendwo im Nebel: »Helft mir! So helft mir doch!«
    Der Hund blieb stehen und stellte die Ohren auf.
    Molly lauschte in alle Richtungen, um den Ursprung der Rufe zu bestimmen.
    »Woher kommt das?«, fragte Neil.
    »Kann ich auch nicht sagen.«
    Da erklang die flehende Stimme wieder, diesmal mit einem Anflug von Qual: »Bitte! Ist denn niemand da? O Gott, so helft mir doch!«
    Molly erkannte die Stimme. Sie gehörte Ken Halleck, dem Postangestellten mit dem Backenbart und dem breiten Lächeln.
    Mit Flinte und Heugabel hatten Ken und sein siebzehnjähriger Sohn Bobby den Eingang der Kneipe bewacht.
    Als Molly aus der Tür getreten war, hatte sie nicht bemerkt, dass die beiden verschwunden waren. Das Ende des Regens, die anbrechende Dämmerung und der violette Nebel hatten sie von allem anderen abgelenkt.
    »Ich höre doch jemand«, sagte Halleck mit vor Qual und Furcht bebender Stimme. »Bitte, lasst mich hier nicht alleine leiden! Ich habe solche Angst!«
    Virgil ortete den Standort Hallecks und ging einige Schritte weit in diese Richtung, dann blieb er mit gesenktem Kopf stehen. Seine Nackenhaare sträubten sich. Er knurrte leise, offenbar eher, um seine Gefährten zu warnen, als um der Bedrohung zu trotzen, die er im Nebel wahrnahm.
    Molly zögerte, doch als Halleck erneut rief, diesmal mit noch qualvollerer Stimme als vorher, konnte sie ihn nicht
einfach ignorieren, selbst wenn er – wie die Reaktion des

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